Mehr Gerechtigkeit oder mehr Verwirrung?
Lange wurde der Videobeweis im Fussball gefordert. Jetzt gibt es ihn beim Confed Cup – und die Diskussionen sind fast so gross wie vorher.

Am Ende des Spiels war die Verwirrung komplett. Bei der Partie Chile gegen Kamerun wendete Schiedsrichter Damir Skomina aus Slowenien in der Nachspielzeit zum zweiten Mal den Videobeweis an. Erst hatte er ein Tor von Eduardo Vargas nicht anerkannt, dann liess er sich von seinem Assistenten am Bildschirm umstimmen.
Die Spieler standen währenddessen ratlos auf dem Rasen des Moskauer Spartak-Stadions. Und viele Zuschauer dachten, dies sei der Schlusspfiff, als Skomina nach 65 Sekunden entschied: Tor für Chile, 2:0 durch Vargas. Dabei blieb es dann.
Insgesamt viermal wurde die Frage «Tor oder kein Tor» am Sonntag bei den beiden Spielen zwischen Chile und Kamerun (2:0) sowie Portugal und Mexiko (2:2) erst nach einer Befragung des Video-Referees entschieden. Und damit wurden Stärken und Schwächen dieses Systems gleich am ersten Wochenende des Turniers offensichtlich.
In allen vier Fällen wurde durch den Videobeweis ein korrekter Entscheid herbeigeführt. Ein erster Treffer von Vargas gegen Kamerun wurde zunächst an-, dann aber wieder aberkannt. Der Stürmer war knapp im Offside gestanden. Bei seinem Tor zum 2:0 lief es genau umgekehrt. Auch beim Spiel Portugal gegen Mexiko zahlte sich der Einsatz der Technologie aus. Ein Offside-Tor für den Europameister wurde nach Rücksprache mit dem Video-Schiedsrichter nicht gegeben. Beim 2:1 durch Cedric Soares ergab die Sichtung der Bilder: alles korrekt.
«Wichtig ist: Es wurden die richtigen Entscheide getroffen», sagte Kameruns Trainer Hugo Broos. «Der Videobeweis kann etwas sehr Wichtiges werden. Das hat sich heute gezeigt.» In allen vier Fällen dauerte die Entscheidungsfindung allerdings auch sehr lange und stiftete dadurch viel Verwirrung. Nach Chiles vermeintlichem Führungstor hatten die Südamerikaner schon ausgiebig gejubelt, und auch Kameruns Team stand längst wieder zum Anstoss bereit. Erst dann entschied der Referee: doch kein Tor.
Gerade diese Szene zeigte zudem: Manchmal sind Abseitspositionen selbst mithilfe bewegter Bilder nur schwer zu erkennen. Einen anderen kritischen Punkt sprach Portugals Trainer Fernando Santos an: Wann wird der Videobeweis eingesetzt und wann nicht? «Der Video-Referee wurde nur bei unseren Toren benutzt, obwohl die Szene vor dem 2:2 auch sehr komplex war», sagte er.
Gemäss Reglement wird nur bei entscheidenden Situationen wie Toren, Abseits, Roten Karten oder Penaltys eingegriffen. Und noch befindet sich der Videobeweis nur in der Testphase. Ob er in einem Jahr auch bei der Weltmeisterschaft in Russland eingesetzt wird, ist noch nicht entschieden.
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