Mehr Spass mit Schläpfer
Klotens neuer Trainer wünscht sich Siege und einen neuen Geist. Sein erstes Training geriet zur Show.

Der EHC Kloten hat keinen neuen Trainer geholt, sondern einen neuen Star. Das ist schwer zu bestreiten nach den Szenen, die sich am Mittwochmorgen in der Swiss-Arena abspielen.
Schon eine Viertelstunde vor Trainingsbeginn installiert ein Dutzend Kameraleute seine Arbeitsgeräte, begrüssen sich Journalisten und Donatoren am Spielfeldrand, suchen Fans den besten Platz auf der Tribüne. Auf dem Eis ist kein Mensch, liegen nur ein paar Dutzend verstreute Pucks. So wie vor jedem x-beliebigen Training, zu dem sich vielleicht zwei, drei Neugierige verlieren.
Doch es gibt eben kein x-beliebiges Training mehr, seit der EHC am Dienstag «Kevin kommt an Bord!» vermeldete. Seit diesem Tag hat der Club ein neues Gesicht, und ob Radio, Zeitung, TV oder Newsportal: Alle wollen es sehen, beobachten, filmen, befragen, beschreiben.
Video: Entweder/Oder mit Kevin Schläpfer
Um 10.51 Uhr erscheint es auf dem Eis. Zwanzig Minuten später als angekündigt, und das passt. Der Auftritt von Kevin Schläpfer wirkt wie eine Reverenz an früher, als Rockkonzerte noch nicht minutengenau starteten – sondern dann, wenn der Star bereit war. Und Schläpfer ist eben um 10.51 Uhr bereit.
Erst zurückhaltend, dann heiser
Sein Gig beginnt zurückhaltend und endet mit heiserer Stimme. Zuerst richtet der 47-Jährige ein paar Worte ans Team, überraschenderweise auf Englisch. Er gestikuliert, zeigt mit seinem Stock in alle Himmelsrichtungen. Dann überlässt er die Trainingsleitung Niklas Gällstedt, dem Schweden, der nach vier Spielen als Chef nun wieder Assistenzcoach ist.
Während Gällstedt Regie führt, fährt Schläpfer durchs Spalier seiner Spieler. Spricht mit Roman Schlagenhauf, den er in seiner ersten Saison als Biel-Trainer schon betreute. Passiert Patrick von Gunten, mit dem er noch in der NLB zusammenspielte. Auch Steve Kellenberger ist ihm aus dem Seeland vertraut, ansonsten kennt er die Klotener bloss als Gegner. «Ein Abtasten» nennt Schläpfer später das erste Training, «man muss ja nicht gleich alles auf den Kopf stellen.»
Wegen des grossen Andrangs werden die Journalisten danach in zwei Gruppen aufgeteilt: erst Zeitungen, dann Bildmedien. Und so sitzt Schläpfer in einer leeren Garderobe und gibt Auskunft. Darüber, wie er am Montag ans Tennisturnier nach Basel fuhr – und dort keinen Ballwechsel sah, weil er ständig in Sachen Kloten am Telefon war.
Zusage am Montagabend
Wann genau er die Zusage gab, will einer wissen. Mit entwaffnendem Charme blickt Schläpfer zum Reporter eines Boulevardblatts und fragt: «Wann war das?» Rundum Gelächter, Schläpfer ist im Element. Und antwortet dann doch präzis: «Am Montagabend um zehn.»
Er hat es vermisst, dieses Gefühl von Verantwortung, Interesse, Gefragtsein. Schläpfer erzählt, wie er vor dem Training eine kurze Ansprache in der Kabine hielt und seine Vorstellungen erklärte: «Das Leben macht viel mehr Spass, wenn man gewinnt – und ich will Spass haben.» Wie ungewohnt die ersten Schritte auf Schlittschuhen noch waren, nachdem er wegen seines Knie-Infekts neun Monate lang auf Rollstuhl und Krücken angewiesen gewesen war. Wie ihm Präsident Lehmann zugesichert habe, künftig mit vier Ausländern antreten zu wollen – «sie müssen ja nicht so viel kosten», so Schläpfer. Und wie es zwar schade sei, dass Verteidiger Bäckman nun wochenlang fehle – «aber ich bin kein Trainer, der viel über Verletzte spricht».
Schläpfer entschuldigt sich nachdrücklich für das beleidigende T-Shirt, mit dem er am Sonntag beim Cupspiel in Olten fotografiert wurde, blickt nochmals kurz in die Runde. «Wars das?», fragt er mit schon heiserer Stimme die Zeitungsreporter, «was kommt als Nächstes?» Die Antwort steht vor der Tür: Die TV-Leute warten schon.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch