Mehrere Tote bei Demonstration in Bangkok
Die thailändische Regierung liess in Bangkok Camps von Demonstranten räumen. Bei der Aktion kamen drei Demonstranten und ein Polizist ums Leben.
Bei neuen Unruhen in Bangkok sind mindestens vier Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Nach einem Polizeieinsatz gegen die Belagerer von Regierungsgebäuden teilten die Behörden mit, es seien drei Zivilisten und ein Polizist tot.
Die Polizei teilte mit, 24 Beamte seien verletzt worden, einer davon habe durch Bombensplitter schwere Wunden davongetragen. Die städtische Notfallbehörde sprach von insgesamt mehr als 60 Verletzten in Bangkok, das von Schüssen und Explosionen erschüttert wurde.
Polizist von Heckenschütze getötet
Der getötete Polizist sei in den Kopf geschossen worden, sagte der Landespolizeichef. Ein Heckenschütze habe von einem Dach herunter auf Polizisten gefeuert. Beamte seien auch mit Granaten beschossen worden. Augenzeugen berichteten von Schusswechseln in der Altstadt von Bangkok. Eine Polizeisprecherin sagte jedoch, die Beamten hätten lediglich Gummigeschosse eingesetzt und nicht scharf geschossen.
Mit Knüppeln, Schutzschilden und Helmen ausgerüstete Bereitschaftspolizisten gingen in der Altstadt gegen eine Gruppe Demonstranten vor, die Regierungsbüros von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra belagert und sich mit Sandsäcken und Stacheldraht gegen die Sicherheitskräfte gewappnet hatten.
Viele Festnahmen
Zuvor hatten die Regierungsgegner ein Ultimatum für ihren Rückzug verstreichen lassen. Zwar gab es Dutzende Festnahmen, am Ende zog sich die Polizei aber wegen des erbitterten Widerstands zurück.
Am ebenfalls besetzten Komplex des Energieministeriums in Bangkok wurden etwa 150 Demonstranten abgeführt. Es war das erste Mal seit Beginn der Proteste vor gut drei Monaten, dass so viele Regierungsgegner auf einmal festgenommen wurden.
Die neuen Zusammenstösse zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten ereigneten sich in der Nähe bekannter Touristenattraktionen in Bangkok. Am späten Nachmittag kehrte auf den Strassen Bangkoks wieder Ruhe ein.
Yingluck droht Ermittlungsverfahren
Derweil drohte die Antikorruptionsbehörde Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra ein Ermittlungsverfahren an. Sie soll am 27. Februar zu Vorwürfen vernommen werden, sie habe das Regierungsprogramm zum Reisaufkauf trotz Korruptionsvorwürfen und zahlreicher Warnungen nicht gestoppt.
Die Regierung hatte Bauern im Wahlkampf die Abnahme ihrer Ernte zu überhöhten Preisen versprochen. Sie wird den Reis zu diesen Preisen auf dem Weltmarkt aber nicht los. Ein angeblicher Verkauf nach China hat offenbar nie stattgefunden. Zudem sollen der Regierung nahestehende Exportfirmen aus den staatlichen Lagern Reis zu Dumpingpreisen bekommen und profitabel exportiert haben.
Es geht um Verluste im Umfang von fast fünf Milliarden Euro. Sollte Yingluck schuldig gesprochen werden, könne sie ihres Amts enthoben werden.
Proteste seit November
Die Proteste in Thailand hatten sich im vergangenen November an einem von der Regierung befürworteten Amnestiegesetz entzündet, das Yinglucks Bruder, dem früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra, wohl eine Rückkehr aus dem Exil erlaubt hätte.
Die Opposition sieht Yingluck als Marionette ihres Bruders, dem Korruption und Bestechung vorgeworfen werden. Der Shinawatra-Clan ist in weiten Teilen der Mittelschicht von Bangkok und im Süden Thailands verpönt, geniesst aber gerade bei der verarmten Landbevölkerung im Norden grossen Rückhalt.
Die Opposition fordert den Rücktritt der Ministerpräsidentin und die Installation eines nicht gewählten sogenannten Volksrats. Zwar liess Yingluck im Zuge der Proteste am 2. Februar vorgezogene Parlamentswahlen abhalten, allerdings wurden diese von der Opposition boykottiert.
Demonstranten blockierten etwa 10'000 Wahllokale und hinderten so Millionen Bürger an der Abstimmung. Sie sollen nun am 20. und 27. April nachträglich wählen können. Die Wahlkommission will Ergebnisse des Urnengangs erst bekanntgeben, wenn alle Bürger abstimmen konnten.
AP/sda/ldc/chk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch