Meint Musk das ernst? Hat er sich strafbar gemacht?
Die wichtigsten Antworten zu den Überlegungen von Elon Musk, Tesla von der Börse zu nehmen.
Was ist passiert?
«Ich denke darüber nach, Tesla für 420 Dollar pro Aktie von der Börse zu nehmen»: Mit diesem Tweet überraschte Tesla-Chef Elon Musk am Dienstagabend. Die Ankündigung folgte auf einen Bericht der «Financial Times», die schrieb, dass Saudiarabiens Staatsfonds in grossem Stil bei Tesla eingestiegen sei. In einer veröffentlichten E-Mail, die Musk später an seine Mitarbeiter schickte, nannte er als Grund für die geplante Dekotierung, dass er das Unternehmen vor dem wilden «Auf und Ab an der Börse» schützen wollte. Er tweetete zudem, dass der erfolgreiche Abschluss der Transaktion nur von der Zustimmung der Aktionäre abhänge.
Wie reagiert die Börse?
Die Aktie stieg bereits nach dem FT-Bericht und schoss infolge von Musks Tweets weiter in die Höhe – so weit, dass die Technologiebörse Nasdaq den Handel zwischenzeitlich stoppte. Den Tag schloss die Aktie 11 Prozent höher bei 379 Dollar ab – und damit knapp unter dem Allzeithoch. Davon profitierte auch Musk, der 20 Prozent am Unternehmen hält. Seine Anteile waren am Abend 1,25 Milliarden Dollar mehr wert als am Morgen. Sollte er tatsächlich Worten Taten folgen lassen, wäre es die grösste Transaktion, ein Unternehmen von der Börse zu nehmen. Tesla hätte beim genannten Preis einen Wert von 82 Milliarden Dollar.
Was wären die Konsequenzen einer Privatisierung?
Musk müsste keine Quartalsberichte mehr veröffentlichen. Damit könnte er kritischen Fragen von Aktionären aus dem Weg gehen – die er bereits zuletzt als «langweilig» und «nicht cool» bezeichnet hatte. Die Firma wäre nicht mehr unter dem Druck, kurzfristig gute Resultate liefern zu müssen. Musk schrieb denn auch in einer E-Mail an seine Mitarbeitenden, er wolle sich auf langfristige Unternehmensziele konzentrieren. Gleichzeitig wären allerdings die Möglichkeiten, an Kapital zu gelangen, beschränkt. Denn schliesslich hat Musk seit Jahren von der Börse profitiert.
Was würde mit den jetzigen Investoren passieren?
Musk schrieb auf Twitter, er hoffe, dass die beteiligten Investoren bei Tesla blieben – auch ohne Börsenkotierung. Dazu solle ein spezieller Fonds geschaffen werden. Als Beispiel für eine solche Lösung nannte er die Investition des US-Finanzdienstleisters Fidelity bei seiner Firma SpaceX. In seiner Mail an die Mitarbeiter schreibt Musk, dass Anteilhaber in diesem Modell alle sechs Monate Aktien kaufen oder verkaufen könnten. Wie das genau funktionieren soll, ist nicht klar.
Macht Musk Scherze?
Wie ernst es Musk mit seinen Vorschlägen meint, bleibt unklar. Nutzer auf sozialen Medien wiesen darauf hin, dass die Zahl 420 (der genannte Aktienpreis in Dollar) in den USA ein gängiges Codewort für regelmässigen Cannabis-Konsum ist. Der 20. April gilt als inoffizieller Feiertag der Cannabis-Legalisierungsbefürworter. Die Zweifel sind berechtigt – immer wieder hatte Musk nicht ganz ernst gemeinte Dinge über Twitter verbreitet. Am 1. April scherzte er, Tesla sei insolvent. Dass Musk soziale Medien für eine derartige Ankündigung nutzt, wird aber als sehr ungewöhnlich gesehen.
Hat sich Musk strafbar gemacht?
Dass Musk während Handelszeiten kursrelevante Aussagen macht, könnte Konsequenzen haben. Möglich wäre eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC wegen Marktmanipulationen. «Wenn seine Anmerkungen gemacht wurden, um den Aktienkurs zu bewegen, könnte das Manipulation sein oder auch Wertpapierbetrug», sagte Harvey Pitt, ehemaliger Chef der SEC dem US-Sender CNBC. Auch wenn sich zeigen sollte, dass Musk das nötige Kapital für die Privatisierung eben nicht habe, könnte das Folgen haben. Musk müsse den Nachweis erbringen, dass die Finanzierung stehe, sagte Rechtsprofessor John C. Coffee von der Columbia Law School dem Portal Yahoo Finance. «Wenn er dies nicht belegen kann, riskiert er einen grossen Rechtsstreit.»
Hat Musk das Geld für die Privatisierung?
In seinem Tweet gibt Musk dies an – ob dem tatsächlich so ist, bleibt dahingestellt. Zuletzt hatte Tesla einen Verlust nach dem nächsten eingefahren. In Wallstreet-Kreisen waren skeptische Stimmen zu hören, dass ein derartiges Geschäft auf Kredit finanziert werden könne, weil Tesla immer noch Geld verliere. Die Beteiligung Saudiarabiens wird als mögliche Art der Finanzierung genannt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch