Meister ZSC schlittert in die Krise
Durch das 1:4 gegen den SC Bern fallen die Lions unter den Strich. Was fällt Coach Serge Aubin nun ein?
Die Zeit der schönfärberischen Worte ist bei den ZSC Lions vorbei. Sportchef Sven Leuenberger mochte der Feststellung des Interviewers vom Inhouse-TV, es sei eine unglückliche Niederlage gewesen gegen den SCB, nicht viel abgewinnen. Die Berner seien besser gewesen, hielt er fest. Und die Strafe, die dem Team das Genick brach, nicht gerade clever. Noreau liess sich in der 22. Minute von Rüfenacht durch einen Crosscheck provozieren und kickte dem SCB-Raubein das Standbein weg – «Slew Footing» nennt man das, das gibt fünf Minuten plus Spieldauer. Und in diesem fünfminütigen Powerplay zogen die Berner auf 3:0 davon.
Dass es danach schwierig werden würde für den ZSC, war klar. Zumal sich die Offensivabteilung aktuell schwer tut, auch am Sonntag gegen den HCD (1:5) bei der Dernière von Arno Del Curto kaum etwas zustande gebracht hatte. Diesmal setzte es ein 1:4 ab, und das Team wurde mit vereinzelten Pfiffen in die Garderobe verabschiedet.
Der Meisterbonus ist langsam weg, und es ist schade, dass es die Mannschaft nicht versteht, das Publikum zufriedenzustellen, das so zahlreich erscheint. Am Sonntag war das Hallenstadion mit 11'200 Zuschauern ausverkauft gewesen, diesmal kamen 10'313. Sie bekamen einen eintönigen Match zu sehen.
«Das ist inakzeptabel»
Auch Coach Serge Aubin scheute nicht vor einer realistischen Analyse zurück. Am Sonntag hatte er noch von einem einmaligen Ausrutscher geredet, diesmal sagte er: «Die letzten zwei Spiele waren inakzeptabel. Wir müssen aufwachen.» Wieso seine Spieler die Beine kaum bewegen, konnte er sich auch nicht recht erklären. «Sie müssen nicht denken auf dem Eis, sondern einfach das Spiel spielen, das sie lieben, seit sie jung sind.» Dass die Mannschaft Spass hat, davon ist momentan jedenfalls nichts zu sehen. Die ZSC Lions arbeiten Eishockey, nicht ohne Einsatz, aber ohne Inspiration.
Natürlich ist die Verletztensituation schwierig. Es fehlen die Ideen eines offensiven Mittelstürmers wie Suter oder Cervenka oder mal ein überraschendes Dribbling von Wick. Von Nilsson ganz zu schweigen. Dass die Kombination mit Pettersson und Schäppi nicht funktioniert, sollte Aubin inzwischen gemerkt haben. Und Shore ist nach einem Zwischenhoch wieder abgetaucht. Das Team lebt nicht, kann auf Rückstände nicht reagieren, oder zumindest nicht heftig genug. Nach dem 0:3 hatte es mit der Wut im Bauch eine stärkere Phase, etwa zehn Minuten lang, doch sie führte nur zum 1:3 Petterssons (33.) per Penalty. Und obschon momentan recht bieder, so ist der SCB doch routiniert genug, einen Vorsprung über die Zeit zu bringen.
Caminadas Siegesserie
Die Berner konnten es sich leisten, mit der Nummer 2 im Tor anzutreten, mit Caminada. Doch der macht Genoni inzwischen Konkurrenz, hatte alle seine sechs Saisonspiele gewonnen. Zudem zeigte der neue Kanadier Boychuk gute Ansätze.
Vielleicht reagiert beim ZSC Leuenberger ja, indem er auch einen weiteren ausländischen Stürmer sucht, vorzugsweise einen Center. Doch die Reaktion sollte von innen kommen. Nur die Gebrüder Chris und Phil Baltisberger schienen so richtig verärgert und balgten sich im Finish noch mit Bernern.
Es wird nun auch interessant zu beobachten sein, wie Aubin auf die Krise reagiert. Der Kanadier ist ein seriöser Arbeiter, aber er kann das Team noch nicht wirklich mitreissen. Man kommt nicht umhin, daran zu denken, diesem Team könnte ein Trainer guttun, der die Spieler laufen lässt. Einer, der ein solches Eishockey spielen lässt, ist am Dienstag gerade frei geworden.
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