Merkel war 9 Minuten länger beim Papst als Trump – und er lächelte
Der Papst empfängt Angela Merkel und findet sein Lächeln wieder, sogar ein demonstratives. Zu Donald Trump war er griesgrämig.
Auch ein gelöstes, sonniges Lachen kann ein politisches Statement sein – in diesen Zeiten, da die Körpersprache in der Weltpolitik wieder eine gewisse Bedeutung erlangt hat, samt Schubsern und klammerfesten Handshakes, ganz besonders.
Papst Franziskus und Kanzlerin Angela Merkel haben ihre vierte Begegnung im Rahmen einer Privataudienz auch dafür genutzt, sehr viel und sehr herzlich in die Kameras zu lachen. Vielleicht haben sie auch ein bisschen demonstrativ gelächelt.
Vor drei Wochen war Donald Trump beim Papst gewesen, in derselben Bibliothek im zweiten Stock des Apostolischen Palasts, und damals hatte nur der Gast aus Washington gelacht.
Franziskus zog eine Miene, wie man sie von ihm noch selten gesehen hatte. Das Foto vom griesgrämigen Franziskus ging um die Welt.
38 Minuten dauerte das Treffen mit Merkel, obschon der Papst ein volles Tagesprogramm hatte. Auf der Skala solcher Audienzen, die von den Vatikanexperten jeweils mit der Stoppuhr gemessen werden, sind 38 Minuten ein herausragender Wert. Normal sind zwanzig Minuten, gut sind dreissig. Was drüber ist, ist aussergewöhnlich. Bei Trump blieb die Uhr bei 29 Minuten stehen.
«Keine Mauern aufbauen, sondern einreissen»
Merkel war nach Rom gereist, um mit dem Papst über die Agenda des G-20-Gipfels zu reden, der am 7. und 8. Juli in Hamburg stattfinden wird und Spitzenvertreter der führenden Industrie- und Schwellenländer zusammenbringt.
Merkel sagte nach der Audienz, es sei ein «sehr ermutigendes Gespräch» gewesen. Der Papst und sie seien sich einig, dass die Welt auch nach dem Bruch der USA, die «bedauerlicherweise» ihren Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen beschlossen hätten, weiterhin multilateral zusammenarbeite, dass sie Mauern einreisse statt neue aufzubauen. Franziskus habe sich gefreut, dass Afrika im Zentrum des Gipfels stehe. Merkel sprach von «Europas Nachbarkontinent».
Süsses und Beethoven gegen einen Olivenzweig
Die evangelische Pfarrerstochter aus dem Osten Deutschlands und der katholische Oberhirte aus Argentinien sehen die Welt in einigen zentralen Belangen ähnlich, so etwa bei der Sorge um die Umwelt. Franziskus lobte die Kanzlerin einst auch ausdrücklich für ihren Umgang mit der Flüchtlingsfrage.
Franziskus überreichte Merkel ein Kondolenztelegramm, in dem er des verstorbenen Kanzlers Helmut Kohl gedachte. Der Tod des «Kanzlers der Einheit», steht darin, habe ihn «tief bewegt». Kohl sei ein grosser Staatsmann und überzeugter Europäer gewesen.
Zum Ritual von Privataudienzen gehört auch, dass sich Gast und Gastgeber beschenken. Merkel brachte dem Papst aus dessen Heimat drei grosse Gläser «Dulce de leche», einen süssen Brotaufstrich aus Milch – je 830 Gramm. Dazu einen Koffer mit den gesammelten Werken Beethovens, dirigiert von Wilhelm Furtwängler. Der Papst schenkte Merkel drei seiner Schriften auf Deutsch, dazu eine kleine Skulptur aus Bronze – ein Olivenzweig, das Symbol für Frieden.
Nach der Begegnung besuchte Merkel die Ausstellung «La Menorà» in den Vatikanischen Museen, die gemeinsam von der jüdischen Gemeinde und dem Vatikan organisiert wurde und die Geschichte der Menorah nachzeichnet, des siebenarmigen jüdischen Leuchters und Symbols. Die Kanzlerin hätte die Ausstellung schon am Vorabend, nach ihrer Ankunft in Rom, besuchen wollen, erfuhr dann aber vom Tod Helmut Kohls und bereitete stattdessen ihre Erklärung vor. Es handle sich um eine grossartige Ausstellung, sagte Merkel, die von der Verbundenheit des Judentums und des Christentums zeuge.
Die Programmänderung sorgte kurzfristig dafür, dass Tausende Pilger und Touristen auf dem Petersplatz in streng einzäunten Sektoren ausharren mussten, bis der Tross der Dienstautos mit Merkel und Gefolgschaft endlich losfuhr. Unter der Mittagssonne, bei über 30 Grad.
Video – Der US-Präsident bei Papst Franziskus
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