Merz entpuppte sich als Schwinget-Kenner
Bundesrat Hans-Rudolf Merz liess sich von seinem Studienfreund Hans-Ulrich Forrer durch das Kilchberger Schwinget geleiten.
Wann er kommt und wie er kommt, scheint die Schwingerfreunde am 15. Kilchberger Schwinget nicht zu kümmern. Auch als Bundesrat Hans-Rudolf Merz (FDP) kurz vor elf Uhr beim Säulibrunnen aus der Karosse steigt, gesellen sich lediglich einige Einheimische zur aufspielenden Harmonie Kilchberg.
Gemeindepräsident Hans-Ulrich Forrer (FDP) stört das ebenso wenig wie Regierungsrätin Rita Fuhrer (SVP). Sie strahlen beide schwarz behutet an der Seite des Bundesrates im strömenden Regen. Er, der quasi als zweite Wahl nach Kilchberg eingeladen wurde, weil Bundespräsident Pascal Couchepin erst am Nachmittag abkömmlich gewesen wäre, mag seinen Hut nicht aufsetzen und Kilchberg und seinem Studienkollegen Forrer noch kein Lachen schenken.
«Ich weiss, was ein Brienzer ist»
Nach dem Apéritif ist Hans-Rudolf Merz gesprächiger – obwohl Kilchberg Wein aus Couchepins Heimat aufgetischt hat. Bedächtig, den Hut noch immer in der Hand, schreitet er im Ehrentross durch den Gabentempel, schaut sich die Mountainbikes, Bauernmöbel und Uhren an. «Ich weiss sehr wohl, was ein Brienzer oder Aufreisser ist», sagt er, deutet die Schwünge scheu an und zeigt damit, dass er alles andere als eine bundesrätliche Notlösung ist. Im Appenzellerland sei er mit dem Schwingsport gross geworden. Selbst in die Hosen steigen würde er dennoch nie, auch nicht für einen Gag. «Dafür habe ich vor dem Sport und denen, die ihn ernsthaft betreiben, viel zu viel Respekt», sagt er. Nur einer, der auch hinter der Tradition stehe, habe das Recht dazu. Auf einmal wird er herzlich von welschen Schwingerfreunden begrüsst und parliert mit ihnen auf Französisch.
Auch Rita Fuhrer sagt, sie verstehe etwas vom Schwingen. Doch selbst geschwungen hat auch sie noch nie. «Würde ich auch nie», sagt sie und lacht herzlich.
Gemeindepräsident Forrer mag derweil den Tag nicht genug loben. «Für Kilchberg ist so ein Anlass ein Freudentag», sagt er. Für ihn wohl auch, weil er seinen Studienfreund Hans-Rudolf Merz in seine Gemeinde holen konnte. «Vor sechs Jahren, als das Schwinget zum letzten Mal stattfand, war ich ja noch nicht im Bundesrat, und in sechs Jahren werde ich es wohl nicht mehr sein», sagt Merz lakonisch. Vor den Treicheln bleiben Merz und Forrer, der ihm keinen Meter von der Seite weicht, stehen. Er würde keinen Gebrauchsgegenstand als Gabe auswählen, sagt der Bundesrat, denn Möbel, Fahrrad und Uhr habe er ja schon. «Da blieben noch die Treicheln.» Forrer schliesst sich ihm an: «Für mich gilt das Gleiche, auch wenn ich es nur zum Gemeindepräsidenten gebracht habe.»
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