MH 370 und MH 17: Radprofi hatte zweimal Glück
Unglaubliche Schicksale: Der Niederländer Maarten de Jonge entging zweimal knapp der Katastrophe. Anders eine australische Familie: Sie verlor bei beiden Unglücksflügen der Malaysia Airlines Angehörige.
Mindestens zwei Familien und der niederländische Radprofi Maarten de Jonge können bei all der Trauer um die 298 Toten ihr eigenes Glück kaum fassen: Sie entgingen dem sicheren Tod auf dem Flug MH 17 der Malaysia Airlines.
De Jonge entschied sich im letzten Moment für einen anderen Flug. «Im letzten Moment habe ich beschlossen, einen Flug am Sonntag zu nehmen, weil er 300 Euro billiger war. Es gab nur noch einen freien Platz, den ich sofort reserviert habe», berichtete er in verschiedenen niederländischen Medien und auf Twitter. «Es hat mir also das Leben gerettet, dass ich Geld sparen wollte.»
Besonders erstaunlich ist der Fall des 29-jährigen Radprofis, weil dieser beinahe bereits an Bord des verschwundenen Unglücksflugs MH 370 gesessen war. Damals reiste De Jonge am selben Tag von Kuala Lumpur nach Peking, weil er an einem Rennen in Taiwan teilnehmen wollte. Nur per Zufall buchte er einen anderen Flug, der fünfzig Minuten später startete. «Ich habe all die Menschen von Flug MH 370 in der Wartehalle sitzen sehen», sagte De Jonge dem «Algemeen Dagblad».
Zu spät gekommen
Ebenfalls Glück hatte Barry Sim, der unbedingt mit der Unglücksmaschine von Amsterdam nach Kuala Lumpur fliegen wollte, weil seine Frau Nour Azaani mit ihrem drei Monate alten Baby bereits ein Ticket für diesen Flug hatte. «Ich habe also mein Reisebüro gebeten, mich auf denselben Flug wie meine Familie zu buchen», erzählte Sim der niederländischen Zeitung «Algemeen Dagblad». Für den Flug MH 17 am Mittag gab es aber keinen Platz mehr, weshalb die ganze Familie den Abendflug buchte. «Wir wollten nicht getrennt reisen», sagte Sim.
Eine andere Familie, die über Kuala Lumpur zu einer Beerdigung nach Australien reisen wollte, kam zu spät zum Flughafen, um noch Tickets für den Flug MH 17 kaufen zu können. «Es ist ein bisschen unwirklich», sagte die Frau, mit einem kleinen Mädchen mit blonden Locken im Arm, dem Lokalfernsehsender AT5. «Ich kann es kaum glauben.»
Angehörige auf beiden Flügen verloren
Unglaubliches Unglück hatte hingegen eine australische Grossfamilie. Kaylene Mann kann es nicht glauben. Innerhalb eines halben Jahres hat die Australierin zwei Angehörige verloren. Beide starben bei Unglücken mit einem Flugzeug der Malaysia Airlines.
Als am 8. März Flug Nummer MH 370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwand, befanden sich Manns Bruder Rod Burrows und dessen Frau Mary in der Unglücksmaschine.
Jetzt folgte der nächste Schicksalsschlag für Mann: An Bord von MH17 befand sich ihre Stieftochter Maree Rizk. Rizk war mit ihrem Mann Albert auf dem Rückweg von einem vierwöchigen Urlaub in Europa.
Die Nachricht von dem neuerlichen Unglück habe das Leid wieder in die Familie zurückgebracht sagte Greg Burrows, ein Bruder von Kaylene Mann. «Es ist ein erneuter Stoss in die Eingeweide», sagte er. Seine Familie versuche zu verstehen, wieso sie gleich zwei Mal von so einem schrecklichen Unglück heimgesucht werde, sagte er. Seine Stimme stockte dabei.
«Joep war ein Mann, der keine Grenzen kannte»
Einige Passagiere befanden sich auf dem Weg zur 20. Internationalen Aids-Konferenz in Melbourne in Australien, die am Sonntag beginnt. Das Academic Medical Center Hospital in Amsterdam erklärte, auch der renommierte Aids-Forscher Joep Lange und seine Kollegin Jacqueline van Tongeren seien an Bord der Maschine gewesen. «Joep war ein Mann, der keine Grenzen kannte», hiess es in einer Erklärung des Krankenhauses. «Er war eine grosse Inspiration für jeden, der etwas gegen die Aids-Tragödie in Afrika und Asien tun wollte.»
In Genf teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO mit, dass ihr Sprecher Glenn Thomas getötet worden sei. Auch der 49 Jahre alte Brite befand sich demnach auf dem Weg zur Aids-Konferenz. «Er wird uns mit seinem Lachen und seiner Leidenschaft für die öffentliche Gesundheit in Erinnerung bleiben», sagte sein Kollege Gregory Hartl.
Die niederländische Minkema-Schule in Woerden verlor drei Schüler. Ihre Identität wurde nicht veröffentlicht. Die Rektorin öffnete die Einrichtung für Schüler, Eltern und Lehrer, damit sie sich gegenseitig beistehen können.
Auch der politische Aktivist Pim de Kuijer und der Senator Willem Witteveen von der Sozialdemokratischen Partei PvdA kamen ums Leben.
Familie verliert drei Kinder
In Kuala Lumpur wartete die 67 Jahre alte Akmar Mohamad Noor vergeblich auf ihre ältere Schwester, die sie zum ersten Mal seit fünf Jahren besuchen wollte. «Sie rief mich kurz vor dem Boarding an und sagte: Wir sehen uns bald», erklärt die Frau völlig aufgelöst.
Auch der 68 Jahre alte Nick Norris aus der westaustralischen Stadt Perth und seine drei Enkel im Alter von acht, zehn und zwölf Jahren kamen bei dem Absturz ums Leben.
Der englische Premier-League-Club Newcastle United teilte mit, dass zwei seiner Fans getötet wurden. Sie waren auf dem Weg nach Neuseeland, wo der Verein mehrere Testspiele absolvieren sollte.
AFP/AP/mw
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