Migräne war gestern: Jetzt setzen Frauen Weidezäune ein
Landi-Vorstoss?Mit ihrem neuen Standort in Hegnau ist die Landi weiter in die Agglo vorgerückt. Urbane Menschen dürfen sich über die Artikel für Landwirte freuen. Von Thomas Bacher Also erst einmal zur Klärung: Man geht nicht in den Landi, sondern in die Landi einkaufen. So viel Vorwissen muss sein, um sich nicht lächerlich zu machen. Ansonsten kann sich der durchschnittliche Agglo-Bewohner mit 4-Zimmer-Mietwohnung, Balkon und Zweitauto in der Landi ganz normal bewegen, auch wenn der erste Besuch eine Entdeckungsreise in unbekannte Welten bedeutet. Denn die Landi ist zwar auch Detaillist, Elektrogeschäft, Baumarkt, Kleiderladen und Gartencenter, bringt dem urbanen Menschen aber vor allem die Landwirtschaft näher – und ein bisschen von der guten alten Zeit zurück. Das ist auch für den durchschnittlichen Agglomeraner interessant, denn viele der angebotenen Artikel lassen sich mit etwas Kreativität sehr gut zweckentfremden. Wer zu Hause einen Tiger hält, für den sind beispielsweise die 10-kg-Säcke mit Katzenfutter sehr interessant. Und wenn die Kinder wieder nach Süssigkeiten betteln, dann kommen Eltern mit den Belohnungsleckerli für Pferde wesentlich billiger. Da kostet die 5-kg-Packung nämlich nur Fr. 14.90. Für dieses Geld kriegt man gerade mal ein Päckli Guetsli und zwei Tafeln Schoggi. Auch für die überteuerten Chips gibt es einen Ersatz. Sparsame stellen für den Fernsehabend einfach einen Salzleckstein auf den Couchtisch. Der ist günstig und auch mit Apfelaroma zu haben. Wer es herzhaft mag, knabbert dazu noch Pferde-Ergänzungsfutter mit Knoblauch. Das stärkt das Immunsystem, hält die Fliegen fern und kräftigt die Hufe, was ja nie schlecht ist. Doch irgendwo hat die Sparsamkeit Grenzen. Denn auch wenn die vielen preisgünstigen Produkte zur Euterpflege für junge, preisbewusste Väter eine Versuchung darstellen müssen; und selbst wenn die stillende Frau zu Hause sagt, sie komme sich vor wie eine Milchkuh. Sie möchte wahrscheinlich nicht, dass man ihr Holzwolle, kühlendes Eutergel und Melkfett nach Hause bringt. Eine super Sache sind dagegen die Hühnereier aus Gips, mit denen man an Ostern beim Eiertütschen der grosse Sieger sein wird – ausser es kommt einer auf die gemeine Idee, ein Ei aus gehärtetem Stahl einzusetzen. Die Gipseier sollen Hühner dazu animieren, mit dem Eierlegen etwas vorwärts zu machen. Unter dem Jahr können die Dinger also gut dem Hund ins Körbchen gelegt werden. Vielleicht reisst sich der Flohfänger dann ja mal am Riemen und leistet einen Beitrag für den Frühstückstisch. Für Kreative ist die Landi ein wahres Eldorado. Da findet man zum Beispiel einen ziemlich potenten Unkrautvertilger, mit dem man mit der richtigen Dosierung etwa «der Hauswart ist doof» auf den gepflegten Rasen schreiben kann. Noch besser sind die Markierungsstifte und -sprays für Vieh, erhältlich in den Trendfarben rot, grün und blau. Modebewusste färben damit ihren Hund passend zur Kleidung ein. Künstler können sich mit einem spontanen Graffito auf der Perserkatze selbst verwirklichen. Für Ehemänner gibt es eine grosse Auswahl an Seilen. Mit denen lässt sich die Gattin prima in der Küche festbinden. (Danke an dieser Stelle der Redaktionskollegin für diesen konstruktiven Input.) Die humanere Variante wären Umhängeglocken – davon gibt es ebenfalls ein paar schöne Exemplare im Angebot –, mit denen sich die Frau wenigstens stets gut lokalisieren lässt. Doch auch Frauen kommen in der Landi auf ihre Kosten. Um sich vor den ungeschickten Annäherungsversuchen des Gatten zu schützen, müssen sie fortan nicht mehr Migräne vortäuschen, sondern können einfach einen elektrischen Weidezaun um ihre Bettseite ziehen. Und wenn der «Söiniggel» auf die Stromstösse stehen sollte, gibts immer noch das Viehmessband, das in seiner Bedienungsanleitung nichts an Deutlichkeit vermissen lässt: «Einfach Brustumfang messen und Schlachtgewicht ablesen.»
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