Mit dem Veloverbot macht der Bundesrat den Kindern keinen Gefallen
Sollen Kinder unter acht Jahren auf Strassen nicht mehr Velo fahren dürfen? «Nein», sagen Pädagogen. Kinder sollen sich früh an den Verkehr gewöhnen.

Ein Veloverbot für Knirpse gehört zu den 60 Massnahmen des Bundesrates für mehr Verkehrssicherheit (TA von gestern). Ob das Veloverbot für unter Achtjährige auf öffentlichen Strassen kommt, ist offen. Es gibt dazu eine Vernehmlassung. Heute dürfen Kinder ab Schuleintritt auf der Strasse fahren. Die Verantwortung für den Schulweg liegt im Kanton Zürich bei den Eltern.
Die Winterthurer Kindergärtnerin Monika Rieser kann mit einem Verbot nichts anfangen. «So lernen die Kinder ja gar nicht Velo fahren.» Rieser hat drei Töchter im Alter von 7, 12 und 14 Jahren. Die jüngste kurvt mit ihrem Velo im Geiselweidquartier herum. Dort gilt Tempo 30. Es hat aber auch Autos auf den Quartierstrassen. «Alle drei Töchter sassen schon im Chindsgialter auf dem Velo.» Bei Fahrten auf verkehrsreichen Hauptachsen begleitet sie die jüngste Tochter. Diese muss dann hinter oder vor ihr fahren. An schwierigen Kreuzungen oder bei mehreren Spuren darf die Siebenjährige aufs Trottoir ausweichen. «Eltern müssen das Velofahren mit ihren Kindern üben und sie mitnehmen, nur so lernen sie es.»
Diese Ansicht vertritt auch der Erziehungswissenschaftler Marco Hüttenmoser, der das Netzwerk Kind und Verkehr betreut. Hüttenmoser hält gar nichts von einem Verbot. «Diese Massnahme darf nicht durchkommen. Das wäre ein Schuss hinten raus.» Viele Kinder bewegen sich während Stunden pro Tag auf ihren Velos im Freien. «Mit einem Verbot behindert man ihre motorische Entwicklung und die Fähigkeit, mit dem Verkehr umzugehen.»
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) unterstützt das vorgeschlagene Verbot. Erst im Alter von acht Jahren könne ein Kind laut Verkehrspsychologen die Gefahren auf der Strasse erkennen, die Tempi der Autos und die Distanzen abschätzen, sagt eine BfU-Sprecherin. Die Organisation Road Cross begrüsst ein Verbot, um die Kinder zu schützen, wie eine Sprecherin meint. Zu prüfen sei aber, ob man die Trottoirs für Velo fahrende Kinder freigeben und die Veloprüfung früher ansetzen könne. Heute findet diese in der fünften oder sechsten Klasse statt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch