ZoomMit den Waffen einer Frau
Mit ihren Bildern von Frauen bewegt sich Kate Bellm exakt in der Mitte zwischen Sexismus und weiblichem Empowerment.

Nackte Brüste, knappe Hosen, lange Beine, laszive Blicke und aufreizende Posen. Die 1987 in London geborene Fotografin Kate Bellm spielt mit den Klischees der Aktfotografie und bedient sie zugleich.


Auch wenn ihre Models, die allesamt aus ihrem Freundeskreis stammten, wie sie versichert, vor Selbstbewusstsein nur so strotzen und ihre körperlichen Reize allem Anschein nach mit viel Spass vor der Kamera präsentieren, kommt man nicht umhin zu fragen, ob hier nicht einmal mehr jener männliche Blick bedient wird, der alles zum Objekt macht, was er erfasst. Feministisch ist bei diesen «unbändig schönen Akten, die eine berauschende Erzählungen bilden und eine romantische und unkonventionelle Atmosphäre verströmen», wie der Verlag schwärmerisch meint, wohl nur, dass sie von einer Fotografin stammen.


Was man auf den Bildern zu sehen bekommt, das könnte gerade so gut von einem Mann aufgenommen sein, von Helmut Newton zum Beispiel, der ja ebenfalls super starke Frauen fotografiert hat. Sie haben sich in ihrer Perfektion in ähnlicher Weise unnahbar und unverführbar dargestellt, wie das die Frauen auf Kate Bellms Fotos tun. In diesen Bildern, die «Weiblichkeit mit Faszination porträtieren», wie der Verlagsprospekt betont, als ob das etwas Spezielles sei, wird «Eleganz, Sexualität und weibliches Empowerment» miteinander verbunden.




Und in der Tat, mit dem Begriff des Empowerments, der weiblichen Selbstermächtigung, sind wir wohl genau da, wo uns diese Fotografien haben wollen. Denn keines dieser Bilder erweckt den Eindruck, dass hier jemand gegen seinen Willen in genau jenen Posen sich darstellt, die seit mindestens 150 Jahren zur erotischen Fotografie gehören.
Das Buch hat den deutschen Fotobuchpreis gewonnen.
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