
Man stelle sich vor, die Coronakrise würde durch eine Versorgungskrise verschärft: Die Geschäfte wären leer, der Verkehr stünde still, das Stromnetz fiele aus. Ein Ausfall der Stromversorgung wäre brutal. Das wird nie passieren? Von wegen: Strommangel ist so wahrscheinlich wie eine Pandemie, nur der Schaden wäre noch grösser. Dies hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz vor fünf Jahren publik gemacht.
Heute, drei Jahre seit der Lancierung der Energiestrategie 2050, ist unsere Stromversorgung unsicherer geworden. Da die Schweiz und ihre Nachbarn gleichzeitig Grosskraftwerke ausser Betrieb nehmen, ohne sie durch gleichwertige Stromerzeuger zu ersetzen, wird der Strom von Jahr zu Jahr knapper, vor allem im Winter, wenn die Natur rau ist.
Die Pandemie hat gezeigt, worauf es in einer Krise ankommt: auf menschliche Solidarität, einen Staat, der die Bevölkerung schützt, und wirksame Massnahmen. Der Kontrast zur aktuellen Energiepolitik könnte nicht schärfer sein. Hier geben Träume – Energiewende – den Ton an, der Staat setzt das Gemeinwohl aufs Spiel (unzuverlässige und teure Stromproduktion) und setzt Massnahmen durch, die fürs Weltklima nichts bringen und ein Vermögen kosten (CO2-Abgaben). Unsere Energiepolitik hat den Menschen aus den Augen verloren.
Unsere Energiepolitik beruht auf der Überzeugung, dass der Mensch eine Last für die Natur sei.
Nach der christlichen Lehre gab Gott dem Menschen Vernunft, damit er verstehen kann, und Freiheit, damit er entscheiden kann. Aus christlicher Sicht soll der Mensch mit Achtung und Fürsorge über die Natur herrschen. Sein Handeln soll vom Gemeinwohl geleitet sein.
Unsere Energiepolitik ist nicht mehr vom Gemeinwohl geleitet. Sie beruht auf der Überzeugung, dass der Mensch eine Last für die Natur sei und dass sein Handeln zu beschränken sei. Der Mensch selbst wird als Problem angesehen.
Das Ergebnis ist eine unmenschliche Energiepolitik: Energie, die ständig teurer wird, und eine unzureichende Stromerzeugung, die das zivilisierte Leben gefährdet. Der ursprüngliche Zweck der Energieversorgung – den Menschen aus den Fängen der Naturgewalten, aus Armut und Elend zu befreien und ihm ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen – wird allmählich aufgegeben. Die zunehmende Verknappung der Elektrizität sollte uns heute mit grosser Sorge erfüllen.
Die Energiestrategie 2050 ist der Plan des Bundesrats, aus der Kernenergie auszusteigen, nachdem das Volk sich von 1979 bis 2016 fünfmal dagegen entschieden hatte. Gegen diese Strategie wurde seinerzeit das Referendum ergriffen. Doch die Propaganda von Behörden, Medien und grünen Lobbys bis zur Abstimmung war so stark, dass das Volk, getäuscht oder über die tatsächlichen Folgen einer Energiewende im Ungewissen gelassen, zustimmte.
Eine sichere und günstige Stromversorgung ist ein Segen für alle, ob reich oder arm, jung oder alt, auf dem Land oder in der Stadt.
Die einzige Behörde, die vor den Folgen gewarnt hatte, ist die Eidgenössische Elektrizitätskommission. In ihrem neuesten Bericht stellt sie fest: «Mit den bislang erzielten Zubauraten für Produktion aus erneuerbarer Energie ist es nicht möglich, innert nützlicher Zeit einen angemessenen Anteil der im Winterhalbjahr wegfallenden Winterproduktion aus Kernkraft zu ersetzen.» Deutlicher kann man es nicht sagen.
Rechtsvorschriften sind nicht in Stein gemeisselt. Gesetze, die sich nicht bewähren, können und sollen geändert werden. Der Souverän kann seine Meinung ändern, so wie er, nach wiederholter Ablehnung eines Atomausstiegs, diesem 2017 zustimmte.
Eine sichere und günstige Stromversorgung ist ein Segen für alle, ob reich oder arm, jung oder alt, auf dem Land oder in der Stadt. Sie wird mit der Energiewende zerstört. Die politischen Verantwortlichen müssen sich fernab vom Rampenlicht zusammenraufen und einen Ausweg aus der Sackgasse einer utopischen und wohlfahrtsfeindlichen Energiewende finden. Jetzt.
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Gastkommentar zur Energiepolitik – Mit der Energiewende droht der Blackout
Die erneuerbare Stromproduktion reicht nicht aus, um den Wohlstand zu erhalten. Unsere Energiepolitik hat den Menschen aus dem Blick verloren.