«Mit der Leihmutter hat sich eine enge Freundschaft entwickelt»
CVP-Stadtratskandidat Markus Hungerbühler hat seit wenigen Wochen eine Tochter, die von einer Leihmutter zur Welt gebracht wurde. Er glaubt nicht, dass ihm das schaden wird.

Sie haben eine kleine Tochter, die von einer Leihmutter zur Welt gebracht wurde – erzählen Sie!
Unser Kind ist Ende Mai dieses Jahres in den USA zur Welt gekommen, also jetzt knapp sechs Wochen alt. Mein Freund ist sein leiblicher Vater, die Mutter ist eine anonyme Eizellenspenderin. Mein Freund hat den Prozess in den USA eng begleitet, ich war auch für eine gewisse Zeit vor Ort dabei. Seit zweieinhalb Wochen sind mein Freund und unsere Tochter zurück in der Schweiz.
Sie umgehen damit das Verbot der Leihmutterschaft in der Schweiz. Gibt das keine Probleme?
Wir haben darauf geachtet, dass alles ordentlich und rechtmässig abläuft. In den USA ist die Leihmutterschaft legal, und hier ist mein Partner der rechtmässige und biologische Vater. Ob auch ich als Vater anerkannt werde, wird sich zeigen.
Wer betreut das Kind? Sie oder Ihr Partner?
Generell wir beide. Zurzeit betreut mein Partner das Baby. Später kümmere ich mich einen Monat darum. Danach werden wir eine Nanny anstellen. Jedenfalls wollen wir uns die Erwerbs- und Familienarbeit aufteilen, das ist die Idee. Mit unseren Jobs sollte das vereinbar sein, es ist eine Frage der Organisation.
Wie hat Ihre Familie reagiert?
Sie waren sicher überrascht, freuen sich aber mit uns.
Das Thema Leihmutterschaft wird kontrovers beurteilt. Ist es ethisch in Ordnung, diese Dienstleistung zu beanspruchen?
Ich finde schon, ja. Wenn jemand sich ein Kind wünscht und für dieses Kind da ist, sich um das Kind kümmert, dann spricht nichts dagegen. Es ist in jedem Fall ein wohlüberlegter Entscheid. Aber wenn jemand Mühe hat damit, kann ich das nachvollziehen und akzeptieren. Man kann geteilter Meinung sein.
Eine Frau leiht während Monaten ihren Körper aus, nachher muss sie sich vom Kind trennen. Kann man ihr das zumuten?
Ich habe Verständnis für diese Betrachtungsweise. Jedoch ist es nicht das Kind dieser Frau, biologisch stammt es nicht von ihr ab. Wichtig ist, dass man sich die Sache gut überlegt. Wir haben das bewusst in den USA gemacht wegen der hohen Standards und der Rechtssicherheit. Es war uns wichtig, dass alles korrekt abläuft und legal ist. Und dass mit der Leihmutter alles geregelt ist. Wir hatten von Anfang an die Gewissheit, dass die Frau sich aus eigenem Antrieb für eine Leihmutterschaft gemeldet hat. Und im Übrigen hat sich inzwischen eine enge Freundschaft zwischen uns und ihr entwickelt.
In der Schweiz stehen viele Themen auf der Agenda. Sollen Adoption, Samen- und Eizellenspenden auch Alleinstehenden ermöglicht werden?
Ich bin gesellschaftspolitisch liberal, habe mit diesen Forderungen kein Problem. Aber ich denke, dass man in diesen heiklen Fragen nichts überstürzen sollte. In der Schweiz hat es sich gezeigt, dass die Gesellschaft Veränderungen offen gegenübersteht. Ein Beispiel dafür ist die Fristenregelung. Doch man sollte die Akzeptanz nicht aufs Spiel setzen, indem man zu viel aufs Mal verlangt.
Warum sind Sie in der CVP?
Ich bin der Partei 1994 beigetreten, damals 20-jährig, im Thurgau. Weil ich fest überzeugt bin, dass es Parteien braucht, die kompromissfähig und lösungsorientiert sind. Das war schon immer der Punkt, warum ich in der CVP bin. Der christliche Aspekt spielt eine untergeordnete Rolle, obwohl ich katholisch bin, Kirchensteuern zahle und ab und zu in die Kirche gehe. Ich glaube, dass meine gesellschaftspolitischen Auffassungen auch in der CVP ihren Platz haben. Ich fühle mich in der CVP gut aufgehoben.
Sie kandidieren als Teil eines bürgerlichen Fünfer-Tickets für den Zürcher Stadtrat. Werden FDP und SVP Ihre liberale Haltung mittragen?
Jede Partei hat ihre Kandidaten nominiert. Das Kind aus der Leihmutterschaft ist nun ein sehr persönlicher Aspekt von mir, daran lässt sich nicht rütteln. Ich glaube nicht, dass dieses Thema mir im Wahlkampf schaden wird.
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