Boris Nemzow ist tot, und der Frühling in Russland fällt aus. Der Politiker hatte ihn organisiert, hatte mit den Behörden um eine Genehmigung gerungen, hatte in der Metro Flugblätter verteilt, im Radio und im Internet aufgerufen, an diesem Sonntag auf die Strasse zu gehen – gegen den Krieg, gegen die Krise und für den Frühling. Nun ist der 55-Jährige nicht mehr am Leben, und aus dem Frühlingsmarsch ist ein Trauerzug geworden. Es sind Zehntausende, die sich einer nach dem anderen durch die Metalldetektoren drängen, die die russische Polizei zu jeder Grossveranstaltung aufbaut. Viele halten Plakate mit schwarzen Trauerrändern in den Händen: «Propaganda tötet», steht darauf. Und: «Ich fürchte mich nicht.» Auf dem Banner, das die Demonstranten an der Spitze des Zuges tragen, steht: «Diese Kugeln zielen auf uns alle.»
Mit Hass, Angst und Lügen
Die Ermordung von Oppositionsführer Boris Nemzow zeigt, dass in Russland die Grenze zum politischen Terror überschritten worden ist. Das Regime hat das Land in eine Kampfzone verwandelt.