Mit Köppels Doppelzange isoliert sich die Zürcher SVP
Ohne ihre bürgerlichen Partner schafft es die SVP kaum in den Ständerat. Doch die sind wegen des Duos Köppel und Heer schon jetzt verstimmt.

Die Zürcher SVP hat gerade eine Menge Aufmerksamkeit gewonnen, aber nicht viel Goodwill in jenen Kreisen, auf die sie angewiesen wäre, wenn sie in den Ständerat einziehen will: bei Freisinnigen und Wirtschaftsvertretern. Das ist der Eindruck, nachdem nebst Roger Köppel jetzt auch noch Alfred Heer Ambitionen auf einen Sitz in der kleinen Kammer angemeldet hat.
Besonderes Unverständnis löst das Gedankenspiel der SVP aus, im Herbst mit einer Doppelkandidatur zu den Wahlen anzutreten. Köppel kokettiert mit dieser Idee, weil es ihm zufolge im Sinn der Zürcher Wähler wäre, wenn zwei EU-Kritiker das europafreundliche «Duo Nositsch» ablösen würden. Gemeint sind Ruedi Noser (FDP) und Daniel Jositsch (SP), die vor vier Jahren den Vorzug gegenüber SVP-Kandidat Hans-Ueli Vogt erhielten.
FDP mag nicht mit Köppel
«Die Wähler würden eine Doppelkandidatur sicher zu beurteilen wissen», orakelt Robert E. Gubler. Der Vorsitzende des Forums Zürich, in dem die Zürcher Wirtschaftsverbände vereint sind, ist geübt darin, vor Wahlen Differenzen zwischen den bürgerlichen Parteien überspielen zu müssen. Er warnt: «Die SVP sollte sich das gut überlegen.»
Noch deutlicher wird Hans-Jakob Boesch, Präsident der kantonalen FDP. «Das Hin und Her um die SVP-Kandidatur beschäftigt primär die SVP selbst», sagt er. Das gelte besonders im Fall von Köppel, der mit seinem nicht abgesprochenen Sololauf an Neujahr den eigenen Parteipräsidenten blossgestellt habe.
Doppelkandidatur bedeutet Bruch mit der FDP
Dass eine Doppelkandidatur den Bruch mit der FDP bedeuten würde, versteht sich von selbst. Aber es dürfte für die SVP selbst dann schwierig werden, die Unterstützung des Freisinns zu gewinnen, wenn sie sich auf einen Kandidaten beschränkt. Laut Boesch hat die FDP vor, einen eigenständigen Wahlkampf zu führen. «Sollte die SVP Roger Köppel aufstellen, der offen sagt, es brauche ihn als Gegenspieler zu Ruedi Noser, dann kommt für die FDP-Delegierten eine Unterstützung wohl kaum infrage.»
Regine Sauter, Direktorin der Zürcher Handelskammer, ergänzt, dass der Anti-EU-Reflex so oder so fehl am Platz sei. Der Zugang zum europäischen Binnenmarkt sei für den Standort Zürich von «eminenter Bedeutung». Weil Noser diesem Umstand Rechnung trage, werde er in Wirtschaftskreisen nicht infrage gestellt – insofern sei es verfehlt, wenn die SVP das amtierende Duo aufgrund seiner europapolitischen Haltung zur Abwahl empfehle.
Noser/Jositsch harmonieren
Das stärkste Argument für einen bürgerlichen Schulterschluss vor Ständeratswahlen war in vergangenen Jahren jeweils das der ungeteilten Standesstimme: Die Zürcher Vertreter in Bern dürften sich nicht neutralisieren, um die Interessen des Kantons durchzusetzen. Diesbezüglich gibt das «Duo Nositsch» aber wenig Anlass zur Klage.
Laut Gubler hat dieses in strategischen Fragen, die für die Zürcher Wirtschaftsverbände zentral sind, «zu nahezu 100 Prozent» in deren Sinn abgestimmt. Insbesondere für die bilateralen Verträge und die Reform der Unternehmenssteuern. Boesch wirft ein: «Anders als Jositsch haben die Zürcher SVP-Vertreter im Nationalrat nicht für die Steuervorlage gestimmt – obwohl diese für den Kanton von enormer Bedeutung ist.» Nur Thomas Hess, Geschäftsführer des kantonalen Gewerbeverbands, hält sich mit einem Urteil zurück. Sein Verband hat relativ viele SVP-Mitglieder.
Heer wäre im Vorteil
Die Zürcher Wirtschaftsverbände treffen ihre Wahlempfehlungen zwar erst, wenn die Kandidaturen feststehen. Schon bei den letzten Ständeratswahlen konnten sie sich aber nicht auf eine gemeinsame Kampagne von FDP und SVP einigen – und damals war die Ausgangslage weniger komplex als diesmal.
Gubler ist daher skeptisch, dass ein Schulterschluss noch gelingt. Wenn, dann eher mit Alfred Heer als SVP-Kandidat. Dieser werde als KMU-Vertreter wahrgenommen, der die Interessen der Zürcher Wirtschaft vertrete. Zu Köppel gebe es «keine grosse Nähe».
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