Modernes Gerät ersetzt den FeuerwehrmannDie Nähe zur Stadt ist kein Problem
Die Ortsfeuerwehren am See klagen nicht über knappe Bestände – die Technik erlaubt kleinere Korps, und Freiwillige finden sich genug.
Rekrutierung Von Bettina Bernet-Hug Vor 1991 zählte man im Kanton Zürich bis zu 27 000 Männer in den örtlichen Feuerwehren. Dieser grosse Personalbestand war auf die allgemeine Wehrpflicht in der Feuerwehr für Männer zurückzuführen. Eine Abstimmung im Rahmen der Gleichberechtigung hat dem ein Ende gesetzt: Über 80 Prozent der Stimmberechtigten votierten für die Abschaffung des bestehenden Gesetzes und sprachen sich für eine Feuerwehr auf freiwilliger Basis aus. Wie Kurt Steiner, Chef der kantonalen Feuerwehr, ausführt, konnte durch das Konzept «Feuerwehr 2000», das heisst durch Professionalisierung der Alarmierung und Ausbildung sowie Ausbau des Fahrzeug- und Maschinenparks, die damit unweigerlich einhergehende Reduktion verkraftet werden. Heute gibt es kantonsweit gerade noch 7000 Freiwillige in Ortsfeuerwehren und Stützpunkten undFeuerwehrkommandant300 Berufsfeuerwehrleute in Zürich, Winterthur und auf dem Flughafen. Jürg Kurath etwa, Kommandant der Ortsfeuerwehr Männedorf-Uetikon, hat keine Probleme mit der Rekrutierung von Freiwilligen. «Junge bringen, wenn es ihnen bei uns gefällt, ihre Kollegen mit, wir sind an der Chilbi präsent oder machen Tage der offenen Tür, das ist eine Werbestrategie, die funktioniert.» Man habe im Gegensatz zu früher deutlich weniger Feuerwehrleute zur Verfügung, das bedeute einerseits mehr Einsatz für den Einzelnen. Doch die technischen Möglichkeiten seien viel grösser, man könne effizienter arbeiten als früher. Mundpropaganda funktioniert «Die Ortsfeuerwehren müssen einen Minimalbestand von 60 Leuten ausweisen, in den Stützpunkten sind es mindestens 80», erklärt Kantonsfeuerwehr-Chef Steiner. Kurzfristig könne dieser Bestand auch einmal 10 Prozent kleiner sein, sonst müsse man sich Alternativen wie einen Zweckverband, einen Anschluss- oder einen Zusammenarbeitsvertrag überlegen. «Wir sind aber in der glücklichen Lage, dass wir meistens den Minimalbestand aufbringen», führt Steiner an. Um Neuzugänger zu gewinnen, habe man schon einiges ausprobiert, etwa mit Inseraten und Flyern. «Das erfolgreichste Konzept aber ist die Mundpropaganda», sagt Steiner. Auch aus der Jugendfeuerwehr (14 bis 18 Jahre) könne ein Teil der Mannschaft rekrutiert werden. Danach können sie wechseln. Um in eine Ortsfeuerwehr einzutreten, brauche es keine grossen Anforderungen. Körperliche Fitness für den Atemschutz sei allerdings eine wichtige Voraussetzung. Arbeitgeber weniger tolerant Kurt Steiner sieht aber Probleme: Durch die demografische Entwicklung arbeiten immer mehr Menschen nicht mehr im gleichen Dorf, wo sie wohnen. Dies mache die Einteilung für die Alarmbereitschaft tagsüber immer schwieriger. «In unserer Ortsfeuerwehr haben wir genügend Leute», sagt Hanno Huber, Stabsoffizier der Feuerwehr Stäfa, selbstbewusst. Zurzeit zählt man in Stäfa 68 Freiwillige, die ihre Dienste der Feuerwehr zur Verfügung stellen. Pro Jahr komme man auf zwölf Übungen plus die Einsätze. Wer der Feuerwehr beitritt, absolviert einen einwöchigen Aufbau-Grundkurs der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (GVZ). Die eigene Feuerwehr biete zudem noch eine zusätzliche Grundausbildung an, sagt Huber. «Wir haben den Bestand recht gut im Griff. Ich sehe dies als positives Zeichen für die gute Stimmung, die wir hier in Stäfa haben». Probleme gebe es manchmal mit den Arbeitgebern, die weniger bereit seien als früher, ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, für die Einsätze tagsüber den Arbeitsplatz zu verlassen. «Dabei ist gerade diese Unterstützung wichtig», sagt Huber. In der Feuerwehr Zollikon gibt es ebenso keinen Grund zur Klage. Andreas Tschopp, Feuerwehrkommandant, räumt allerdings einen Unterbestand vor zwei Jahren ein. Es seien viele Leute angeschrieben worden – mit mässigem Erfolg. «Doch durch persönliches Werben konnten wir unseren Bestand wieder erhöhen und einige ortsansässige Junge für unsere Organisation begeistern», erzählt Tschopp. Zurzeit verfügt er über 64 Feuerwehrleute und 21 Seeretter im Alter von 20 bis 45 Jahren. Offiziell kann man bei der Feuerwehr bis zum Alter von 50 Jahren aktiv dabei sein, in Ausnahmen bis zum Alter 52. Für die Zukunft sieht der Zolliker Feuerwehrkommandant Andreas Tschopp allerdings Probleme in den Wohnstrukturen. In der Seeregion mit ihren hohen Mieten falle es jungen Familien schwer, sich niederzulassen. Es sei ein Trugschluss, dass in stadtnahen Gebieten die Rekrutierung schwieriger sei als auf dem Land. Dem sei nicht so, erklärt Kurt Steiner, Chef des kantonalen Feuerwehrwesens. Die diesbezügliche Auswertung von Statistiken würde sogar ein ziemlich heterogenes Bild abgeben. Was man allerdings festgestellt habe, sei ein verändertes Freizeitverhalten der Jungen. Ein Feuerwehrangehöriger bleibe oft nicht mehr 30 Jahre dabei, sondern nur noch rund 10 Jahre. Früher konnte man deshalb erst nach gut 25 Jahren bei der Feuerwehr zum Kommandanten aufsteigen, heute sei dies bereits nach 8 bis 10 Jahren möglich. «Da mussten wir uns dem Zeitgeist anpassen», sagt Steiner. Wirklich schwierig werde es, wenn der Bestand im Kanton auf unter 4500 Feuerwehrangehörige fallen würde. Dann müsste man über eine Teilprofessionalisierung nachdenken. «Davor habe ich aber keine Angst», meint Steiner, «die Kurve ist stabil.»(beh) Für den Kampf gegen die Flammen lassen sich viele begeistern.Foto: Christian Dietz-Saluz
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