Morales fliegt an der Schweiz vorbei Richtung Heimat
Boliviens Präsident Evo Morales hat Wien wieder verlassen. Seine Maschine wurde von österreichischen Grenzbeamten durchsucht – Edward Snowden befand sich nicht im Flugzeug.
Der bolivianische Präsident Evo Morales hat den Flughafen Wien-Schwechat an Bord seines Flugzeugs wieder verlassen. Die Route des Fluges mit der Nummer FAB-001 lässt sich auf Flightradar24.com live verfolgen.
Morales musste in der Nacht auf einem Flug von Moskau in die Heimat einen unfreiwilligen Zwischenstopp einlegen. Eine Website zur Flugverkehrsverfolgung zeigt, wie die bolivianische Präsidentenmaschine bereits über Wien hinausgeflogen war, dann aber noch auf österreichischem Gebiet umkehrte. Nach mehreren Stunden Aufenthalt ist die Maschine schliesslich heute gegen Mittag wieder abgehoben.
Überflugrechte verweigert
Mehrere europäische Staaten – darunter Spanien – hatten dem Flugzeug in der Nacht die Überflugrechte verweigert. Offensichtlich gab es Hinweise, der von den USA gejagte Snowden könne an Bord der Präsidenten-Maschine sein. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) reagiert empört und fordert eine Erklärung.
Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer persönlich musste am Wiener Flughafen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Morales das Problem ausräumen. Anschliessend sagte er vor den Medien: «Der Herr Präsident wird die Flugreise in Kürze fortsetzen.» Er und Morales hätten die Gelegenheit genutzt, um gleich auch ein paar andere Fragen zu besprechen. (Hier ein Video von Fischers Statement.)
Als letztes Land gewährte auch Spanien Überflugrechte und einen Zwischenstopp auf der Kanaren-Insel Gran Canaria zum Auftanken des Flugzeugs, wie das Aussenministerium in Madrid mitteilte.
Flugzeug von österreichischen Zöllnern durchsucht
Nach der Landung in Wien war die Maschine von österreichischen Grenzbeamten durchsucht worden, wie ein Sprecher des Aussenministeriums der Nachrichtenagentur APA sagte. Dabei habe es sich um eine «freiwillige Nachschau» gehandelt, der Morales zugestimmt habe. Die Ergebnisse der Untersuchung seien auch an Spanien weitergegeben worden.
Wie die österreichische Zeitung «Der Standard» berichtet, soll der spanische Botschafter den Wunsch nach einer Inspektion des Flugzeugs sehr diplomatisch angebracht haben. So soll er vorgeschlagen haben, an Bord der Maschine mit Morales einen Kaffee zu trinken.
Auch Frankreich, Italien und Portugal hatten die Überflugrechte verweigert, nach Angaben des bolivianischen Aussenministers David Choquehuanca inzwischen aber gewährt. Das Aussenministerium in Paris bestätigte dies. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete «unter Berufung auf gut informierte Quellen», Italien habe seinen Luftraum für Morales wieder geöffnet.
OAS spricht von «Respektlosigkeit»
«Nichts kann eine Handlung solcher Respektlosigkeit gegen das höchste Amt eines Landes rechtfertigen», erklärte OAS-Generalsekretär José Miguel Insulza in Washington. Ecuador und Argentinien forderten die Einberufung einer ausserordentlichen Sitzung des südamerikanischen Staatenbundes Unasur, um gegen das Überflugverbot Protest einzulegen.
Morales war auf dem Rückweg von einer Konferenz in Moskau. Nach Angaben des Aussenministeriums in Wien befanden sich noch sechs weitere Kabinettsmitglieder an Bord der Maschine, darunter Verteidigungsminister Rubén Saavedra. Dieser sagte dem staatlichen Radiosender Partia Nueva in einem Telefongespräch, die Präsidentenmaschine habe ursprünglich französischen Luftraum überfliegen und einen Zwischenstopp in Lissabon einlegen wollen.
Morales weist Vorwürfe zurück
Morales wies jede Verbindung zu Snowden zurück. «Ich habe mit der Sache nichts zu tun», sagte er der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Bislang habe er gar nicht genau gewusst, wer dieser Snowden überhaupt sei. «Ich kannte nicht einmal seinen vollständigen Namen.»
Nach seiner Flucht vor der US-Justiz aus Hongkong sitzt Snowden seit über einer Woche am Moskauer Flughafen Scheremetjewo fest. Es wird vermutet, dass er sich dort auch derzeit noch aufhält. Die USA haben seinen Pass annulliert.
Snowden hat in einer Vielzahl von Staaten politisches Asyl beantragt – bisher vergeblich. Der Ex-Geheimdienstmitarbeiter hatte Datenspionage der USA und Grossbritanniens im grossen Stil öffentlich gemacht.
AP/AFP/sda/mw
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