Mourinhos emotionaler Ausbruch
Der Trainer von Chelsea erlebt schwierige Tage. Im Spiel gegen Kiew zeigte der Portugiese ungewohnt starke Gefühle.

Quo vadis José Mourinho? Eine Frage, die London, die Premier League, ja ganz Fussball-Europa in den vergangenen Tagen beschäftigte. Der Ruf des Portugiesen ist angeschlagen, seit Wochen ist von Endspielen die Rede, gestern bekam Mourinho eine Stärkung.
«Das ist ein unvergesslicher Moment in meiner Karriere»
Die Fans besangen ihn 90 Minuten lang, sie streckten Plakate in die Höhe: «Er ist einer von uns» oder «José ist der Beste». Seine Spieler dankten es mit einem Sieg, der mit Hängen, Würgen und einem brillanten Freistosstor von Willian erreicht wurde – 2:1 gegen Dynamo Kiew in der heimischen Stamford Bridge.
Jose shows his appreciation to the @ChelseaFC faithful, as applause echoes around Stamford Bridge. #UCLhttps://t.co/41usVNpG2D— BT Sport Football (@btsportfootball) 4. November 2015
José Mourinho bedankt sich bei den Fans
Mourinho war im Stadion die familiäre Unterstützung gewiss. Ehefrau Tami war da, gemeinsam mit den Kindern José Mario junior und Matilde, sie hielten sich unübersehbar – fast schon demonstrativ – hinter der Trainerbank auf. Es hatte etwas Symbolhaftes im Stil von «in schweren Zeiten stehen wir zusammen».
Familie im Stadion – demonstrativ vor den Kameras
Etwas, das Vater Mourinho nie sagen würde, also sagt er nach dem Spiel: «Es ist nicht einfach für 10- oder 12-jährigen Kids, mit einem Chelsea-Shirt in die Schule zu gehen, wenn Chelsea seine Spiele verliert.» Er sprach von Mobbing, das diese jungen Fans aushalten müssen, und davon, dass es für diese wieder leichter werde, weil eben Chelsea gewonnen hatte. Die Kinder – gewollt oder ungewollt – sie wurden zur Metapher für Mourinho und seiner Situation.
Er selbst erlebte Tage der Destabilisierung. Carlos Ancelotti wurde bereits zum Nachfolger hochstilisiert, ein Chelsea-Profi steckte der BBC den brisanten Satz «Ich würde lieber verlieren, als für Mourinho zu gewinnen».
Terrys Plädoyer
Captain John Terry sagte nach dem Kiew-Spiel: «Nach einigen lächerlichen Geschichten kann ich versichern, dass wir zu einhundert Prozent hinter unserem Trainer stehen.» Und er fügte mit Nachdruck an: «Ich habe noch nie in meiner Karriere einen Spieler so etwas sagen hören. Ein Spieler, der so etwas sagt, würde niemals die Kabine verlassen.» Die Wende, so Terry, schaffe der Club nur mit Mourinho.
Dieser sprach nach dem Sieg gegen Kiew von einem «unvergesslichen Moment in meiner Karriere», die Unterstützung des ganzen Stadion rührte ihn – es sind Sätze, die beim gefühlskalten 52-Jährigen einem emotionalen Ausbruch gleichkommen. Er winkte bei den Ovationen den Fans zu, klopfte in Dankbarkeit auf sein Herz und wollte nicht mehr aufhören zu sprechen:
«Als ich zurückkam und wir im ersten Spiel gegen Hull spielten, da hiess mich das Stadion willkommen, es war unglaublich. Aber nicht zu vergleichen mit heute. Der heutige Support kommt in einem Moment, in dem die Resultate nicht gut sind, in dem die Leute mein Ende herbeisehnen.»
Das hämische Mourinho-Lachen gibt es noch
Mourinho war erleichtert, pries die schönen Seiten des Fussballs und haderte nicht einmal am Schiedsrichterentscheid aus der ersten Halbzeit, als Costa regelwidrig im Strafraum zu Fall gebracht wurde und er das hämische Mourinho-Lachen lachte.
Am Ende des Abends verriet Mourinho gar, weshalb seine Familie anwesend war. Die Tochter hatte Geburtstag, es war die einzige Möglichkeit, sie zu sehen.
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