Mowag baut rund 30 Prozent der Belegschaft ab
Keine Aufträge: Die zum US-amerikanischen Rüstungskonzern General Dynamics gehörende Mowag in Kreuzlingen baut 270 von rund 900 Stellen ab.
Die GDELS-Mowag reagiert auf die aktuell schlechte Auftragslage, teilte das Unternehmen heute mit. Ein Teil des Abbaus von 270 Stellen soll durch Frühpensionierungen und natürliche Fluktuation abgefedert werden.
GDELS steht für General Dynamics European Land Systems. Die Mowag gehört seit zehn Jahren zum US-Rüstungskonzern. Hergestellt werden in Kreuzlingen und anderen Produktionsstätten in Europa gemäss GDELS-Homepage gepanzerte Ketten- und Radfahrzeuge, Amphibienfahrzeuge, Brückensysteme, Artilleriesysteme und Munition.
Schrumpfung nach Wachstumsphase
In den vergangenen Jahren konnte die GDELS-Mowag vom stark wachsenden Kundenbedürfnis nach geschützten Fahrzeugen für UN-Friedensmissionen profitieren, wie es im Communiqué heisst. Wegen enger Lieferfristen habe die Firma die Kapazitäten massiv erhöhen müssen. Laut Unia werden heute 928 Mitarbeiter beschäftigt.
Der Markt sei inzwischen jedoch geschrumpft, die Konkurrenz gewachsen. Diesen wirtschaftlichen Tatsachen und dem damit verbundenen Auftragsrückgang könne sich GDELS-Mowag nicht entziehen, heisst es.
Sozialplan
Der Stellenabbau soll möglichst schonend umgesetzt werden. Ein Teil werde durch Frühpensionierungen und natürliche Fluktuation abgefedert, wie Geschäftsführer Mark Diedrichs im Communiqué zitiert wird. Das Rüstungsunternehmen bedauere die Auswirkungen, die diese Entscheidung für die betroffenen Mitarbeiter haben werde.
Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung, der Gewerkschaft, dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau und dem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) werde an einer möglichst sozialverträglichen Lösung gearbeitet, schreibt die Mowag weiter.
Die betroffenen Mitarbeiter würden bei der beruflichen Neuorientierung und der Stellensuche bestmöglich unterstützt. Zudem werde ein Sozialplan erarbeitet, der auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen eingehe und deren jeweilige persönliche Lage berücktsichtige. Lehrlinge sind vom Abbau nicht betroffen.
Kritik der Gewerkschaften
Die Gewerkschaft Unia reagierte postwendend mit einem Communiqué auf den angekündigten Stellenabbau: «Die Mitarbeitenden büssen für die falsche Geschäftspolitik des US-Rüstungskonzerns General Dynamics». Die Mowag müsse endlich die Weichen stellen in Richtung eines zivilen, nachhaltigen Unternehmens, fordert die Gewerkschaft.
Die Gewerkschaft Syna hofft laut Communiqué, dass sich der Mutterkonzern General Dynamics mit einem Nettojahresgewinn von 564 Millionen US-Dollars sich der sozialen Verantwortung bewusst sei und dies im Sozialplan spürbar werde. Auch die Syna kritisiert scharf, die GDELS-Mowag habe es verpasst, ihre Prozesse anzupassen.
Die Gewerkschaft «Angestellte Schweiz» fordert die Mowag auf, «kühlen Kopf zu bewahren» und ihre Vorschläge seriös zu prüfen. Man wolle sich dafür einsetzen, dass möglichst viele Stellen erhalten bleiben, beispielsweise mit der Einführung von Kurzarbeit.
«Schwerer Schlag für den Werkplatz Kreuzlingen»
Der Kreuzlinger Stadtammann Andreas Netzle schreibt in einem Communiqué von «einem schweren Schlag für den Werkplatz Kreuzlingen». Der Stadtrat sei «schockiert». Die Exekutivbehörde sei auch erst wenige Stunden vor der öffentlichen Bekanntgabe über den «drastischen Stellenabbau» bei GDELS-Mowag informiert worden.
Der Thurgauer Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor Kaspar Schläpfer sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, die Mowag sei seit 2007 stark gewachsen und habe nach dem Stellenabbau wieder gleich viele Mitarbeitende wie vor fünf Jahren. Für die betroffenen Mitarbeitenden sei der angekündigte Stellenabbau «ein Unglück».
Fachkräfte nicht chancenlos
Schläpfer hat die Hoffnung, dass angesichts des herrschenden Fachkräftmangels die Chancen für die entlassenen Mowag-Leute nicht allzu schlecht sind, rasch wieder im Arbeitsmarkt unterzukommen. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit werde seinen Teil dazu leisten.
Die Mowag ist seit vielen Jahren die grösste Arbeitgeberin in der Region Kreuzlingen. Laut Unia sind vom Stellenabbau auch zahlreiche Zulieferer in der Region betroffen. Der Abbau von 270 Stellen sei für die ganze Region Ostschweiz gravierend, schreibt die Unia.
SDA/rub
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