Chancenlos in LausanneMüde ZSC Lions gehen torlos in die Pause
0:2 verlieren die Zürcher in der Vaudoise aréna, es hätte auch 0:5 oder 0:6 werden können. Relevanter ist die Frage: Entwickelt sich das Team unter Rikard Grönborg in die richtige Richtung?

Die ZSC Lions haben sich die Pause verdient. Wegen ihres verspäteten Einzugs in ihre neue Heimarena wussten sie, dass sie phasenweise ein intensives Programm haben würden. In Lausanne bestritten sie ihre neunte Partie in 15 Tagen – so oft wird nicht einmal in der NHL gespielt. Es war denn auch ein äusserst matter Auftritt der Zürcher gegen den Vorletzten der Liga, der 2:0 gewann, aber mit etwas mehr Glück im Abschluss auch 5:0 oder 6:0 hätte siegen können. So überlegen war Lausanne.
Für die Waadtländer war es ein äusserst wichtiger Sieg, nachdem der Trainerwechsel von John Fust zum NHL-erfahrenen Geoff Ward nicht die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Zumindest kurzfristig nicht. Der Sieg gegen die Zürcher war der fünfte im zehnten Spiel unter dem Kanadier – immerhin. Das Erreichen des Pre-Playoff ist immer noch in Reichweite, die direkte Playoff-Qualifikation scheint für die Lausanner indes nicht mehr realistisch. Das ist enttäuschend für den Club, der unter Petr Svoboda so viel investiert hat.
Die ZSC Lions hingegen sind nach 27 von 52 Spielen auf Kurs, sie liegen auf Rang 3, mit zwölf Punkten Vorsprung auf das siebtplatzierte Zug. Zur Erinnerung: Die Top 6 sind automatisch fürs Playoff qualifiziert. Und doch fällt es schwer, angesichts der Auftritte der Zürcher in den ersten Saisonmonaten euphorisch zu werden.
Es fehlt an Dynamik und Überraschungsmomenten
Das Kader wurde nochmals verstärkt, vor allem in der Defensive mit den Zuzügen von Goalie Hrubec und den Verteidigern Kukan und Lehtonen. Die Zürcher haben denn auch am wenigsten Gegentore (56) kassiert, doch in der Offensive können sie ihre Klasse viel zu selten ausspielen. Es fehlt an der Dynamik und an Überraschungsmomenten, meistens setzten sich die ZSC Lions trotzdem durch, dank ihrer Routine und Klasse. Doch man fragt sich: Wohin trägt sie das noch in diesem Winter?
Die Vorgabe ist klar: Nach dem denkwürdig knapp verpassten Meistertitel von Frühjahr, als sie ein 3:0 im Final gegen Zug verspielten, muss der Titel das Ziel sein. Aber eine Entwicklung der Mannschaft ist nicht wirklich zu erkennen. Dass die Zürcher vor der Pause drei von fünf Spielen verloren, kann man mit ihrem gedrängten Pensum erklären. Aber man hat nicht das Gefühl, dass hier eine Meistermannschaft am Entstehen ist. Das Team spult sein Programm ab, meist okay, selten so richtig begeisternd. In der Champions League enttäuschte es erneut, scheiterte es im Achtelfinal an Skelleftea.
Was einen zur Frage führt: Traut die sportliche Führung Coach Rikard Grönborg und seinen beiden schwedischen Assistenten zu, das Feuer noch zu entfachen? Grönborg coacht sehr konservativ, nimmt kaum je Umstellungen vor und hat jene Spieler, auf die er setzt – und jene, an die er offensichtlich nicht mehr glaubt. Es wirkt alles sehr festgefahren.
Die Zukunft der zweifachen Weltmeistercoaches ist geregelt, er wechselt auf nächste Saison zum finnischen Spitzenclub Tappara Tampere. Und wie sieht die kurz- und mittelfristige Zukunft der ZSC Lions aus? Die Pause gibt der sportlichen Führung um Sportchef Sven Leuenberger Gelegenheit, sich ein paar grundsätzliche Gedanken zu machen.
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