Musk liefert Details zu seinem Börsen-Tweet
Der Tesla-Gründer erklärt, wie er seine Firma von der Börse nehmen will. Und was er meinte, als er sagte, die Finanzierung dafür sei «gesichert».

Mit seiner Ankündigung auf Twitter, Tesla von der Börse nehmen zu wollen, löste Elon Musk einen enormen Aufruhr aus. Meint er das wirklich ernst, und hat er mit seinem Tweet gegen Börsenrecht verstossen? Und vor allem: Wie will er den Rückkauf der Aktien finanzieren? Diese Fragen beschäftigen seither die Wirtschaftswelt.
Eine Woche nach dem aufsehenerregenden Tweet liefert Musk in einem Blogeintrag nun Details zu seinen Plänen. Er habe mit dem saudiarabischen Staatsfonds PIF bereits seit fast zwei Jahren über einen Rückzug des Unternehmens von der Börse gesprochen. Auch seit seiner Ankündigung letzte Woche habe er immer wieder Kontakt zu den Saudis gehabt, die sich jüngst mit fast fünf Prozent an Tesla beteiligt hatten.
«Offensichtlich verfügt der saudiarabische Staatsfonds über mehr als genug Kapital, um eine solche Transaktion durchzuführen», schreibt Musk. Das Interesse der Saudis habe ihn auch zu der Mitteilung veranlasst, die Finanzierung seiner Privatisierungspläne sei gesichert. Nach mehreren Treffen habe er keine Zweifel gehabt, «dass ein Deal mit dem saudiarabischen Staatsfonds geschlossen werden könnte und dass es nur darum ging, den Prozess in Gang zu bringen».
«Ich hielt es für richtig und fair»
Musk macht auch klar, dass ein Grossteil des benötigten Kapitals für den Rückzug von der Börse durch Aktien aufgebracht und nicht durch Schulden finanziert werden solle. Berichte über einen Kapitalbedarf von angeblich mehr als 70 Milliarden Dollar bezeichnet er als masslos übertrieben. Und er verteidigt die Art und Weise, wie er seine Pläne verkündete: «Ich habe die Ankündigung am vergangenen Dienstag gemacht, weil ich es für richtig und fair hielt, dass alle Investoren zur gleichen Zeit die gleichen Informationen hatten.»
Bei Experten kommen Musks Erklärungen nicht gut an. Anstatt die offenen Fragen zu beantworten, habe er neue aufgeworfen, schreibt Brooke Masters, Kolumnistin bei der «Financial Times». Es sei zwar nicht verboten, Firmen-News mit einem Statement auf Twitter anzukündigen. Aber die Mitteilung dürfe nicht irreführend sein. Sollte sich herausstellen, dass Musk übertrieben hat, als er die Finanzierung als «gesichert» bezeichnete, hätte er Investoren getäuscht. Darum solle Musk endlich klar sagen, wie der aktuelle Stand der Verhandlungen mit dem saudischen Staatsfonds sei, fordert Masters.

Musks Blogeintrag mache klar, dass die Finanzierung seines Vorhabens alles andere als gesichert sei, schreibt auch Bloomberg-Kolumnist Matt Levine. Musk habe sich zwar «nett mit dem saudiarabischen Staatsfonds unterhalten». Aber definitiv verpflichtet habe sich dieser nicht. Bevor Musk seine Ideen also einfach auf Twitter in die Welt hinausposaunte, hätte er sich besser von Anwälten und Kommunikationsexperten beraten lassen, so Levine.
«Von gesicherter Finanzierung kann nicht die Rede sein. Die Juristen werden sich nun auf ihn stürzen.»
Musks Erklärung zu seinem Tweet mache «alles nur schlimmer», schreibt das deutsche «Handelsblatt». Von gesicherter Finanzierung könne keine Rede sein. Dafür reiche ein Treffen mit Vertretern des saudischen Staatsfonds und die Ankündigung, man sei in Verhandlungen, nicht aus. Die Juristen würden sich nun auf Musk stürzen. Investoren, die nach der Ankündigung vergangene Woche Aktien gekauft haben, könnten nun ebenso klagen wie die verhassten Leerverkäufer, die auf sinkende Kurse spekuliert hatten. Musks Verhalten an der Börse sei «stümperhaft», was zeige, dass er als privater Unternehmer tatsächlich besser aufgehoben wäre. «Bis dahin, lieber Herr Musk: Lassen Sie Ihre Tweets bitte von Juristen gegenlesen!»
(fko, angereichert mit Material der Nachrichtenagentur SDA)
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