Mysteriöse Schau über eine Ikone der Neuzeit
In der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden ist vom 10. März bis 24. Juni «Jacqueline Kennedy Onassis. Eine romantische Ausstellung von Jan de Cock» zu sehen.
Grossflächige Skulpturen in geometrischen Formen ziehen sich durch die Räume der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Nichts an den abstrakten Kunstwerken verweist auf das Thema der Ausstellung. «Jacqueline Kennedy Onassis. Eine romantische Ausstellung von Jan de Cock» heisst sie und ist vom 10. März bis 24. Juni zu sehen.
Die bewusst aus erkennbar billigen Baumarkt-Materialien zusammengesetzten Arbeiten des belgischen Künstlers stehen in krassem Widerspruch zu dem, was man sich unter einer romantischen Ausstellung über die legendäre Jackie vorstellt. «Die Erwartung des Publikums wird gebrochen, die Besucher sollen sich auf eine ganz andere Ästhetik einlassen», erklärt Kunsthallen-Direktor Johan Holten das Konzept.
Wiederkehrende Muster auf verschiedenen Ebenen
Genaues Hinsehen lohnt sich, denn Jan de Cock hat verschiedene Ebenen aufgebaut. Da sind zunächst die sperrig wirkenden Skulpturen, zusammengesetzt aus verschiedenen Elementen. Wer ihnen von Raum zu Raum folgt, erkennt wiederkehrende Muster und Rhythmen, die innerhalb eines Kunstwerks, aber auch von einer Arbeit zur nächsten variiert werden.
«Die Skulpturen weigern sich, sich auf eine bestimmte Deutung festlegen zu lassen. Jeder muss seine eigene Interpretation dieser Arbeiten suchen», sagt Holten: «Im Laufe der Ausstellung sieht man sich ein in das Vokabular des Künstlers». Holten wolle die Besucher darin schulen, sich Kunstwerke zu erschliessen.
Neben den raffiniert inszenierten Blickachsen und Ausblicken in weitere Räume lassen sich auch romantische Elemente entdecken. Da liegen Teile einer scheinbar zerborstenen antiken Säule auf dem Boden, weist eine nach antikem Vorbild geschaffene Frauenfigur mit Lorbeerkranz weiter in den nächsten Raum.
De Cock setzt auf Vorstellungskraft der Besucher
Dann gibt es die Texte an den Wänden. Sie beschreiben nicht die tatsächlich ausgestellten Arbeiten, sondern eine virtuelle Ausstellung in der Ausstellung. In ihnen werden Szenen geschildert, die der Besucher nur in seiner Vorstellung sehen kann.
Da ist zu lesen, in welcher eleganten Robe die schöne Jackie Kennedy Onassis gerade wen trifft. Lord Byron zum Beispiel oder Oscar Wilde. Richtig, diese berühmten Künstler waren zu Lebzeiten der Heldin schon längst tot. Es sind romantische Fantasien. In ihnen greift Jan de Cock den Ikonencharakter von Jacqueline Kennedy Onassis auf. Eine ganze Generation von Frauen projizierte ihre Träume von einem Leben in Schönheit und Reichtum auf Jackie.
Aber es gibt nur die Beschreibungen imaginärer Momente. Und in den in allen Räumen ausgelegten Büchern finden sich viele Bilder, aber nicht eines von Jacqueline. Der Künstler umkreist sein Thema, streut indirekte Hinweise. Aber er verweigert sich konsequent jeder direkten Aussage. «Die Ausstellung ist komplex. Sie besteht aus Fragmenten, die sich nicht zu einer Einheit fügen», sagt Holten. In Baden-Baden wartet eine Herausforderung für die Besucher.
Ausstellung wurde eigens für die Kunsthalle geschaffen
Die Ausstellung wurde in vier Wochen Aufbauzeit eigens für die Räume der Kunsthalle geschaffen. Nach den Einzelausstellungen, die Jan de Cock in berühmten Museen wie der Frankfurter Schirn und dem Museum of Modern Art in New York hatte, ist dies ein Erfolg für den jungen Kunsthallen-Direktor. Das Stadtmuseum Baden-Baden beteiligt sich an «Jacqueline Kennedy Onassis» mit dem romantischsten Fragment dieser Ausstellung: Vor einer typischen De-Cock-Skulptur sitzt ein geflügelter Engel aus dem Museumsbestand und scheint tief versunken in den Anblick des modernen Kunstwerks vor ihm.
dapd
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