Nach dem Everest-Drama wird der Ruf nach Einschränkungen laut
Am höchsten Berg der Welt ist es zu drei tödlichen Unfällen gekommen. Zwei Menschen werden noch vermisst. Ein früherer Präsident der Nepalesischen Bergsportvereinigung fordert Konsequenzen.

Am Wochenende sind am Mount Everest drei Bergsteiger ums Leben gekommen. Es handelt sich dabei um einen 61-jährigen Deutschen, einen 44-jährigen Südkoreaner und eine aus Nepal stammende Kanadierin.
Der Arzt Eberhard Schaaf aus Aachen sei gestern beim Abstieg auf der Südflanke an der Höhenkrankheit gestorben, teilte der Tour-Organisator Asian Trekking Adventure heute mit. Die Leiche des Südkoreaners, der seit Samstag vermisst wurde, sei am Tag darauf an einer als Balkon bekannten Stelle entdeckt worden.
Deutsche sammelten Müll ein
Laut «Spiegel online» wagte Schaaf zusammen mit dem 68-jährigen Paul Thelen den Aufstieg zum Gipfel. Die beiden waren für Eco Everest Expedition unterwegs, wie «Bild online» schreibt. Zusammen mit Gleichgesinnten schafften sie Müll vom Dach der Welt. In fast 60 Jahren seit der Erstbesteigung hätten sich schätzungsweise 50 Tonnen Abfall angesammelt.
Die Kanadierin Shriya Shah (33) starb nach nepalesischen Behördenangaben gestern ebenfalls an der Höhenkrankheit. Der 44-jährige Südkoreaner Song Won-bin sei bei der als Balkon bekannten Stelle tödlich verunfallt. Ein chinesischer Bergsteiger und ein nepalesischer Bergführer gelten nach Angaben von Asian Trekking Adventure zudem noch als vermisst.
Stau und Schneesturm am Samstag
Etwa 150 Bergsteiger nutzten das erste klare Wetter der Klettersaison am Wochenende, um die Spitze des Mount Everest zu erklimmen. «Es gab am Samstag einen Stau auf dem Berg», sagte ein Mitarbeiter der nepalesischen Bergsportbehörde, Gyanendra Shrestha. «Kletterer waren noch um 14.30 Uhr auf dem Weg zum Gipfel, was sehr gefährlich ist.» Den Bergsteigern wird geraten, einen Aufstieg nicht nach 11.00 Uhr zu beginnen.
«Wegen des Staus mussten die Kletterer länger auf ihre Chance warten, den Aufstieg zu beginnen, und verbrachten zu viel Zeit in grösserer Höhe», sagte Shrestha weiter. Viele Bergsteiger hätten nicht ausreichend Sauerstoff bei sich gehabt, weil sie die Wartezeit nicht einkalkuliert hätten.
Tagelanges Warten im Basislager
Die Saison für die Besteigung des mit 8848 Metern höchsten Bergs der Erde dauert normalerweise von Ende März bis zur ersten Juni-Woche. Am Freitag und Samstag herrschten das erste Mal in der laufenden Saison gute Aufstiegsbedingungen. Allerdings schloss sich das Zeitfenster bereits am Samstagnachmittag wieder, weil ein Sturm in der Höhe wütete, wie Shrestha erklärte. Viele der Kletterer hatten seit Tagen im Basislager auf ihre Chance gewartet.
Der Everest-Experte und frühere Präsident der Nepalesischen Bergsportvereinigung, Ang Tshering, erklärte, die Regierung müsse die Zahl der Kletterer am Berg begrenzen, sodass nicht zu viele an einem Tag den Aufstieg versuchten. Am Samstag hätten wahrscheinlich viele Kletterer beim raschen Aufstieg all ihre Energie verbraucht und hätten keine Reserven mehr für den Abstieg gehabt. «Das ist ein Grund dafür, dass einige Kletterer nach Erreichen des Gipfels zusammenbrechen», erklärte er.
Veranstalter sagte Aufstieg ab
Einige Kletterer und Umweltexperten haben erklärt, die Aufstiegsbedingungen würden mit jedem Jahr schlechter. Möglicherweise sei der Klimawandel dafür verantwortlich. Der bekannte Expeditionsveranstalter Russell Brice hatte wegen der gefährlichen Umstände Anfang Mai seinen diesjährigen Aufstieg mit 60 Kunden abgesagt.
Der bisher folgenschwerste Tag am Mount Everest war der 10. Mai 1996, als acht Menschen ums Leben kamen. Auch damals starteten viele Kletterer ihren Aufstieg erst spät und gerieten am Nachmittag in einen Schneesturm.
Steck ohne Sauerstoffflasche ans Ziel
Am Mount Everest gehen die meisten Todesfälle auf das Konto der Höhenkrankheit. Die Bergsteiger verausgaben sich beim Aufstieg zum mit 8848 Metern höchsten Berg der Welt und haben kaum noch Kraft für den Abstieg ins Basislager. Seitdem Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 erstmals den Berg bestiegen hatten, schafften es bisher rund 3000 Menschen auf den Gipfel. Fast 250 sind tödlich verunglückt.
Einer, der es schaffte, ist der Berner Extrem-Bergsteiger Ueli Steck. Gemeinsam mit seinem nepalesischen Begleiter erreichte der 35-Jährige eben erst diesen Freitag den Gipfel des Mount Everest. Die beiden bestiegen den Berg gemäss Stecks Angaben ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff.
sda/dapd/rub
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