Nach kurzer Verschnaufpause fällt der Euro wieder tief
Der Euro ist am Abend kurzzeitig unter die Marke von 1,22 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit April 2006 gefallen. Mit ein Grund dafür: Deutschland verbietet ab Mitternacht bestimmte Leerverkäufe.

Im Tagestief notierte die Gemeinschaftswährung bereits bei 1,2160 USD, konnte sich im Anschluss aber wieder leicht erholen. Um 23.38 Uhr notiert der Euro bei 1,2173 USD. Der Kurs von 1,2160 Dollar ist der niedrigste Stand seit dem 17. April 2006. Auch gegenüber dem Yen gibt die Gemeinschaftswährung deutlicher nach. Zum Schweizer Franken ist der Euro auf 1,4000 CHF abgeglitten. Um 21.40 Uhr kostete ein Euro 1,4004 CHF.
Beobachter führen die Kursschwäche auf anhaltende Zweifel der Anleger zurück, ob einige der hochverschuldeten Euro-Länder ihre Haushaltsprobleme tatsächlich in den Griff bekommen würden. Neben Griechenland, für das die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) ein milliardenschweres Hilfspaket geschnürt hatten, hatten auch Spanien und Portugal umfangreiche Sparpläne angekündigt, um die Finanzmärkte zu beruhigen.
Für viel Wirbel auf den Finanzmärkten sorgte auch die Ankündigung der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die besonders spekulativen ungedeckten Leerverkäufe von Staatsanleihen aus der Euro-Zone zu verbieten. Das belastete die europäische Währung im Handelsverlauf zusätzlich.
Leerverkäufe werden verboten
Deutschland schafft im Kampf gegen hochspekulative Finanzgeschäfte Fakten und verbietet ab sofort bestimmte ungedeckte Leerverkäufe. Ab Mitternacht würden Geschäfte ohne Besitz der Basis-Wertpapiere von Aktien der zehn bedeutendsten deutschen Finanzinstitute untersagt.
Das teilte die BaFin am Dienstagabend mit. Das Verbot betreffe zudem ungedeckte Leerverkäufe von Staatsanleihen von Ländern der Euro-Zone. Ungedeckte Kreditausfallversicherungen (CDS) auf Ausfallrisiken auf Staaten der Euro-Zone fallen ebenfalls unter die neue Vorschrift.
Verbote gelten bis zum 31. März
Künftig dürfen nach BaFin-Angaben keine ungedeckten Leerverkäufe von Aktien der Allianz, Commerzbank, Deutsche Bank und Münchener Rück, Deutsche Börse, Deutsche Postbank, Hannover Rück, Aareal Bank, Generali Deutschland und MLP mehr gehandelt werden. Die gesamten Verbote gelten bis zum 31. März und werden laufend überprüft.
Die Bundesanstalt begründete die Massnahmen mit der aussergewöhnlichen Volatilität bei Schuldtiteln von Staaten der Euro- Zone. Zudem hätten sich die CDS-Kosten mehrerer Euro-Staaten zuletzt erheblich ausgeweitet.
Die Versicherungen für Kreditausfälle von Verbindlichkeiten einiger Euro-Staaten gingen nach der Ankündigung des Verbots von hochspekulativen Finanzgeschäften zurück.
Die griechischen Credit Default Swaps verbilligten sich nach Angaben des Datenanbieters Markit Intraday um 58 Basispunkte auf 607 Basispunkte. Die portugiesischen CDS gingen um neun Basispunkte auf 271 Basispunkte zurück, die für irische um zehn Stellen auf 199 Basispunkte.
Wetten auf fallende Kurse
Bei Leerverkäufen wetten Investoren auf fallende Kurse von Wertpapieren oder Währungen. Sie leihen sich Aktien von anderen Anlegern, verkaufen diese und versuchen, sich anschliessend billiger wieder damit einzudecken.
Bei ungedeckten Leerverkäufen haben sich die Investoren noch nicht einmal die Papiere geliehen, was die Risiken noch erhöht. Diese Geschäfte können Kursausschläge einer Aktie drastisch beschleunigen.
Ende Januar hatte die BaFin ein Verbot bestimmter Leerverkäufe auf Aktien nach eineinhalb Jahren auslaufen lassen. Das Verbot war nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers erlassen worden, um die Märkte zu stabilisieren.
Im März hatte die Finanzaufsicht allerdings ihre Kontrolle wieder verschärft und eine Meldepflicht für Leerverkäufe von zehn Finanzwerten eingeführt.
EU-Sorgen drücken Wall Street
Sorgen über die Bewältigung der Schuldenkrise in Europa haben den US-Börsen einmal mehr Verluste beschert. Am Markt wird befürchtet, dass die Massnahmen der Euro-Zone die Erholung der Weltwirtschaft gefährden.
Investoren trennten sich vor allem von Tech-Werten, weil sie fürchteten, dass der Fall der Gemeinschaftswährung diese Branche besonders stark belastet. Zudem sind Anleger nervös wegen schärferer Regeln für den Wertpapierhandel.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Minus von 1,1 Prozent auf 10'510 Punkte. Im Handelsverlauf pendelte der Leitindex zwischen 10'482 und 10'718 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 1,4 Prozent auf 1120 Zähler. Der Technologie- Index Nasdaq büsste 1,6 Prozent ein und schloss bei 2317 Punkten.
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