Nach Saddam kam der Sex-Handel
Seit dem Krieg blüht im Irak der Mädchen-Handel. Besonders hohe Preise werden für Jungfrauen gezahlt. Die Opfer leben am Rande der Gesellschaft.

Salma heiratete früh. Als sie fünfzehn Jahre alt war vermählte sie ihr Vater mit ihrem Cousin. Es handelte sich um eine sogenannte Mut'a-Ehe, die nur 48 Stunden dauert. Ihr Ehemann zwang sie zum Geschlechtsverkehr, dann verstiess er sie. Ihr Vater nahm sie daraufhin mit nach Syrien und verkaufte sie dort an einen Fremden, der sie zuerst vergewaltigte und dann zur Arbeit in einem Nachtclub in Damaskus zwang.
Amira ging es nicht viel besser: Als ein Fremder ihrer Familie 200 Dollar pro Monat anbot, um sie als Haushaltshilfe zu engagieren, willigten die verarmten Eltern gern ein. Doch auf die siebzehnjärige Amira kamen ganz andere Dinge zu: Der Mann zwang sie zu Sex, später wurde sie von seinen Söhnen und Freunden vergewaltigt.
Amira und Salma sind nicht alleine mit ihrer Geschichte. Laut einer gestern veröffentlichten Studie, der Organisation Social Change Through Education in the Middle East (SCEME) wurden seit der US-Invasion im Irak 2003 circa 5000 Frauen und Mädchen als Sex-Sklavinnen verkauft. Die NGO «Organization for Womens Freedom in Iraq» schätzt, dass gegen 4000 Frauen, davon circa ein Fünftel minderjährig, in den ersten sieben Jahren nach dem Krieg verschwanden.
Frauen handeln mit Mädchen
«Die Instabilität nach dem Irak-Krieg führte dazu, dass Mädchen viel stärker gefährdet waren, im Menschen-Handel zu enden», sagt Iman Abou-Atta, die ihre Forscher-Karriere vor einem Jahr auf Eis legte, um SCEME zu gründen.
Die Frauen, die im Irak von der Bildfläche verschwinden, enden häufig in Syrien, Jordanien rangiert auf dem zweiten Platz. Andere Endstationen sind Kuwait, Libanon, Iran, die Emirate und Saudi Arabien. Im Irak selber werden die Opfer an Bordelle verkauft. «Viele der Bordelle wurden errichtet, um der Nachfrage der im Irak stationierten US-Angestellten zu entsprechen», heisst es in der Studie.
Für die stigmatisierten Opfer sexueller Ausbeutung exisitierten weder Heime, noch psychologische oder ärztliche Hilfe, sagt About-Atta gegenüber «womensnews.org». Häufig würden die Vergewaltigungsopfer selbst verurteilt.
Je jünger desto rentabler
Die Autoren der Studie schreiben weiter, dass erstaunlicherweise häufig Frauen im Geschäft mit den jungen Mädchen involviert seien. Die Frauen, welche selbst in der Sex-Industrie arbeiten, sprechen Mädchen auch aktiv auf der Strasse an. Sie bieten ihnen zunächst Schutz vor Zwangsehen und heimischer Gewalt an. Die versprochene Unterkunft sei dann häufig ein Bordell.
Je jünger das Mädchen desto höher ist der Preis. «Für Jungfrauen kann der Verkaufspreis bis zu tausend Dollar hoch sein», schreibt Abou-Atta. «Manchmal werden die Mädchen gezwungen, in einer schmerzhaften und gefährlichen Operation ihr Jungfernhäutchen wiederherstellen zu lassen, damit man ein weiteres Mal mit einer Jungfrau Profit schlagen kann.»
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