«Natürlich verdienen Fussballer zu viel»
Der deutsche Nationalspieler Matthias Ginter macht sich Sorgen um die Entwicklungen im Profifussball. Unterstützung bekommt er von einem, der seinen Lohn gar «obszön» findet.

Diese blöden Millionäre! Divas, Weicheier! Das grosse Geld einsacken und sich nach jeder Berührung fallen lassen!
So viele Menschen sich weltweit am Fussball erfreuen, so viele sind ihm nicht gut gesinnt. Schliesslich liessen sich beispielsweise mit den Jahreslöhnen von Messi, Ronaldo und Neymar doch einige gescheite Dinge anstellen, um die Welt etwas zu verbessern.
Wer diese Meinung vertritt, bekommt nun Zuspruch von einem, der eben auf dieser ganz grossen Bühne unterwegs ist: Matthias Ginter. Er verteidigt für Mönchengladbach, ist Weltmeister mit Deutschland und hat während seiner Karriere für insgesamt – verhältnismässig bescheidene – 27 Millionen Euro seine Clubs gewechselt.
Der 24-jährige gebürtige Freiburger äusserte sich bei «Welt am Sonntag» zur Kommerzialisierung des Fussballs und damit zu den Salären der Spieler. Er habe «ein bisschen das Gefühl, dass sich der Fussball in eine Richtung entwickelt, über die man nachdenken sollte», so Ginter. Was er damit genau meint: «Wenn ich sehe, wie Bauarbeiter oder Krankenpfleger schuften müssen und dafür ein Gehalt bekommen, mit dem sie kaum über die Runden kommen, dann muss ich sagen: Natürlich verdienen wir Fussballer zu viel.» Er und seine Berufskollegen würden nichts Essenzielles leisten.
«Irrwitzig und obszön»
Laut Berechnungen des Magazins «Sportintelligence» verdient ein Profi von Borussia Mönchengladbach im Schnitt 1,24 Millionen Euro im Jahr. Als Stammspieler und Leistungsträger dürfte Ginters Lohn noch etwas höher sein. Trotzdem liegt er noch weit unter den Spitzenreitern der Liga, den Bayern, wo das Durchschnittsgehalt bei 5,28 Millionen liegt.
Ginter ist nicht der erste Fussballer, der sich besorgt zeigt über die Entwicklung seines Jobs. So sagte der spanische Nationalspieler Juan Mata, wie Ginter Weltmeister, vor bald zwei Jahren schon, dass er das Gefühl habe, zu viel zu verdienen. «Irrwitzig» und «obszön» sei sein Gehalt. Es ist tatsächlich um einiges höher als jenes von Ginter. Mata, bei Manchester United unter Vertrag, soll jährlich rund 10 Millionen Euro verdienen.
Matas Beispiel
Der Spanier probiert darum, mit gutem Beispiel voranzugehen, und hat im August 2017 eine Initiative namens Common Goal mitgegründet. Mitglieder dieser Initiative spenden ein Prozent ihres Einkommens an eine gemeinnützige Organisation. Klingt nach wenig, ist aber im Fall von Mata ein Betrag von gut 100'000 Euro jährlich.
Die Mitgliederzahl von Common Goal wächst stetig, neben Mata gehören unter anderem Mats Hummels von Bayern München, Juventus-Verteidiger Giorgio Chiellini und Dortmunds Shinji Kagawa zu den Spendern. Mit Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann hat sich im Oktober 2017 auch der erste Trainer angeschlossen.
Ginters und Matas Aussagen stossen aber nicht überall in der Branche auf offene Ohren. So empfand Ginters Nationalmannschaftskollege Sandro Wagner die Gehälter der Bundesliga-Fussballer im April 2016 noch als zu niedrig. Der enorme öffentliche Druck rechtfertige das viele Geld, sagte der Stürmer. Damals spielte Wagner noch beim späteren Absteiger Darmstadt. Mittlerweile ist er bei Bayern München unter Vertrag und dürfte deutlich mehr verdienen als zum Zeitpunkt seiner Aussagen.
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