Nawalny enthüllt: Das ist Putins geheime Luxus-Datscha
Der Antikorruptionskämpfer Alexei Nawalny dokumentiert die Selbstbereicherung der Mächtigen Russlands. Jetzt zielt er erstmals direkt auf den Staatschef.

Über den Reichtum von Wladimir Putin wird seit Jahren spekuliert. Kremlkenner gehen davon aus, dass der russische Langzeitpräsident ein sagenhaftes Vermögen angehäuft hat. Karen Dawisha, eine renommierte Russlandexpertin von der Miami University in Ohio, beziffert das Vermögen Putins auf schätzungsweise 40 Milliarden Dollar. Nach Ansicht des russischen Politologen Stanislaw Belkowski könnte es aber auch viel höher sein. Als Präsident bezieht Putin offiziell ein Jahresgehalt von umgerechnet 160'000 Franken. Laut Dawisha besitzt er Grossvermögen auf ausländischen Konten und Aktienpakete sowie Flugzeuge, Jachten, Uhrensammlungen, Paläste, Villen und Residenzen. Putin tritt demonstrativ bescheiden auf. Beweise für seinen Reichtum gibt es nicht.
Neues Youtube-Video von Nawalny
Ein mutmassliches Putin-Anwesen hat nun der Oppositionspolitiker und Blogger Alexei Nawalny bekannt gemacht. Der Antikorruptionskämpfer berichtet in einem neuen Youtube-Video über eine Putin-Residenz auf der Insel Lodochny im Golf von Wyborg unweit der Grenze zu Finnland. Nawalny zufolge nutzt der russische Staatschef das luxuriöse Anwesen als Ferienresidenz. Auf über 48 Hektaren hat es Villen, einen Helikopterlandeplatz, einen Hafen und historische Gebäude. Die Villa Sellegren soll eine «geheime Datscha von Putin» sein, wie Nawalny berichtet. Erst kürzlich war der unabhängige russische TV-Sender Doschd in einem Bericht über das Anwesen auf der Insel Lodochny zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen.
Nawalnys Rechercheteam stützt sich auf Gespräche mit Anwohnern vor Ort sowie auf Dokumente von Behörden. Den Nachweis, dass Putin Eigentümer der Villa Sellegren ist, kann Nawalny zwar nicht liefern. In den Dokumenten finden sich aber Namen, die zu Putin führen. Der aktuelle Mieter der Datscha heisst Sergei Rudnow. Das ist der Sohn des im letzten Jahr verstorbenen Medienmagnaten Oleg Rudnow. Dieser soll ein langjähriger, enger Freund von Putin aus St. Petersburger Zeiten gewesen sein. Nawalny zufolge hat es bei Putin Methode, dass er zur Verschleierung seiner Vermögensverhältnisse enge Freunde einspannt, die gleichzeitig mitprofitieren.

Auch Rudnows Vormieter der Villa Sellegren, Sergei Kolesnikow, war mit Putin verbandelt. Bevor Kolesnikow in die USA ausgewandert war, hatte er sich als einer jener Baunternehmer geoutet, die für Putin einen Palast in Gelendschik am Schwarzen Meer realisiert hatten. Die Gelder für den über eine Milliarde Dollar teuren Luxusbau stammten laut Whistleblower Kolesnikow aus Korruption und Erpressung.
Demonstrationen nach Medwedew-Enthüllungen
Die neuste Enthüllung von Nawalny ist sein erster direkter Angriff gegen Staatschef Putin. In seinem Kampf gegen Russlands Kleptokratie hat Nawalny bisher andere Exponenten des Polit-Establishments ins Visier genommen, so zum Beispiel Verteidigungsminister Sergei Schoigu, Kremlsprecher Dmitri Peskow, Generalstaatsanwalt Juri Tschaika und Ministerpräsident Dmitri Medwedew.
Nawalny warf Medwedew Korruption im grossen Stil vor. Der Premier soll sich mit Hilfe von Strohmännern und Fonds im Ausland ein milliardenschweres Immobilienimperium angeeignet haben. Die Medwedew-Enthüllungen im März hatten in mehreren Städten Russlands Demonstrationen gegen die Korruption der Staatsspitze ausgelöst. Auf die Strassen gingen vor allem junge Menschen.
Präsidentschaftskandidatur in der Schwebe
Der Kreml hat bisher nicht auf die Anschuldigungen von Nawalny gegen Putin reagiert. Auch in den Kreml-nahen Medien sind sie kein Thema. Mit seiner Attacke gegen den Präsidenten macht Nawalny auch Werbung für seine Präsidentschaftskandidatur.
Ob Nawalny zur Wahl im kommenden März antreten kann, ist allerdings noch unklar. Die Wahlkommission erklärte im Juni, der Kremlkritiker könne wegen einer Verurteilung zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe wegen Veruntreuung nicht kandidieren. Nawalnys Wahlkampfteam erklärte hingegen unter Berufung auf die russische Verfassung, er sei zu der Kandidatur berechtigt. Putin hat sich noch nicht offiziell zu seiner erneuten Kandidatur geäussert. Sie gilt aber als gewiss.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch