Nefs Anwalt: «Wir haben mehr Geld erwartet»
Erstmals seit Roland Nefs Abgang äussert sich dessen Anwalt Bernhard Rüdy. Sein Mandant, der abtretende Armeechef, forderte vom Bund mehr Geld, als er jetzt erhält.
Roland Nef erhält eine Abgangsentschädigung von 275'000 Franken. Sind Sie zufrieden?
Bernhard Rüdy: Die Summe entspricht nicht unseren Maximalvorstellungen. Aber wir können das akzeptieren. Unsere Forderung betrug zwölf Monatslöhne und Nebenkosten. Jetzt wurden etwas mehr als elf Monatslöhne gezahlt.
Sind die Verhandlungen mit dem Bund harzig verlaufen?
Rüdy: Bei der Summe klafften die Vorstellungen auseinander. Doch insgesamt hat sich Bundesrat Schmid kooperativ gezeigt. Am Montag haben wir den Vertrag unterschrieben. Am Dienstag kam noch ein Anruf vom Personalchef, nachdem sich andere Departemente eingeschaltet hatten. Zuerst hatten wir eine Entschädigung von zehn Monatslöhnen plus eine Zusatzabgeltung ausgemacht. Das änderten wir dann in die Gesamtsumme von 275'000 Franken.
Die «Sonntagszeitung» schrieb, dass Herr Nef Bundesrat Schmid an der Nase herumgeführt habe. Was sagen Sie dazu?
Rüdy: Das ist absoluter Nonsens. Bundesrat Schmid hat das uns gegenüber auch nie behauptet. Und wenn der Bundesrat der Ansicht wäre, dass Herrn Nef irgend ein Mitverschulden trifft, hätte er nicht fast die maximale Entschädigung gezahlt.
Wie geht es Herrn Nef heute?
Rüdy: Ich habe für viele Mitglieder des obersten Kaders in Verwaltungen die Verhandlungen geführt, wenn sie mehr oder weniger freiwillig gehen mussten. Die Erfahrung zeigt, dass solche Leute für einige Monate in ein psychisches Tief fallen, wenn die Sache zu Ende ist. Nachher können sie wieder vorwärts schauen. Ich sage ihnen jeweils: Schaltet ab, geht weg. Herr Nef ist aber zur Zeit in der Schweiz.
Wie sind seine beruflichen Aussichten?
Rüdy: Was macht jemand, der ein Leben lang beim Militär war und jetzt nicht mehr? Die Perspektiven von Herrn Nef sind entsprechend schlecht. Das war auch der Ausgangspunkt für die Abgangsentschädigung.
Im Juli haben Sie den «Blick» verklagt, nachdem dieser von «Schweigegeld» schrieb. Wie ist der Stand dieser Klage?
Rüdy: Wir waren vor dem Friedensrichter. Der «Blick» ist uns dort keinen Millimeter entgegenkommen. Wir müssen uns jetzt überlegen, ob wir vor Gericht gehen. Es ist aber zu befürchten, dass die Sache dann bis vors Bundesgericht geht.
War es die richtige Strategie, juristisch gegen die Medien vorzugehen?
Rüdy: Zu jenem Zeitpunkt haben wir uns gesagt: Wir müssen jetzt ein Zeichen setzen, dass eine solche Berichterstattung unzulässig ist. Ob das im Moment noch die richtige Strategie ist, müssen wir jetzt überlegen. Lange dauernde Belastungen mit solchen Prozessen bringen es auch nicht.
Brachten Sie damit die Journalisten nicht noch stärker gegen Herrn Nef auf?
Rüdy: Das glaube ich nicht. Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel zwischen «Sonntagszeitung», «Blick» und «Weltwoche», die über die entsprechenden Informationen verfügten.
Üben Sie auch Selbstkritik an Ihrer Informationspolitik? So gaben Sie immer nur soviel zu, wie die Medien bereits geschrieben hatten.
Rüdy: Die Medien haben viel Falsches geschrieben, weil wir nichts sagen durften. Aber wir waren an die Schweigevereinbarung zwischen den Parteien gebunden.
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