Nein zu mehr Ferien: Arbeitgeber sind zufrieden
Die Ferien-Initiative hat an den Urnen Schiffbruch erlitten, Volk und Stände sagen Nein. Wirtschaftsvertreter sind erleichtert. Der Gewerkschaftsbund will nun die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen.
Die Schweizerinnen und Schweizer gönnen sich nicht mehr Ferien. Sie haben die Volksinitiative für sechs Wochen Ferien überaus deutlich abgelehnt: 66,5 Prozent der Stimmenden sagten Nein, in keinem einzigen Kanton resultierte ein Ja.
Am meisten Zustimmung erhielt die Initiative in der Westschweiz. Abgelehnt wurde sie allerdings auch dort. Am knappsten war die Ablehnung im Kanton Jura mit rund 51 Prozent Nein. Am deutlichsten verworfen wurde die Initiative im Kanton Appenzell Innerrhoden mit 82 Prozent Nein.
Die Gegner waren präsenter
Die Schweizer Stimmbürger hätten erkannt, dass sechs Wochen Ferien für die KMU eine zu grosse Belastung wären. Dies sagte Ursula Fraefel, Direktionsmitglied von Economiesuisse, am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Am Schluss sei eine «erdrückende Mehrheit» gegen die Initiative zustande gekommen. «Das war ganz am Anfang des Abstimmungskampfs nicht zu erwarten gewesen», sagte Fraefel.
In den letzten Wochen seien die Gegner der Initiative viel präsenter gewesen - und «nicht zuletzt waren auch die Medien auf unserer Seite». Mit dem unter Druck gekommenen Exportmarkt wäre die Lage für die KMU bei einer Einführung von sechs Wochen Ferien noch schlechter geworden, sagte Fraefel.
«Das Thema ist für einige Zeit vom Tisch»
Auch Thomas Daum, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV), zeigt sich zufrieden mit dem klaren Resultat: «Die Stimmbürger haben realisiert, dass etwas, das anfangs angenehm tönt, bei näherem Nachdenken doch verschiedenste Nachteile birgt.» Er interpretiert das Ja als «Bekenntnis zu sozialpartnerschaftlichen Lösungen», die oft «deutlich über die gesetzlichen Anforderung gehen». Daum erwartet nun, dass das Thema «für einige Zeit vom Tisch» sei, doch werde man sich immer wieder Vorstössen zu Arbeitszeit- und Ferienfragen stellen müssen.
In den Augen von Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), hätten die Stimmenden «Realitätssinn» bewiesen. «Die Arbeitnehmenden wollen flexibel sein bei der Einteilung ihrer Ferien.» Lösungen seien in den Gesamtarbeitsverträgen zu erarbeiten, nicht in überflüssigen Gesetzen, sagte Bigler. Das deutliche Ergebnis zeige zudem, dass «die Schweiz im Vergleich mit Ländern wie Deutschland, Belgien und Frankreich kein Feriendefizit hat».
«Enttäuscht, aber stolz»
Travail.Suisse-Präsident Martin Flügel zeigte sich auf Anfrage von sda zwar enttäuscht, aber «stolz darauf, die Frage nach der Überbelastung am Arbeitsplatz thematisiert zu haben». Niemand habe geleugnet, dass dieser Stress existiere - sowohl der Bundesrat wie auch die Arbeitgeber hätten dies anerkannt. Mit der Ablehnung der Initiative bleibe dieses Problem bestehen. Travail.suisse erwartet nun vom Bundesrat Vorschläge gegen den Stress am Arbeitsplatz und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitenden.
Die Gewerkschaften erwarten auch eine Geste der Arbeitgeber. «Während der Abstimmungskampagne haben unsere Gegner wiederholt gesagt, dass es Sache der Sozialpartner sei, für mehr Erholungszeit zu Sorgen», sagt Jean Christophe Schwaab, Zentralsekretär des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB).
«Kein Plebiszit für noch mehr Stress»
Der SGB schreibt in einer ersten Stellungnahme, die Ablehnung der Initiative sei «kein Plebiszit für noch mehr Stress am Arbeitsplatz, für noch längere Arbeitszeiten, für Arbeitsbereitschaft rund um die Uhr an 7 Tagen die Woche». Das Nein der Stimmberechtigten sei vielmehr ein Auftrag an die Sozialpartner, gemeinsame Lösungen zu finden, wie der zunehmende Druck auf die Arbeitnehmenden und die Beschleunigung in den Arbeitsprozessen abgebaut werden könne.
Die Gegner der Initiative hätten während der Abstimmungskampagne immer wieder betont, dass sie das Grundanliegen des Volksbegehrens - mehr Erholungszeit für die Arbeitnehmenden - teilten, dass sie aber staatliche Regelungen ablehnten. Die Arbeitgeber seien nun in der Pflicht, zu beweisen, dass das nicht nur leere Worte waren, schreibt der SGB weiter.
SDA/fko
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