Nette Menschen haben mehr Schulden
Finanziell gesehen zahlt es sich nicht aus, nett und vertrauenswürdig zu sein, zeigt eine neue Studie – im Gegenteil.

Nett sein ist nicht unbedingt förderlich für die Karriere. Da sind sich viele Karriereberater einig. Dabei geht es nicht um grundlegende Höflichkeit. Gemeint sind Personen, die oft Aufgaben übernehmen, die keiner machen will, und die als Ja-Sager wahrgenommen werden. Die Gefahr eines Burn-outs sei bei diesen Personen grösser, sagt etwa Coach Kristine Qualen aus Hamburg der Nachrichtenagentur DPA. Ja-Sager hätten in Unternehmen oft kein gutes Standing und bekämen immer mehr Aufgaben oben drauf.
Jetzt zeigt eine neue Studie, dass Nettigkeit nicht nur krank machen kann, sondern sich auch negativ auf die finanzielle Situation der betroffenen Person auswirken kann. Die Erhebung wurde von der American Psychological Association unter dem Namen: «Nice Guys Finish Last» (Nette Menschen belegen den letzten Platz) veröffentlicht und basiert auf sechs verschiedenen Studien aus Grossbritannien und den USA. Die Autoren kommen zum Schluss, dass freundliche und umgängliche Menschen eher Gefahr laufen, in finanzielle Schieflage zu geraten.
Geld nicht so wichtig
Nett wird hier im Übrigen nach dem Fünf-Faktoren-Modell definiert – einem Modell aus der Persönlichkeitspsychologie. Dieses beschreibt fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, also Geselligkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus, also Verletzlichkeit. Nettigkeit fällt hier unter die Kategorie Verträglichkeit, die für Kooperationsbereitschaft und Empathie steht.
Freundlichkeit gehe den Studienautoren zufolge mit Risikofaktoren für Geldprobleme einher, etwa mit weniger Ersparnissen, höheren Schulden und einer höheren Schuldenausfallquote. Grund dafür sei, dass Geld für nette Personen schlicht eine geringere Bedeutung habe als für weniger nette Menschen, so die Autoren. «Angenehme Menschen kümmern sich einfach weniger um Geld und sind daher einem höheren Risiko von Geld-Misswirtschaft ausgesetzt», sagt Studienautor Joe J. Gladstone.
Die Annahme, dass nette Menschen finanziell schlechter dastehen, weil sie in Verhandlungen schneller nachgeben und schlechtere Ergebnisse erzielen, bestätigte sich in dieser Studie nicht.
Personen mit tiefem Einkommen betroffen
Der Zusammenhang von Persönlichkeit und finanzieller Situation fange den Studienautoren zufolge bereits in der Kindheit an. Die, die als Kind bereits als «nett» gelten, hätten im späteren Leben mehr finanzielle Sorgen. Dies zeigten Daten von Langzeitstudien, die Teilnehmer während 25 Jahren begleitet hatten und die für diese Erhebung ausgewertet wurden.
Allerdings sind nicht alle netten Menschen in gleichem Mass betroffen: Vor allem Personen mit tieferem Einkommen stünden finanziell nicht so gut da, weil sie «nicht die finanziellen Mittel haben, um die negativen Auswirkungen ihrer angenehmen Persönlichkeit auszugleichen», so Gladstone.
Dass nett und vertrauenswürdig zu sein finanzielle Kosten hat, trifft offenbar auch auf einer grösseren Skala zu: Die Forscher verglichen öffentlich zugängliche Daten aus zwei Ortschaften in Grossbritannien, die ein ähnliches Pro-Kopf-Einkommen aufzeigten. Die Stadt, die höhere Noten beim Faktor Freundlichkeit erzielte, hatte eine um 50 Prozent höhere Insolvenzrate.
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