Neue Medikamente treiben Kosten in die Höhe
Immunkrankheiten, Krebs und Virusinfektionen: Für Medikamente wurde letztes Jahr deutlich mehr Geld ausgegeben. 2013 sollen Preissenkungen wirken – doch die Pharmaindustrie wehrt sich.

Der Schweizer Medikamentenmarkt ist im Jahr 2012 um 2,2 Prozent gewachsen. Angesichts der Bevölkerungszunahme, der wachsenden Zahl von älteren Menschen und des erweiterten Angebots an Arzneimitteln sei dieses Wachstum moderat, teilte die Pharmabranche mit.
Ohne Preisänderungen – vor allem Senkungen – hätte das Wachstum des Marktes rund 5 Prozent betragen, sagte Gregor Pfister vom Marktforschungsinstitut IMS Health in Bern vor den Medien. Neue Medikamente hingegen beförderten den Absatz.
Immunsuppressiva als Preistreiber
Laut Analyse von IMS Health nahm der Markt 2012 auf 5,08 Milliarden Franken zu. Das entspricht einer Zunahme von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (4,97 Milliarden). Grundlage der Rechnung ist der Abgabepreis ab Fabrik. 207,6 Millionen Packungen wurden abgesetzt, 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Drei Segmente, die zusammen knapp ein Viertel des gesamten Marktes ausmachen, trieben die Umsätze nach oben: Medikamente gegen Autoimmunkrankheiten, Krebs sowie antivirale Mittel. Immunsuppressiva legten um 16 Prozent auf rund 450 Millionen Franken Umsatz zu.
Krebsmedikamente wurden gegenüber 2011 für 47 Millionen Franken mehr umgesetzt. Das entspricht einem Anstieg um 9,9 Prozent. Antivirale Medikamente verzeichneten eine Umsatzzunahme von 10,3 Prozent auf rund 250 Millionen.
Im kassenpflichtigen Markt lag das Wachstum mit 3,6 Prozent über dem Durchschnitt. Der Marktwert beläuft sich in diesem Segment auf 4,15 Milliarden Franken, auf Basis des Fabrikpreises. Patentgeschützte Medikamente verloren Anteile zu Gunsten von Originalpräparaten mit abgelaufenem Patent und Generika.
Von 2013 bis 2015 erwarten die Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (Vips) und Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz, nur ein geringes durchschnittliches Wachstum. Dämpfend wirkten ablaufende Patente, Generika und auch staatliche Eingriffe bei der Festsetzung der Preise, sagte Vips-Geschäftsführer Thomas Binder.
Umstrittenes neues Preismodell
Das vom Bundesrat beschlossene neue Modell für die Festsetzung der Medikamentenpreise beschäftigt derzeit die Justiz. Novartis und Roche haben vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) per 1. November 2012 verfügte Preissenkungen angefochten. Mit den Massnahmen sollten 2013 insgesamt 240 Millionen Franken gespart werden.
Störend ist in den Augen der Branche, dass bei der Überprüfung des Preises alle drei Jahre allein der Preis im Ausland als Vergleich dient. Der sogenannte therapeutische Quervergleich – der Nutzen des Arzneimittels – wird nur bei im Ausland nicht gehandelten Medikamenten berücksichtigt.
Die Pharmaindustrie sei an einer einvernehmlichen Lösung der Frage interessiert, sagte Heiner Sandmeier, stellvertretender Generalsekretär von Interpharma. Gesundheitsminister Alain Berset habe zu einem runden Tisch zur Neuordnung des Systems für die Festsetzung der Preise geladen. «Der Ball liegt jetzt bei ihm.»
SDA/mw
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