Neue Regeln für asiatischen Veloverleih in Zürich
Während andere Städte hart gegen sie vorgehen, duldet Zürich die Velos von O-Bike. Das Unternehmen expandiert nun.
Nach einem Monat gehören sie schon fast zum Stadtbild, so zahlreich stehen sie herum: die gelb-grauen O-Bikes, die man via Handy mieten und danach irgendwo wieder abstellen kann. Mittlerweile findet man sie in fast allen zentralen Veloständern – oft gruppenweise. Anfänglich waren es rund 300 O-Bikes in Zürichs Strassen, jetzt sind es bereits 900. Das Unternehmen will nun rasch expandieren, wie das Unternehmen heute in einer Medienmitteilung schreibt. 10'000-mal sei die App heruntergeladen worden. Damit sei man zufrieden. Nun sollen in den kommenden Wochen ihre Velos auch in anderen Schweizer Städten platziert werden.
O-Bike hatte die Zürcher Behörden per Mail informiert, bevor es die Velos Ende Juni in Zürich verteilte. Abgesprochen wurde nichts, was die Stadt irritierte. Filippo Leutenegger (FDP), Vorsteher des Tiefbaudepartements, hat sich nun kürzlich mit zwei Vertretern von O-Bike getroffen, einem Unternehmen mit Sitz in Singapur. Die Sitzung sei einvernehmlich verlaufen, sagt Leuteneggers Sprecher Mike Sgier.
Man habe folgende Regeln vereinbart: Bike-Verleiher dürfen nicht mehr als zehn Prozent des Platzes in grösseren Veloparkieranlagen besetzen. Die O-Bikes dürfen weder Durchgänge blockieren noch den Verkehrsfluss behindern – sonst schleppt die Stadt sie ab (was auch für Privatvelos gilt). Die Mietvelos müssen sich ausserdem in einem fahrtüchtigen und sicheren Zustand befinden. Ein lokales Unternehmen soll die Velos gemäss den Regeln verteilen.
Anfang Juli beklagten sich viele Zürcher bei der Stadt über die O-Bikes. Derzeit gebe es kaum mehr Beschwerden, sagt Mike Sgier. «Kommen weitere Free-Floating-Anbieter hierher, werden wir die Situation aber neu beurteilen.» Zürich richtet gerade einen eigenen Veloverleih ein – mit festen Stationen. Trotz der neuen mobilen Konkurrenz hält die Stadt an dieser Strategie fest.
Amsterdam will sie verbannen
O-Bike und chinesische Anbieter mit ähnlichen Namen (Mobike, Yobike) haben ihre Velos kürzlich in vielen europäischen und amerikanischen Städten verteilt. Das Geschäftsmodell hat bereits einen wenig schmeichelhaften englischen Namen: «Rogue Bike Share», ungefähr «skrupellose Velovermietung».
Manche Städte wehren sich mit Verboten. Amsterdam hat gerade angekündet, die privaten Veloverleiher von den offiziellen Veloparkplätzen zu verbannen. In Amsterdam ist der Platz für Velos äusserst knapp, weil sich die Mehrheit der Bewohner auf zwei Rädern fortbewegt. Die Mietvelos, die vor allem Touristen benutzen, verschärfen diese Enge – zum Ärger der Velopendler.
In London hat die Regierung des Wandsworth-Quartiers über 130 O-Bikes beschlagnahmt und diese als «yellow bike plague» (Velo-Gelbfieber) beschimpft. Die Mietvelos hätten an Bahnhöfen die Zugänge für Kinderwagen und Rollstühle versperrt. Veloaktivsten kritisieren die Verbote. Die Städte sollten lieber mehr Veloabstellflächen schaffen, als Mietfahrräder zu beschlagnahmen.
Hintergrund für die Mietvelo-Blüte ist ein Bikesharing-Boom in China, wo Dutzende Anbieter um Kunden kämpfen. In der Millionenstadt Shenzen wurden angeblich schon über 100 000 Mietvelos verteilt. Weil sie den öffentlichen Raum versperrten, haben die Behörden sie auch schon zu Haufen gestapelt.
Verkehrsexperten bezweifeln, ob sich das Geschäftsmodell rechnet. Die Dachorganisation der amerikanischen Transportbehörden (Nacto) schätzt, dass ein einzelnes «Rogue Share Bike» mindestens viermal pro Tag ausgeliehen werden müsste. Sonst rentiere es sich nicht bei den bisher verlangten Preisen. Eine solch hohe Auslastung lasse sich aber kaum erreichen. Die deutsche «Zeit» vermutet daher, dass es den Veloanbietern weniger um den Transport geht. Sie hätten ein grösseres Geschäft im Sinn: jenes mit den Kundendaten.
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