Neuenburgs umstrittener Regierungsratskandidat
Trotz den Gerüchten um seine Gesundheit und dem Sex-Skandal um seine Sicherheitsfirma will Yvan Perrin in den Neuenburger Regierungsrat. Wer ist der Mann, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt?
Zwei Dinge trägt Yvan Perrin stets bei sich: ein Armeemesser und einen homöopathischen Rescue-Spray mit Bachblüten, wie er gegenüber «Le Temps» sagte. Zwei Gegenstände, die den SVP-Politiker auszuzeichnen scheinen: Perrin sieht sich gerne als typischer Schweizer, sein Äusseres lässt auf einen selbstsicheren und kämpferischen Charakter schliessen. Gleichzeitig gilt der Neuenburger als sehr emotional, seit ein paar Jahren munkelt man in der Westschweiz sogar, der ehemalige Polizeiinspektor habe psychische Probleme.
Verwurzelter Neuenburger
Perrin ist in seiner Heimat Neuenburg tief verwurzelt; der Sohn eines Holzfällers und einer Uhrenmacherin kommt 1966 in La Côte-aux-Fées zur Welt, ein 500-Seelen-Dorf im Distrikt Val-de-Travers. Hier ist er bis heute geblieben. «Hier habe ich alles, was mir wichtig ist: meine Familie, meine Freunde, meine Gewohnheiten», sagte der Neuenburger einst der Presse. Als Jugendlicher macht ihm sein Übergewicht zu schaffen, bis er den Langlaufsport für sich entdeckt. Vor seinem Wechsel zur Neuenburger Kantonspolizei arbeitet Perrin als Grenzbeamter.
2000 beteiligt sich Yvan Perrin am Aufbau der kantonalen SVP-Sektion, die er sogleich präsidiert – dabei wäre auch ein FDP-Beitritt als «familiäre Tradition» für den Neuenburger eine mögliche Variante gewesen, wie er 2010 gegenüber «Le Temps» sagte. Perrin findet sich jedoch schnell in der SVP wieder, bewundert Christoph Blocher, befürwortet eine strengere Ausländerpolitik.
Politischer Durchstarter
2003 gelingt Perrin der Sprung in den Nationalrat, 2006 macht ihn die SVP zu ihrem Vizepräsidenten. Als Vertreter der Romandie soll er den Aufbau der SVP in der Westschweiz weiter vorantreiben. Vier Jahre später tritt der Neuenburger von seinem Amt zurück, da er zunehmend das Gefühl hat, die «Alibifigur aus der Romandie zu spielen» und am Entscheidungsprozess zu wenig beteiligt zu sein. Dies sagte er gegenüber dem Schweizer Fernsehen.
Zudem macht Perrin der Zickzackkurs seiner Partei beim UBS-Staatsvertrag zu schaffen. Sein Schritt kostet ihn vor allem in der Deutschschweiz zahlreiche Sympathien, bis heute misstraut ihm ein Teil seiner Parteikollegen. Trotzdem nominiert ihn die Neuenburger Sektion letztes Jahr als Kandidaten für den Einzug in den Regierungsrat.
2010 erleidet Perrin ein Burn-out und muss politisch kürzertreten. 2012 verlässt er nach 22 Dienstjahren die Neuenburger Kantonspolizei und wird Co-Direktor eines kleinen Sicherheitsunternehmens.
Problematischer Regierungsratskandidat
Seit Bekanntmachung seiner Kandidatur für den Neuenburger Regierungsrat rätselt die Westschweizer Presse, ob Perrin der Aufgabe gewachsen ist. Zweifel, die sich seit Anfang Jahr noch weiter verstärkt haben: An Weihnachten wird Yvan Perrin ins Krankenhaus eingeliefert, vermutet wird ein Alkoholexzess, die SVP spricht von Magenproblemen. Seine Gesundheit verleitet nicht nur die Medien zu Befürchtungen: Seit der Nominierung zum Regierungsratskandidaten muss der Neuenburger seiner Partei täglich ein SMS schicken, um über den «Stand der Dinge» zu berichten. Inoffiziell wird vermutet, dass er damit aber vor allem Kurz-Bulletins über seine gesundheitliche Verfassung abliefern muss.
Die neueste Schlagzeile um Yvan Perrin hat es ebenfalls in sich: Am Dienstag berichtete «Le Matin», bei der in den Skandal um das Asylbewerberzentrum von Perreux verwickelten Sicherheitsfirma handle es sich um NSA Sécurité – dessen Co-Direktor Yvan Perrin ist. Die Staatsanwaltschaft Neuenburg untersucht, ob Asylbewerber sexuell missbraucht worden sind.
Die Neuenburger Regierungsratswahlen finden am 13. April statt. Yvan Perrin bleibt also nur noch wenig Zeit, um dem Rummel um seine Person Einhalt zu gebieten.
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