«News of the World»-Journalist lag tot in seinem Haus
Der britische Journalist Sean Hoare ist tot aufgefunden worden. Er war der erste, der im «News of the World»-Abhörskandal auspackte. Derweil bestätigt die Polizei, zwei Journalisten der Zeitung beschäftigt zu haben.

Sean Hoare hatte den einstigen Chefredaktor der Zeitung und früheren Kommunikationschef von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, belastet. Der Tod von Hoare in dessen Haus werde nicht als verdächtig eingestuft, erklärte die Polizei laut der britischen Inlandsnachrichtenagentur PA.
Der Reporter war von der «New York Times» mit den Worten zitiert worden, das Abhören von Telefonen sei bei der «News of the World» zu Zeiten des damaligen Chefredaktors Coulson eine weitverbreitete Methode gewesen. Coulson wurde im Zusammenhang mit dem Skandal inzwischen festgenommen.
Heute Abend wurde in London ausserdem bekannt, dass die britische Polizei insgesamt zwei ehemalige Journalisten von «News of the World» beschäftigt hatte. Neben «News of the World»-Vizechefredaktor Neil Wallis sei der Reporter Alex Marunchak zwischen 1980 und 2000 als Dolmetscher für Ukrainisch tätig gewesen, teilte Scotland Yard am Montag mit. Er habe dabei auch Zugang zu höchst heiklen Informationen gehabt.
Scotland Yard unter Druck
Im Zuge des Abhörskandals um «News of the World» gerät die Londoner Polizeibehörde Scotland Yard nun immer mehr unter Beschuss. Nachdem Polizeichef Paul Stephenson wegen der Vorwürfe der Verstrickung seiner Behörde zurückgetreten war, folgte am Montag sein Stellvertreter John Yates.
Yates hatte 2009 entschieden, dass trotz neuer Vorwürfe keine neuen Ermittlungen im Abhörskandal aufgenommen werden und erklärt, seit dem Abschluss eines ersten Verfahrens 2007 lägen keine neuen Beweise vor.
Nichts vorzuwerfen
Stephenson, Chef der Metropolitan Police, wie Scotland Yard offiziell heisst, hatte seinen Rücktritt mit den «Spekulationen und Anschuldigungen» über Verbindungen seiner Behörde zur Zeitungsgruppe News International von Rupert Murdoch begründet.
Er habe sich aber nichts vorzuwerfen, betonte Stephenson, der mit dem vor wenigen Tagen festgenommenen ehemaligen «News of the World»- Vizechefredaktor Wallis in Verbindung gebracht wird.
Der Polizeichef soll Anfang des Jahres fünf Wochen in einem Luxus-Wellness-Hotel verbracht haben, wo Wallis als PR-Berater arbeitete. Daneben arbeitete Wallis nach seinem Wechsel in die PR-Branche als Berater für die Polizei.
Stellungnahme Camerons im Parlament
Am Mittwoch will Premierminister Cameron vor dem Unterhaus Stellung zum Abhörskandal nehmen. Er habe das Unterhaus gebeten, seine Sitzungsperiode um einen Tag zu verlängern, damit er die Abgeordneten über die neuen Ermittlungsergebnisse informieren und zu den jüngsten Ereignissen Stellung nehmen könne, sagte Cameron. .
An diesem Dienstag sollen zudem News-Corp-Chef Rupert Murdoch, dessen Sohn James und die Ex-Chefredaktorin von «News of the World», Rebekah Brooks, vor dem Medienausschuss des Unterhauses zum Abhörskandal Rede und Antwort stehen.
Brooks war am Sonntag nach einer Vorladung bei der Polizei festgenommen und nach zwölfstündiger Befragung auf Kaution freigelassen worden. Bis zu ihrem Rücktritt am Freitag war sie Chefin von News International. Laut Polizei steht Brooks unter Verdacht, für die Bestechung von Polizisten und das Abhören von Mailboxen mitverantwortlich zu sein.
Opposition fordert Transparenz
Die britische Opposition forderte Cameron unterdessen auf, sein Verhältnis zu Medienmogul Murdoch und anderen Akteuren im Abhörskandal offen zu legen.
Cameron müsse zum Beispiel erklären, ob er mit Murdoch oder dessen Top-Managerin Brooks bei gesellschaftlichen Ereignissen über eine Übernahme des Senders BSkyB gesprochen habe, forderte der Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei, Ed Miliband, am Montag.
Die Opposition wirft Cameron vor, ein zu enges Verhältnis zu Murdoch gepflegt zu haben. Der Medienmogul wollte BSkyB übernehmen, gab dieses Vorhaben im Zuge der Affäre um unerlaubte Recherchemethoden aber auf. Miliband warf Cameron vor, durch frühere Entscheidungen im Hinblick auf Murdochs britischen Unternehmensarm News International heute «gelähmt» zu sein.
dapd/sda/wid
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