Nicht ganz echt, aber echt gut
Die legendäre Liquid-Bar im Kreis 4 ist neu ein Restaurant namens Kinkhao, das thailändische Tavolata anbietet.

Bars gibts im Langstrassenquartier unzählige. Eine der ersten ist heute keine mehr: Die Liquid-Bar wurde ins Kinkhao umgetauft und umfunktioniert. Vor 30, 40 Jahren legten die bekanntesten DJs im Lokal auf. Es war Treffpunkt von Architekten, Designern und Internetlern und Szenentreff der Schwulen und auch der erste Zürcher Schuppen, der sich als Lounge einrichtete – mit Sofas aus dem Brockenhaus.
Dieser Brocki-Charme ist verschwunden. Das Kinkhao ist heute eine Esshalle mit einer kleinen Bar, beim Eingang stehen thailändische Produkte zum Kaufen bereit. Im Lokal dominieren drei Tische, an denen zehn bis zwölf Gäste Platz finden. Christoph Gasser, der das Liquid seit zwölf Jahren führt, hat sich eine neue Rolle gegeben: Er steht seit einigen Monaten in der Küche und kocht Gerichte aus der thailändischen Heimat seiner Frau Laor. Das Konzept ist das der Tavolata: Die Gäste setzen sich an die langen Tische. Wasser und Wein werden aus Karaffen und Magnumflaschen geteilt. So schenkt man sich bald gegenseitig die Gläser ein, prostet sich zu und kommt ins Gespräch.

Bezahlt wird in einer Art Flatrate: Inbegriffen sind Apéro, Essen, Wein und Wasser sowie Kaffee und Schnaps. Auffallend günstig ist dieses Angebot so oder so, Anfang Woche noch günstiger. Je später der Wochentag, desto mehr Speisen tischen Gasser und sein Team auf: Montags und dienstags kosten vier Gänge 50 Franken, mittwochs gibts fünf Gänge für 65 Franken; am Freitag und Samstag sinds dann 95 Franken (ohne Wein 10 bis 20 Fr. weniger). Die Gerichte an unserem Besuchsabend munden alle. Die meisten von ihnen haben zwar einen südostasiatischen Touch, weil Gasser Currypasten oder Chilis einsetzt. Von der wahren thailändischen Küche sind sie allerdings recht weit weg.
Der scharfe Salat zu Beginn etwa ist wirklich feurig, knackig und besticht durch viel Säure von frisch gepressten Limetten. Doch die Fischsauce, die ihm Salzigkeit und Umami – und damit Vollmundigkeit – verschafft hätte, fehlt. Gut geraten ist der Fischcake, der ebenfalls als Vorspeise gereicht wird. Das vegetarische rote Curry mit Ananas weist eine gewisse Schärfe auf, ist aber zu süss abgeschmeckt. Und bei Gerichten wie dem Wasserspinat oder dem Huhn mit Cashewnüssen spürt man, dass der Koch sie an einem europäischen Herd zubereitet hat.
Die höllische Wokhitze, die diese Rezepte verlangen, bringt der elektrische Kochherd nicht annähernd hin. Für die Gäste an unserem Besuchsabend wäre das alles Kritik am Detail gewesen. Die einen schwelgten in Erinnerungen an ihre Ferien auf Ko Samui. Und andere freuten sich über einen lockeren Abend, mit Speisen, die sie gut fanden.
Zwinglistr. 12 8004 Zürich Tel. 044 291 12 91 Mo–Sa ab 18 Uhr (Apéro), gemeinsames Dinner: 19.30 Uhrwww.kinkhao.ch
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch