«Nichts wird gekauft, nur weil es hübsch ist»
Die Stadt Zürich erwirbt jährlich für 160'000 Franken Kunst. Wie wird was ausgesucht, und warum? Barbara Basting, Leiterin des Ressorts bildende Kunst, hat es uns gesagt – im Vorfeld der Ausstellung mit den jüngsten Ankäufen.
160'000 Franken – ist das viel oder wenig?
Beides. Angesichts der Rekordpreise auf dem Kunstmarkt oder des 8-Milliarden-Gesamtbudgets der Stadt ist die Summe eher bescheiden. Aber wir kaufen ja nicht im obersten Marktsegment, sondern fördern die lokale Szene. Die meisten Ankäufe bewegen sich zwischen 2000 und 15'000 Franken. Gelegentlich gibts Ausschläge nach oben. Wenn es gute Gründe gibt, ein Werk anzukaufen, haben wir einen gewissen Spielraum.
Wie wird ausgesucht?
Wir fragen: Sticht ein Werk qualitativ heraus? Regt es zur Reflexion an? Setzt es sich auf überzeugende Weise mit unserer Gegenwart auseinander? Auch die künstlerische Entwicklung spielt eine Rolle, insbesondere, wenn man eine Künstlerin, einen Künstler schon früher mit einem Werkankauf unterstützt hat. Und das Geschlechterverhältnis sollte ausgewogen sein.
«Nicht jede Kunst passt ins Bestattungsamt, in eine Schule oder ins Sozialdepartement.»
Die Werke kommen in den Büros der städtischen Mitarbeiter zu hängen. Dekoratives bevorzugt?
Nichts wird gekauft, nur weil es hübsch ist. Aber wir achten schon darauf, dass wir Werke erwerben, die auch grundsätzlich platzierbar sind – sei es von der Grösse, vom Medium, vom Sujet her. Ausserdem passt nicht jede Kunst ins Bestattungsamt, in eine Schule oder ins Sozialdepartement. Dennoch ist die Spannbreite gross. Ausserdem werden die Werke ja auch für Ausstellungen im In- und Ausland ausgeliehen und machen so das Zürcher Kunstschaffen jenseits der Stadtgrenzen bekannter.
In Büros dürften es die zahlreichen Videoarbeiten aber schwer haben... Die sind tatsächlich anspruchsvoller, was die Platzierung angeht. Aber diese Arbeiten sind repräsentativ für die mediale Vielfalt des aktuellen Kunstschaffens. Die Ankäufe durch die Stadt sollen neben den Themen auch die Medien abbilden, mit denen sich die hiesigen Künstlerinnen und Künstler gerade auseinandersetzen.
«Wir spekulieren nicht mit Kunst.»
Die Ankäufe beruhen auf den Empfehlungen einer dreiköpfigen Ankaufskommission. Wie kontrovers wird da diskutiert?
Manchmal sind sich die Mitglieder rasch einig, zum Teil gibts aber auch Meinungsverschiedenheiten. Dann wird nach eingehender Diskussion abgestimmt. Es kommt vor, dass nicht alle das vorgeschlagene Werk gut genug finden, aber die Künstlerin, den Künstler interessant. Dann erkundigen wir uns nach anderen Werken oder beobachten erst einmal die weitere Entwicklung.
Wer junge Kunst kauft, weiss nicht, ob sie den Test der Zeit besteht. Die städtische Sammlung ist hundert Jahre alt und umfasst rund 35'000 Werke. Da wirds auch Fehlkäufe drunter geben ...
Sicher in dem Sinne, dass uns bestimmte Werke heute nicht mehr ansprechen, zumal bei den Ankäufen der Stadt stets der Fördergedanke im Vordergrund stand. Wir spekulieren nicht mit Kunst. Hingegen dokumentiert die Sammlung seit hundert Jahren das städtische Kunstschaffen – oder besser gesagt das, was wechselnde Kommissionen zu ihrer Zeit für förderungswürdig hielten. Das macht die städtische Sammlung auf einer ganz anderen Ebene interessant: Sie bildet den Zeitgeschmack ab. Mein Traum wäre eine Monsterschau, die aus jedem der letzten 50 Jahre jeweils fünf bis zehn Werke zeigt.
Helmhaus Limmatquai 31 Die Ausstellung «Kunstankäufe der Stadt Zürich 2011–2018» gibt mit ca. 80 Werken von 50 Kunstschaffenden einen repräsentativen Einblick in das jüngste Kapitel der Stadtzürcher Kunstsammlung. Vernissage: Do 18 Uhr Bis 27.1.2019www.helmhaus.org
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