Noch ein gescheitertes Migros-Engagement im Ausland
Migros Basel zieht sich aus Deutschland zurück und verkauft ihre vier Filialen. Bereits in den 90er-Jahren ging ein Ausland-Abenteuer bachab. Die beiden Fälle seien allerdings nicht zu vergleichen, so ein Experte.

Die Migros Basel zieht sich aus dem defizitären Deutschland-Geschäft zurück. Der Basler Ableger des orangen Riesen verkauft die vier Filialen ennet der Grenze dem deutschen Detailhandelskonzern Rewe. Dieser übernimmt drei Viertel der insgesamt rund 300 Angestellten.
Ihre Expansion nach Deutschland startete die Migros Basel vor bald 18 Jahren in Lörrach bei Basel. Dieser ersten Filiale auf deutschem Boden folgten fünf Neueröffnungen und zwei Schliessungen. Die noch verbliebenen Ableger in Lörrach, Freiburg, Ludwigsburg und Ludwigshafen werden nun per 1. Oktober von Rewe übernommen, wie die Migros Basel bekannt gab.
Neben diesen vier Supermärkten führt Rewe auch die Hausbäckereien in Lörrach und Freiburg weiter. Die Gourmessa in Lörrach und der Take-away in Freiburg werden dagegen geschlossen. Rewe übernimmt von Migros 220 von 295 Angestellten. Für die übrigen wird gemäss der Mitteilung nach einer sozialverträglichen Lösung gesucht. Zudem wird ein Sozialplan ausgearbeitet.
Stillschweigen zum Kaufpreis
Wie viel Rewe für die vier Migros-Filialen bezahlt, ist nicht bekannt. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heisst es in der Mitteilung. Aus Sicht der Migros Basel wurde mit dem Verkauf an Rewe, der noch vom deutschen Kartellamt abgesegnet werden muss, für die Belegschaft die beste Lösung gefunden.
Dem Verkaufsentscheid gingen gemäss der Mitteilung «intensive strategische Überlegungen voraus». Das Deutschland-Geschäft, in das mit einem 49-Prozent-Anteil auch der Migros-Genossenschafts-Bund eingestiegen war, stand bei der Migros Basel seit einiger Zeit auf dem Prüfstand, weil es nie aus den roten Zahlen gekommen war.
Rettungsversuch scheitert
Einen Rückzug aus Deutschland hatte die Migros Basel schon vor Jahresfrist als letzte Konsequenz ins Auge gefasst. Ein letzter Rettungsversuch wurde mit einem vollständig neuen Kader gestartet, dem seit September 2012 ausschliesslich deutsche Detailhandels-Profis angehören.
Schlecht gelaufen seien die Filialen in Ludwigsburg und Ludwigshafen, sagte ein Sprecher der Migros Basel auf Anfrage. Dort sei die Marke «Migros» zu wenig bekannt. In Lörrach und Freiburg habe man dagegen immer ein positives Betriebsergebnis verbucht. 2012 erzielte die Migros Basel in Deutschland einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro.
Erwartungen nicht erfüllt
Insgesamt habe sich das Deutschland-Geschäft nicht so entwickelt, wie man sich das vorgestellt habe, sagte der Sprecher weiter. In die schwarzen Zahlen wäre man in Deutschland wohl nie gekommen. Die Migros Basel müsse aber aus dem Deutschland-Geschäft keine Millionenverluste verkraften.
Mit ihrer Expansion über die Landesgrenze wollte die Migros Basel 1995 unter anderem dem Kaufkraftabfluss ins nahe Ausland entgegenwirken. Die Rede war einst von bis zu 20 Läden ennet der Grenze. Der oberste Migros-Chef Herbert Bolliger hatte die Deutschland-Strategie schon im März in einem Interview für gescheitert erklärt.
Migros Zürich weiter präsent
Die Migros hat nicht nur von Basel aus versucht, im Ausland Fuss zu fassen. Zu einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe führte in den 1990-er Jahren die Expansion nach Österreich. Der Fall Basel liege allerdings ganz anders, sagt Detailhandelsexperte Ruedi Ergenzinger von der Uni Zürich zu Redaktion Tamedia: «Dieser Rückzug von Migros Basel kann auf keinen Fall mit dem verfehlten Engagement von Migros in Österreich in eine Linie gestellt werden. Damals passierten gravierende Managementfehler.»
Die Migros bleibt nach dem Rückzug der Basler indirekt weiter in Deutschland präsent: Die Migros Zürich hat letztes Jahr 300 Filialen der deutschen Supermarktkette Tegut gekauft.
Zu einem möglichen Zusammenhang der beiden Ausland-Engagements sagt Ergenzinger: «Es ist wenig wahrscheinlich, dass der Rückzug in Basel mit dem Zukauf von Tegut in Deutschland zu tun hat. Denn Fakt ist: Deutschland ist ein sehr kompetitiver Markt, weshalb sich ein Engagement als neuer Anbieter in gewachsenen Märkten als sehr schwierig erweist. Daher kann die Strategie der Migros Basel mit der Präsenz in Deutschland als gescheitert angesehen werden. Tegut wird wahrscheinlich in nächster Zeit revitalisert und bereit gemacht für die Expansion in Deutschland.»
SDA/mw/cpm
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