Noch einmal Vollgas, Tom Cruise!
Mit 56 Jahren spurtet der Hollywoodstar durch die sechste Folge der Kinoserie, und siehe da: «Mission: Impossible – Fallout» ist besser als alle Vorgängerfilme.

Eine Sekunde vor dem Untergang rettet er wieder einmal die Welt, viel mehr Zeit wäre ihm nicht geblieben. Dafür musste er Motorrad fahren, Helikopter fliegen, Felswände hochklettern und dazu stets auch noch Feinde bekämpfen. Alles geschafft, am Ende, ohne Pause. Und jetzt? Jetzt liegt Ethan Hunt einfach da, ausgepumpt, kaputt. Und der Film – die sechste «Mission: Impossible»-Folge – nimmt sich tatsächlich ein paar Sekunden Zeit zum Verschnaufen.
Mit 56 Jahren ist dieser Mann ohne Zweifel der fitteste Agent der Kinogeschichte. Man muss sich das einmal vorstellen: Seit 22 Jahren ist Tom Cruise nun schon im Dienst. Als er 1996 begann, hatte Pierce Brosnan gerade seinen Job als James Bond angetreten, und Matt Damon wusste noch gar nicht, wer Jason Bourne überhaupt ist. Brosnan ist unterdessen längst Geschichte und Damon zuerst zurückgetreten und dann in einem halbherzigen Film vom Rücktritt wieder zurückgetreten. Nur Tom Cruise hüpft und hechtet, als ob die Zeit ihm nichts anhaben könnte. «Wie geht es ihm?», fragt eine alte Bekannte einmal seinen Kumpel Luther. Und der antwortet: «Ach, er ist immer noch derselbe Ethan.» Das ist noch untertrieben. «Mission: Impossible – Fallout» ist die rasanteste und unterhaltendste Folge der ganzen Serie.
Den Durchhänger hatte die Reihe in der zweiten Folge
Das Prinzip ist immer dasselbe: Eine verschworene, von allen Regierungsstellen fallen gelassene Agentruppe rettet die Welt, und zwar im Drauflosstil: «Gibt es einen Plan?», wird immer wieder gefragt, worauf die Antwort von Tom Cruise stets ist: «Wir schauen dann!» Einen Durchhänger deswegen hatte die Reihe eigentlich nur ziemlich am Anfang. Der Hongkong-Actionspezialist John Woo stellte im zweiten Film eher seinen ureigenen Stil ins Zentrum als den Hauptdarsteller. Was nicht funktionierte. Aber der ebenbürtige Gegenspieler Philip Seymour Hoffman brachte Tom Cruise und seine Truppe in Film drei wieder auf Kurs. Und in der fünften Folge perfektionierte Christopher McQuarrie die Mischung zwischen abgefahrenen Stunts, liebenswerten Figuren und weltumspannender Handlung. «Rogue Nation» war so gut, dass der gleiche Regisseur wieder ran durfte. Und sich jetzt tatsächlich noch einmal übertraf. Weil es wirklich persönlich wird für Tom Cruise.
Die Reihe hatte um die Jahrtausendwende auch darunter gelitten, dass der Hauptdarsteller mit Scientology-Werbesprüchen mehr Schlagzeilen machte als mit Filmen. Aber mit McQuarrie scheint Tom Cruise, der immer auch als Produzent fungiert, wieder ganz bei sich zu sein. Er wirkt als Ethan Hunt unantastbar und zeitlos, und das nicht nur, weil er nicht zu altern scheint. Nein, weil er sich tatsächlich um sich und seine Liebsten kümmert – und damit um die ganze Welt.
Die Handlung ist selbstverständlich an den Haaren herbeigezogen. Aber macht Spass: Drei mit Plutonium gefüllte Kugeln, die jederzeit zu Atombomben verarbeitet werden können, sind geklaut worden. Damit wollen Anarchisten grosse Teile der Welt zerstören, denn «je grösser das Leid, desto grösser der Friede danach». Verschiedene Geheimdienste jagen den Kugeln hinterher, verschiedene Terror- und Verbrecherorganisationen ebenfalls. Sie arbeiten miteinander, gegeneinander, wer weiss das schon genau. Die Übersicht ist schwer zu behalten, aber das ist egal, denn Ethan Hunt – der auch als Oberterrorist verdächtigt wird – behält die Ruhe.
Das Gute daran: Trotz aller Abwegigkeit erzählt die Geschichte doch etwas über die heutige Welt, in der bis zu höchsten Stellen der Egoismus über dem Gemeinwohl steht. Die Stunts sind wirklich aussergewöhnlich, die Personen und die Kamera fliegen, als ob es keinerlei physikalischen Gesetze gäbe. Und viele nicht abgeschlossene Handlungsfäden, auch aus vorangehenden Filmen, werden in einem grossen Finale im fernen Kashmir zusammengeführt.
Gut möglich, dass die Reihe jetzt zu Ende ist
Was nun, Tom Cruise? Natürlich ist das Alter, oder die Alterslosigkeit, auch Thema des Films. Aber geht es weiter? Vielleicht mit Maske, die in «Mission: Impossible» ja zur Standardausrüstung gehört? Schwer zu sagen. Vorerst liegt der Agent ausgepumpt am Boden, regt sich nicht mehr. Sollte es das Ende der ganzen Reihe sein, gönnen wir Tom Cruise die Ruhe.
«Mission: Impossible – Fallout»: ab 2. August im Kino
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