Noch immer ein lohnendes Geschäft
Trotz deutlich sinkenden Zuschauerzahlen, denkt die Grossbank UBS nicht daran, ihren Sponsoring-Vertrag bei der Formel 1 zu kündigen.

Als Oswald Grübel im Februar 2009 an die Spitze der wankenden UBS berufen wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Grossbank mit der Formel 1 anbandeln würde. Der Mann, der als früherer CEO der Credit Suisse Wegbegleiter von Peter Sauber war, hat den Ruf, Formel-1-Fan zu sein. Er streitet es zumindest nicht ab.
Ein Jahr nur nach Grübels Amtsantritt war es dann spruchreif: Die UBS wurde Partnerin der Formel 1. Über Höhe und Dauer des Engagements wurde Stillschweigen vereinbart – geschätzt wurde der jährliche Betrag auf bis zu 100 Millionen Franken, die die Bank für Werbebanner entlang der Rennstrecke und VIP-Veranstaltungen, sogenanntes «Hospitality», auf dem Gelände bezahlt; mehr als 1000 Kunden – wenn nicht mehr – wurden und werden jährlich zu den Grands Prix eingeladen. «Die UBS suchte eine globale Sponsoringplattform, die unsere Kunden anspricht und unseren Brand weltweit vermarktet», begründete Grübel den Schritt. Die Formel 1 sei der ideale Partner, weil sie gleichermassen in Europa, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika vertreten sei.
Heute ist Oswald Grübel längst nicht mehr Chef der UBS, und die Formel 1 verliert Jahr für Jahr Millionen Zuschauer (siehe Text oben). Grübel konstatierte denn auch bereits vor zwei Jahren in seiner Kolumne in der Schweiz am Sonntag: «Das Management der Formel 1 muss sich fragen, ob die Zuschauerzahlen gehalten werden können, wenn eines Tages nur noch die Hälfte der heutigen Teams Rennen fahren kann. Es scheint, dass die erfolgsverwöhnte Formel 1 ihr eigener grösster Feind geworden ist. Sie konkurriert mit den Rennteams bei den Werbeeinnahmen, sie hat die Eskalation der Kosten nicht gebremst und ist in der Umwandlung von einer Privat- in eine Aktiengesellschaft nur mit sich selbst beschäftigt.» Kritische Töne. Trotzdem konstatierte Grübel: «Die Formel 1 bietet noch immer eine einmalige Werbeplattform.»
Das scheint nach wie vor auch die UBS so zu sehen, selbst wenn Oswald Grübel nicht mehr am Steuer sitzt. Anzeichen, dass die Bank angesichts der sinkenden Zuschauerzahlen und der abnehmenden Attraktivität der Rennen aus dem Formel-1-Geschäft aussteigen könnte, gibt es nicht: Die Formel 1 sei klar ein längerfristiges Engagement, sagt Sprecherin Eveline Müller. «Wir sind mit der Partnerschaft sehr zufrieden.» Natürlich sei es schade um den Klassiker in Deutschland (Ausstieg Hockenheimring), «aber wir freuen uns auf neue Rennen wie beispielsweise in Mexiko».
Dass die UBS dem Hockenheimring nicht nachweint, ist verständlich: Die Kundengewinnung in Deutschland steht nach dem Debakel um Steuerflüchtlinge ohnehin im Abseits. Vielmehr will die Grossbank im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien und Südamerika Kunden bei Champagner und deliziösen Häppchen am Rande der Rennstrecke akquirieren – vermögende Kunden. Deshalb gebe es überhaupt keinen Grund für die UBS, aus diesem Vertrag auszusteigen, so der Experte Hans-Willy Brockes, Leiter der europäischen Sponsoringbörse, die unter anderem Firmen bei Sponsoringentscheiden betreut und berät. «Trotz sinkender Zuschauerzahlen hegen gerade vermögende Menschen eine extrem hohe Affinität zu tollen und schnellen Autos.» Für die UBS gebe es ohnehin keine andere Möglichkeit für ein ähnlich weltumspannendes Engagement. «Da wird die Luft extrem dünn.» Brockes rät der UBS aber, in regelmässigen Abständen zu prüfen, wo im Engagement allenfalls justiert werden müsse. «Eine entscheidende Frage ist, wie wichtig die werbliche Präsenz entlang der Strecke ist.»
Keine Rabatte bei Ecclestone
Tatsächlich hat sich der Fokus des Vertrags zwischen der UBS und der Formel 1 im vergangenen Jahr verschoben, wie Sprecherin Müller bestätigt: Die Kundenevents an den Rennen erhielten mehr Gewicht, die Markenvisibilität auf der Rennstrecke wurde derweil deutlich zurückgeschraubt. Sprich: Die UBS investiert jetzt in erster Linie in die VIP-Events und weniger in die Bandenwerbung – auf der Tafel mit den Startlichtern allerdings bleibt das Logo mit den drei Schlüsseln. Brockes schätzt, dass sich auch das zurückgefahrene Engagement auf bis zu 80 Millionen Franken beläuft – und nicht, wie spekuliert, auf 30 Millionen. «Da geht es jetzt um weit mehr als nur 1000 Gratistickets», ist er überzeugt.
Dass die UBS von Bernie Ecclestone Vergünstigungen verlangen könnte, weil die Zuschauerzahlen sinken, dürfte eher unwahrscheinlich sein, da es generell unüblich ist bei Sponsoringverträgen, den Betrag an Zuschauerzahlen zu knüpfen. «Und Sie müssen wissen», sagt Hans-Willy Brockes, «Bernie Ecclestone gewährt niemals Rabatte.»
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