Notorisch unnahbar
Mit ihrer Band Sonic Youth war Kim Gordon 30 Jahre lang eine Spionin im Männerland des Rock. Nun hat sie ihr Leben aufgeschrieben. «Girl in a Band» ist eine Studie des anderen Geschlechts.

Kim Gordon lehnt sich nicht an. Sie sitzt kerzengerade in der Sitzecke einer New Yorker Hotellobby und nimmt einen Schluck von ihrem Entgiftungsgetränk. Die Pommes-frites-farbenen Haare umspielen ihre klaren Züge, als hätten die letzten dreissig Jahre nicht stattgefunden. Beinahe jedenfalls. Gordon zählt zweifellos zu den einflussreichsten Musikerinnen ihrer Generation. Über drei Jahrzehnte lotete ihre Band Sonic Youth die Schnittmenge zwischen Pop, Punk und Avantgarde aus, indem sie Krach und Konzeptkunst mit rebellischem Charme verknüpfte. Die Bassistin war Vorbild für Legionen von jungen Frauen, ob sie nun selbst Musik machen sollten oder sich anderweitig gegen lahme Rollenklischees wehrten. Ihre Autobiografie «Girl in a Band», die nun auf Deutsch erschienen ist, hat es in den USA auf Platz zwei der Bestenliste der «New York Times» geschafft.