Erneuter RückschlagNun droht Nadal das gleiche Schicksal wie Federer
Der 36-Jährige verpasst auch Madrid, für Roland Garros wird es knapp. Seine Hüftverletzung heilt einfach nicht. In einem Video wendet er sich mit ernster Miene an seine Fans.

Man kennt es von Roger Federer. Im Spätherbst seiner Karriere hörte man wochen-, ja monatelang nichts vom Schweizer, bis er sich per Video wieder meldete: mit schlechten Neuigkeiten wie neuerlichen Knieoperationen. Immer wieder versah er seine Botschaften noch mit einem Funken Hoffnung auf ein Comeback, bis er am 15. September 2022 definitiv seinen Rücktritt verkündete.
Die Fans von Rafael Nadal werden nun auf ähnliche Weise auf die Folter gespannt. Seine letzte Partie bestritt der 36-Jährige am 18. Januar in der zweiten Runde des Australian Open gegen Mackenzie McDonald. Unter Tränen quälte er sich gegen den Amerikaner über den Court bis zur bitteren Dreisatzniederlage. Er hatte im zweiten Durchgang bei einer ruckhaften Bewegung eine Hüftverletzung erlitten und konnte sich danach kaum mehr bewegen. Trotzdem spielte er die Partie fertig.
Die Prognosen waren gut, doch nun muss Nadal Turnier um Turnier absagen. Und in sechs Wochen steht Roland Garros an.
Die Untersuchungen ergaben damals eine Schädigung zweiten Grades am Lenden-Darmbein-Muskel des linken Beins. Dieser zieht sich von der Hüfte hoch bis in den unteren Rücken und ist der wichtigste Muskel für die Hüftbeugung. Mit anderen Worten: Ohne ihn geht beim Tennis nichts. Doch die Prognosen der Ärzte waren gut. Sie sagten voraus, Nadal werde spätestens zu Beginn der Sandplatzsaison im April zurück auf der Tour sein. Doch nun muss er Turnier um Turnier absagen
Nach längerem Schweigen wandte er sich jetzt mit einer längeren Videobotschaft an seine Fans: Mit ernster Miene gab er bekannt, dass er nach Monte Carlo und Barcelona auch für das Turnier in Madrid absagen muss, das nächste Woche ansteht. Nur noch gut sechs Wochen bleiben bis Roland Garros (ab 28. Mai). Bei seinem Lieblingsturnier, das er im vergangenen Jahr zum 14. Mal gewann, hätte er gerne nochmals voll angegriffen. Nun droht er es zu verpassen. Und dann wäre die Sandsaison vorbei.
«Die Genesungszeit hätte sechs bis acht Wochen betragen sollen», sagte Nadal im Video auf Spanisch. «Jetzt sind wir bei der 14. Woche.» Er sei allen Anweisungen der Ärzte gefolgt, aber die Heilung verlief trotzdem nicht wunschgemäss. Mitte April trainierte Nadal auf Sand, davon kursierten Videos. Inzwischen hat er wieder gestoppt. «Vor ein paar Tagen haben wir beschlossen, den Kurs ein wenig zu ändern, eine weitere Behandlung zu machen und zu schauen, ob sich die Dinge verbessern», sagte er.
«Ich kann keinen Zeitplan nennen», fuhr Nadal fort. Seine Hoffnung ist, vor Roland Garros wenigstens ein Turnier auf Sand zu bestreiten. Am 10. Mai steht noch Rom an, in der Woche vor dem Start des French Open wird in Genf und Lyon gespielt. Wahrscheinlich kein Sportler ist nach so vielen gravierenden Verletzungen wieder zurückgekehrt wie Nadal. Aber inzwischen scheint auch seine Kapazität erschöpft, Rückschläge wegzustecken. Auch mental. Das hatte er schon am Australian Open angedeutet.
Der Fuss, die Bauchmuskeln, die Hüfte – immer mehr Stellen seines Körpers melden sich.
Seit Juli 2022 geht beim Spanier gar nichts mehr. Nachdem er sich in Wimbledon im Viertelfinal gegen den Amerikaner Taylor Fritz trotz eines Risses im Bauchmuskel zum Sieg gelitten hatte, ehe er sich aus dem Turnier zurückzog, verlor er 8 von 13 Matches. In Roland Garros triumphierte er im vergangenen Jahr, indem er sich seinen linken Fuss von Leibarzt Angel Ruiz-Cotorro vor jedem Spiel mit mehreren Spritzen betäuben liess. Danach schaltete er die betroffenen Nerven im Fuss mittels Radiofrequenztherapie aus.
Der Fuss, die Bauchmuskeln, die Hüfte – immer wieder melden sich beim 22-fachen Grand-Slam-Sieger und Jungvater neue Körperteile. Die Tennisfans müssen befürchten, dass sein nächstes Video die Ankündigung seines Rücktritts ist. Das Bangen hat begonnen.
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