Nur Bierbauch-Ken fehlt noch
Nach Barbie wird nun auch ihr Freund Ken generalüberholt. Die Puppen werden diverser, geben die Realität aber immer noch nur begrenzt wider.

2016 war das Jahr, als Mattel seine Barbie-Puppen revolutionierte. Nebst dem Original – das mit ihrem Körperbau wissenschaftlich bewiesen gar nicht überleben könnte – kamen drei weitere Körpertypen auf den Markt: tall, curvy und petite; also gross, kurvenreich und zierlich. Schon 2015 wurden die Puppen auch in verschiedenen Haut- und Haarfarben produziert und trugen zum ersten Mal flache Schuhe.
Neuer Style für Plastikpuppe Ken: Das spiessige Image gehört der Vergangenheit an. (Video: Tamedia/Vizzr)
Dank der Vielfalt an Körpertypen, Hautfarben und Kleiderstilen solle jedes Mädchen eine Barbiepuppe finden, mit welcher es sich identifizieren könne, lautete es in der Pressemitteilung. «Wir glauben, dass wir gegenüber Mädchen und Eltern in der Verantwortung sind, ein breiteres Verständnis von Schönheit zu präsentieren», liess sich Evelyn Mazzocco, Senior Vice President und Global General Manager von Barbie im Communiqué zitieren.
Barbies beeinflussen das Schönheitsideal
Nun, zwei Jahre nach der Verwandlung von Barbie ist ihr Langzeitgefährte Ken (die beiden sind seit 1961 ein Paar) an der Reihe. Am Dienstag stellte Spielzeughersteller Mattel das diverseste Line-up von Ken vor: 15 neue Puppen, sieben Hautfarben, acht Haarfarben, neun Frisuren und etliche neue Kleiderstile. Und natürlich auch neue Körpertypen. Ken hat im Gegensatz zu Barbie jedoch nur das Anrecht auf zwei neue Figuren: Nebst dem Original gibt es jetzt zusätzlich den schlanken (slim) Ken und den breiten (broad) Ken. Einzige Unterschiede zum Original sind schmalere oder breitere Schulter- und Hüftbreite, sowie Bizeps- und Wadenumfang.
Dass Barbies das Frauenbild von Mädchen negativ beeinflussen, stellte Ende 2016 eine Studie der School of Psychology Adelaide in Australien fest. Damals wurden 160 Mädchen zwischen fünf und acht Jahren in zwei Gruppen untersucht. Die eine Gruppe mit denjenigen Mädchen, die mit Barbie-Puppen spielen, die andere mit Mädchen, die dies nicht tun. Bei der anschliessenden Befragung kam heraus, dass das Schönheitsideal der beiden Gruppen sich stark unterscheidet: Die «Barbiespielerinnen» empfanden «Dünnsein» als «schön und erstrebenswert».
Vielfalt, aber Hauptsache athletisch
Die Diversifizierung der Puppen in unterschiedlichen Grössen, Körpertypen, Haut- und Haarfarben war eine direkte Reaktion von Mattel auf die immer lauter werdende Kritik, die Puppen gäben ein schlechtes Schönheitsideal ab. Auch die Konsumenten wussten den Wandel wohl zu schätzen, denn die Absatzzahlen der Spielzeugpuppe waren dank der «Barbie Fashionistas» genannten Reihe erstmals wieder positiv. Zuvor sanken die Verkaufszahlen während acht Quartalen jeweils im zweistelligen Prozentbereich.
Trotzdem bleibt die Frage, ob die Puppen bereits ein «breiteres Verständnis von Schönheit» präsentieren. Selbst die Curvy-Edition der Barbie und die Broad-Version von Ken sind noch sehr athletisch modelliert. Während die verschiedenen Hauttöne und Haarfarben, ja sogar Augenfarben ein sehr breites Spektrum der Realität abbilden, ist der Körperbau mit wenigen Unterschieden doch noch sehr sportlich und spiegelt damit nur einen Teil der Bevölkerung wider. Für das grösste Aufsehen sorgt auf Twitter zurzeit übrigens der Ken mit «Man Bun», also Herrendutt-Frisur. Und wann kommt der adipöse Ken?
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