«Nur noch wenige wollen den ganzen Tag die Piste runterfahren»
Arosas Kurdirektor Pascal Jenny sagt, der Wintersport werde nur in hoch gelegenen, grossen Gebieten überleben. Den übrigen rät er von Investitionen in Skilifte ab.

Sie konnten in Arosa Lenzerheide die Frequenzen während der Feiertage gegenüber 2015 steigern. Warum kommen Schneesportler, wenn kein Schnee gefallen ist?
Sehr wichtig war, dass wir künstlich beschneien konnten. Es hat sich ausgezahlt, dass wir hier investierten – und dass man vor über 20 Jahren den Einsatz von Schneekanonen gesetzlich ermöglichte. Für den Erfolg während der Feiertage war aber sicher das gute Wetter mindestens ebenso wichtig.
Schneekanonen sind ökologisch fragwürdig, daher auch umstritten.
Es hat sich aber viel getan in den letzten 20 Jahren. Die damaligen Schneekanonen verbrauchten deutlich mehr Ressourcen als unsere heutigen. Und Fakt bleibt: Hätten unsere Vorgänger in den 90er-Jahren nicht für die künstliche Beschneiung gekämpft, wäre heute die Hälfte aller Skigebiete vermutlich ausgestorben. Und wir hätten viele Arbeitsplätze verloren. Dank der Schneekanonen werden wir auch in 50 Jahren noch Wintersport treiben können, falls kein natürlicher Schnee mehr liegen sollte.
Die Zukunft liegt aber doch wohl nicht bloss in Schneekanonen?
Nein, sicher nicht. «Alles fährt Ski» – die Zeiten, als dieser Spruch galt, sind vorbei. Die heutigen Gäste sind anders als jene vor ein paar Jahrzehnten. Es gibt nur noch wenige, die den ganzen Tag die Piste runterfahren wollen. Heute macht man das vielleicht zwei Stunden lang, danach will man Abwechslung. Darum werden ergänzende Angebote wie unser Arosa Humorfestival immer wichtiger. Es gibt Destinationen, die sich ernsthaft überlegen sollten, ob Investitionen in den Wintersport noch sinnvoll sind.
Sie glauben, dass Skigebiete verschwinden werden?
Ja, unsere Branche wird als Ganzes so nicht zu erhalten sein. Ich erwarte einen Konzentrationsprozess: In den grossen Destinationen wird der Wintersport überleben. Aber die kleinen sowie jene unter 1200 Metern sollten umsatteln und verstärkt auf den Sommer setzen. Wir haben hier bei uns das kleine Skigebiet Hochwang, wo man aktuell aufgrund des fehlenden Schnees kurzfristig unsere Sommer-Trottinette aus Arosa im Wintereinsatz hat. In solchen Angeboten und Flexibilität liegt viel Potenzial.
Ausser Humorfestival und Trottinett: Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Da ist sehr vieles denkbar: Kunst, klassische Konzerte, vielleicht sogar Angebote zur Weiterbildung. Bei uns in Arosa: Wieso nicht die beliebte Nische der Hundeschlittenkurse ausbauen und vermehrt auf Tiererlebnisse setzen? Bald werden wir das neue Bärenland eröffnen. Und die Leute sind begeistert vom schwarz gefrorenen Obersee.
Sind Sie insgesamt optimistisch für die nächsten Jahre?
Für unser Gebiet: Ja, weil wir in den richtigen Bereichen investiert haben.
Der Tourismus leidet unter der Frankenstärke. Eine echte Abschwächung ist nicht in Sicht. Macht Ihnen das nicht Angst?
Ehrlicherweise muss man sagen: Das schöne Resultat während der Feiertage kam vor allem dank Schweizer Gästen zustande. Ich stelle aber seit ungefähr einem halben Jahr fest, dass die besorgten Anfragen wegen der Frankenstärke bei uns deutlich nachlassen. Offenbar ist unsere starke Währung als Realität inzwischen teilweise akzeptiert.
Letzte Woche brannte in Arosa das Posthotel Holiday Villa nieder. Wie geht es dort weiter?
Wir sind im Moment dabei, für die betroffenen Gäste neue Plätze zu organisieren, und dann stellt sich in der Tat die Frage nach der weiteren Zukunft. Das Posthotel verzeichnete im letzten Jahr starke Wachstumsraten. Die gute Nachricht ist, dass die Leute, die bei dem Brand zu Schaden kamen, alle auf dem Weg zur Besserung sind. Aber der Schock, der ist bei uns allen noch da.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch