Nur zwei Prozent der Schüler machen einen Sprachaustausch
Das Ziel sind hundert Prozent. Die Zahl steigt zwar, doch die Unterschiede zwischen den Kantonen sind gross.

Mit ihrer Mehrsprachigkeit wäre die Schweiz eigentlich ideal für Sprachaustausche. Das Ziel, dass jede Schülerin und jeder Schüler einmal einen Aufenthalt in einer anderen Sprachregion absolviert, wurde aber erst im letzten Jahr vom Bundesrat formuliert. Und dass die Realität von der politischen Vision noch weit entfernt ist, zeigten erste Auswertungen im Schuljahr 2016/2017: Gerade mal zwei Prozent aller Schüler der 1. bis 12. Klasse haben damals an einem Aufenthalt teilgenommen.
Nun hat die Agentur Movetia, die den Austausch im Auftrag des Bundes und der Kantone fördert, die Zahlen aus dem vergangenen Schuljahr veröffentlicht: 2000 «Mobilitäten» mehr als im Vorjahr wurden erfasst, insgesamt über 19000. Der Anstieg sei nicht zuletzt der Zunahme des Klassenaustausches in der Schweiz zu verdanken. Die Auswertung ist aber mit Vorsicht zu geniessen. «Wir erhalten teils unvollständige Daten von den Kantonen», sagt Christine Keller, Leiterin Schul- und Erwachsenenbildung bei Movetia. Um dem künftig entgegenzuwirken, strebt die Agentur eine Erhebung durch das Bundesamt für Statistik an. Diese benötigt indes eine gesetzliche Verankerung.
In der Umfrage zum vergangenen Schuljahr konnten die Kantone erstmals ihre personellen und finanziellen Möglichkeiten offen legen. Die Unterschiede sind gross: Stellt etwa der Kanton Wallis 220 Stellenprozente für die Koordination von Sprachaustauschen zur Verfügung, sind es im Kanton Zürich lediglich 5 bis 10 Prozent. Dass der Kanton Wallis der neue Spitzenreiter in Sachen Sprachaustausch ist, erstaunt daher nicht. 6,4 Prozent aller Schülerinnen und Schüler konnten hier im Schuljahr 2017/18 einen Austausch absolvieren – fast 3000 Kinder und Jugendliche.
Voneinander profitieren
«Wir konnten in den vergangenen Jahren viel von unserem kleinen Bruder profitieren», sagt auch Thomas Raaflaub, Austauschkoordinator des Kanton Berns. Die Nachbarkantone organisieren zusammen das Programm «2 langues – 1 Ziel». Dabei besuchen sich Schulklassen über die Sprachgrenze hinweg.
Im Kanton Bern sind die Mobilitäten von 1,3 auf 1,9 Prozent angestiegen. Bern befinde sich auf einem guten Weg: «Die hiesige Politik hat erkannt, dass die Zweisprachigkeit eine Chance und kein Nachteil ist», sagt Raaflaub.
Rückläufig sind derweil die Zahlen im Kanton Schaffhausen, beim letztjährigen Austauschsieger. Diese Entwicklung sei aber nicht beunruhigend, sagt der kantonale Austauschverantwortliche, Xavier Turpain. «Wann das Angebot genutzt wird, hängt stark vom Klassenzyklus der Lehrpersonen ab», erklärt er, «daher schwanken die Zahlen.» Zwar erteile der Kanton seinen Lehrpersonen den Auftrag, Austausche zu erfassen, «viele gehen aber an uns vorbei.» Turpain fordert von den Kantonen, finanzielle Verbindlichkeiten zu schaffen und so Mobilitäten stärker zu fördern.
Nicht alles wird gemeldet
Die rote Laterne abgeben konnte der Kanton Zürich. Doch mit 0,6 Prozent fällt die Austauschquote noch immer tief aus. «Movetia werden nur jene Austausche gemeldet, die vom Kanton finanziell unterstützt werden und somit der Bildungsdirektion bekannt sind», sagt Marion Völger, Chefin des Zürcher Volksschulamts. Im Februar habe das Amt aber eine nicht repräsentative Umfrage unter den Schulleitungen durchgeführt:
Demnach sei es an Zürcher Sekundarschulen verbreitet, etwa Klassenlager in der Westschweiz durchzuführen oder anderweitig Kontakte zupflegen. Im Schuljahr 2017/18 hätten sogar in 49 Prozent der Schulen eine oder mehrere Klassen Sprachaustausche durchgeführt. Völger sagt: «Diese Zahlen zeigen, dass der Kanton Zürich auf dem richtigen Weg ist.»
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