O-Bike & Co.: Wie geht diese Rechnung auf?
Grosser Aufwand, vermutlich wenig Ertrag: Welches Geschäftsmodell hinter dem Leihvelo-Boom stehen könnte.

Die Singapurer Firma O-Bike hat grosse Ziele. Dafür hat sie jüngst von Investoren frisches Kapital bekommen. Mit Risikokapital von 45 Millionen Franken ist die Firma aber ein kleiner Fisch. In Asien liefern sich derzeit rund 30 Verleihdienste ein Wettrennen um die Gunst der Kunden. Erste Mitbewerber sind bereits auf der Strecke geblieben. Das Feld führen Ofo und Mobike aus China an. Branchenprimus Ofo aus Peking ging 2014 an den Start und hat bereits Investorengelder über 1,3 Milliarden Dollar angezogen. Gegründet wurde das Unternehmen von chinesischen Studenten, denen auf dem Campus ihrer Universität ein günstiges Fortbewegungsmittel fehlte. Der grosse Ofo-Herausforderer Mobike steht dem kaum nach. Die Firma stammt ebenfalls aus Peking, wurde nur ein Jahr nach dem grössten Rivalen lanciert und hat schon mehr als 900 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt.
Beide Anbieter wollen den Markt in China beherrschen. Dort unterstützt die Regierung die Pläne der Velodienste. Denn sie sorgen für weniger Autoverkehr und damit weniger Smog in den Metropolen. Das Geschäft soll auch im Ausland wachsen. Mobike will die Anzahl der bedienten Städte in diesem Jahr auf 200 verdoppeln. Ofo bereitet offenbar den Start in der Schweiz vor. Laut der «Luzerner Zeitung» hat sich Ofo bei den lokalen Behörden erkundigt.
Auf Kundendaten abgesehen?
Während die Veloverleiher ihr Netz ausbauen, versuchen Experten zu entschlüsseln, wie die Unternehmen Geld verdienen können. Denn die Tarife sind stark gesunken. In China bezahlt ein Kunde rund 10 Rappen für eine 30-minütige Mietvelofahrt. Demgegenüber stehen die Kosten für die Anschaffung der Fahrräder und deren Wartung. Ein neues Ofo-Bike soll rund 40 Dollar kosten. Mobike hat teurere und günstigere Räder im Angebot. Die besseren Modelle sollen rund 400 Dollar wert sein.
Das Geschäftsmodell ist sehr kapitalintensiv, so Paul Gillis, Professor an der Pekinger Guanghua-Universität, gegenüber dem US-Sender CNBC. Es sei für ihn daher ein Rätsel, wie das aufgehen könne. Bereits wird darüber spekuliert, ob es die Mietvelo-Firmen auf das Depot der Kunden abgesehen haben. So verlangt etwa Obike in der Schweiz eine Sicherheit von 129 Franken. Einzelne Experten haben nun die These aufgestellt, dass die Velodienstleister das Geld gewinnbringend anlegen können. Doch das greift zu kurz. Im Zeitalter von tiefen Zinsen und hohen Bewertungen an den Anlagemärkten ist es selbst für Profis kein Leichtes, eine Rendite zu erzielen. Andere Analysten gehen davon aus, dass die Anbieter es auf die Kundendaten der Nutzer abgesehen haben, welche die Apps der Mietvelofirmen sammeln.
Mobike hat erklärt, die in China erhobenen Daten mit Stadtverwaltungen zu teilen. Derzeit würden die Daten aber noch gratis abgegeben. Zudem könnten die Mietvelofirmen ihre Apps für Angebote von Drittfirmen öffnen und so Einnahmen erzielen. Doch auch dort scheint unklar, wie das aussehen soll.
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