«Obama wurde für Fehler abgestraft, die er gar nicht gemacht hat»
Barack Obama brauche mehr Zeit, um seine Ideen umzusetzen. Das fordert die Mehrheit der Leser-Kommentare auf Tagesanzeiger.ch/Newsnetz.

Kommentare wie jener von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz-Leser Heinrich Schibli, der sich über die herbe Niederlage der Demokraten bei den Zwischenwahlen freut, sind in der Minderzahl. «Schön, am Morgen mit so einem Resultat aufzuwachen», schreibt er. Im mächtigsten Land der Welt habe die Vernunft über die Tagträumer gesiegt. Nur: «Ein kleiner Schönheitsfehler hat das Ganze: Im Senat konnten die Demokraten eine hauchdünne Mehrheit behalten», schreibt Schibli.
Auch User Josef Hofstetter findet den Sieg der Republikaner «richtig und wichtig». Obama habe nur wenige seiner Versprechen gehalten. «Die Krise kann man nicht den Republikanern ankreiden. Barack Obama hatte die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus», schreibt er.
«Nicht so enden wie die USA»
Den Grossteil der Leser von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz lässt das Ergebnis der US-Wahlen jedoch ratlos zurück. «Das Volk in den USA kann einen zur Verzweiflung treiben», schreibt etwa Kurt Aegeri. «Es wählt exakt die Leute, die für die Misere verantwortlich sind – die Politiker, die alles daran setzen, dass Obamas Schritte in die richtige Richtung unwirksam werden.» Das entbehre jeglicher Logik. Leser Georg Schillig versteht es nicht, dass das US-Wahlvolk Obama offenbar für Fehler abgestraft hat, die er gar nicht selber begangen habe. «Was vor Jahren falsch gemacht wurde, kann nicht innert zwei Jahren aufgeholt werden», schreibt er. Und warnt: «Wir müssen aufpassen, dass wir bei den nächsten Wahlen nicht die gleichen Lösungen übernehmen. Denn: Wer will so enden wie die USA?»
Ein düsteres Bild von Amerikas Zukunft malt Zack Miller: «Das lauwarme Lüftchen der Hoffnung und des Aufbruchs, welches mit der Wahl Obamas eingekehrt war, weicht dem hässlichen, eiskalten Wind der republikanischen Tea Party», schreibt er. Bald würden die Reichsten keine Steuern mehr bezahlen – und die Ärmsten keine Bildung mehr bekommen, befürchtet er. Auch Patrick Ulmer ist enttäuscht. «Die USA schaffen sich selber ab. Schade, dass viele nicht wählen gingen», schreibt er. Viele Amerikaner seien ob den Folgen der Krise wohl so verzweifelt, dass sie primär ans Überleben und nicht ans Wählen denken würden.
«Die gelösten Probleme sind schon vergessen»
Als «Signal» bezeichnet Bernhard Kobel das Wahlresultat. «Wir Europäer müssen endlich aufhören, Amerika als Vorbild zu sehen und den USA militärisch, technologisch, wirtschaftlich und politisch die Führungsrolle in der Welt zu überlassen. Dieser Staat ist im Innersten krank und hat die Vorbildrolle eines demokratischen, freiheitlichen Landes schon lange verloren», schreibt er. Für René Baron sind die Verluste der Demokraten eine normale Gegenbewegung. «Die von Obama gelösten Probleme sind bereits nicht mehr im kollektiven Gedächtnis», glaubt er. Und mit den verbleibenden Herausforderungen habe man Obama im Wahlkampf das Leben schwer gemacht. «Dass bei diesem Ping-Pong um die Macht die Probleme nie wirklich gelöst werden, liegt auf der Hand.»
Nüchtern analysiert Tagesanzeiger.ch/Newsnetz-Leser Peter Kunze: «Alle Präsidenten bekommen bei ihrer ersten Zwischenwahlen eins auf die Nase», schreibt er. Obama habe es aber schwer erwischt. «Sein naiver Ansatz der grossen Würfe im Konsens mit beiden Parteien ist definitiv gescheitert», glaubt Kunze, der gespannt ist, wie sich die Tea-Party-Vertreter nun ins Polit-Establishment einfügen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch