«Öko-Terrorist» ist frei
Marco Camenisch ist laut seinem Anwalt aus der Haft entlassen worden. Eigentlich hätte diese bis Mai 2018 gedauert.
Es ist das Ende eines der längsten Kapitel der Schweizer Justizgeschichte: Marco Camenisch, der sogenannte Öko-Terrorist, ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Das hat Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR) gestern unter Berufung auf zwei unabhängige Quellen berichtet. Am Abend bestätigte es Camenischs Anwalt gegenüber Radio SRF. Das Zürcher Amt für Justizvollzug, das für den Fall Camenisch zuständig ist, wollte das nicht tun: «Wir dürfen keine personenbezogenen Daten weitergeben. Ich unterstehe dem Amtsgeheimnis, und Straftäter haben ein Recht auf Persönlichkeitsschutz», sagte eine Sprecherin gegenüber dem TA.
Bereits vor einigen Tagen berichtete die NZZ, dass Camenisch vorzeitig aus der Haft entlassen werden soll. Damals war allerdings von Ende März die Rede. Seine Freiheitsstrafe würde eigentlich noch bis Mai 2018 dauern. Marco Camenisch sei aber mündlich eine vorzeitige bedingte Entlassung in Aussicht gestellt worden, hiess es.
Sprengstoffanschläge auf Hochspannungsmasten
Der Anarchist Camenisch verübte mit einem Komplizen 1979 Sprengstoffanschläge auf Hochspannungsmasten in der Schweiz. Nach der Verurteilung wegen der Anschläge floh er aus der Strafanstalt Regensdorf, der heutigen Justizvollzugsanstalt Pöschwies. Beim Ausbruch wurde ein Aufseher getötet.
Daraufhin tauchte Camenisch in Italien unter. Nach einer mehrjährigen Flucht wurde er von einem Grenzwächter in Graubünden erwischt, als er das Grab seines Vaters besuchte. Camenisch erschoss den Grenzwächter und flüchtete. Er bestreitet die Tat bis heute. Weniger als zwei Jahre später verletzte er einen Polizisten in Italien mit einer Schusswaffe schwer. 1991 wurde er schliesslich in Italien verhaftet, 2002 an die Schweiz ausgeliefert.
Für Linksradikale ein politischer Gefangener
Marco Camenisch gilt in linksradikalen Kreisen als politischer Gefangener. Seiner politischen Gesinnung ist er bis heute treu geblieben: «Das Gefängnis hat meine kritische Haltung dem Staat gegenüber noch verstärkt», sagte er vor einigen Jahren in einem Interview mit der «Südostschweiz». Von der politischen Gewalt habe er sich aber distanziert. Seine politische Einstellung war schliesslich auch ein Grund, weshalb er nicht bereits nach zwei Dritteln der Haft entlassen wurde, wie es sonst im Strafvollzug bei guter Führung üblich ist.
Interessanterweise beurteilten die Behörden den regen Briefkontakt, den er während seiner Gefangenschaft mit linksradikalen Kreisen pflegte, als erfreulich. Dieses «soziale Netz» sei ein positiver Faktor für eine schrittweise Eingliederung in die Gesellschaft. Deshalb erhielt Camenisch bereits 2016 regelmässig Urlaub, wie die NZZ berichtete. Laut Radiotelevisiun Svizra Rumantscha besteht die Möglichkeit, dass sich Camenisch nun im Tessin niederlässt.
Laut Radiotelevisiun Svizra Rumantscha besteht die Möglichkeit, dass sich Camenisch nun im Tessin niederlässt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch