Österreich belebt den Nachtzug
Die Österreichischen Bundesbahnen zeigen ihre neuen Nachtzüge. Die Schweiz diskutiert noch über die Finanzierung.

Der Traum von einem dichteren Nachtzugnetz in Europa lebt. Was vor einiger Zeit mangels Rentabilität eingestampft wurde, erlebt heute eine Renaissance. Das Bedürfnis nach einer umweltfreundlicheren Art zu reisen lässt die Nachfrage in die Höhe schnellen. In der Schweiz sind die Bemühungen vorhanden, wenn auch noch zaghaft, dereinst wieder Nachtzugverbindungen in die grossen europäischen Metropolen zu etablieren. Doch eines scheint gegeben: Ein Nachtzugnetz aus der Schweiz heraus dürfte nicht von Anfang an rentabel sein.
Die Österreicher machen es vor: Sie betreiben seit 2017 wieder einige Nachtzugverbindungen. So etwa auch von Zürich nach Berlin. Die ÖBB haben erst diese Woche ihren neuen Nachtzug präsentiert, der 2022 fahren soll. Er bietet einiges: vor allem mehr Komfort, mehr Privatsphäre, eine moderne Einrichtung mit allen Annehmlichkeiten. Damit würde auch der letzte Mief der doch teilweise arg in die Jahre gekommenen Schlafwagen ausgetrieben.
Modernere Nachtzüge sind Bedingung, damit auch in Zukunft die Nachfrage hoch gehalten werden kann. Denn die Bahn hat zwei gewichtige Nachteile gegenüber dem Flugzeug: Erstens sind die Preise meist noch immer höher. Zweitens sind die Reisezeiten, wenn auch über Nacht erträglicher, meist länger. Da hilft es, wenn die Züge mit gutem Komfort aufwarten, um die Kunden bei der Stange zu halten. Denn beim Netzausbau geht es nun auch darum, den momentanen Hype in eine nachhaltige Nachfrage umzuwandeln. Und da kommen die neuen Züge gerade recht.
Grösstes Wachstum in der Schweiz
Die Verbindungen der ÖBB in und aus der Schweiz sind besonders beliebt. Der grösste Zuwachs auf den Strecken war denn auch zwischen Zürich und Wien zu verzeichnen, wie die «Schweizerische Eisenbahnrevue» schreibt. In den ersten drei Quartalen nutzten bereits 1,4 Millionen Passagiere die verschiedenen Verbindungen des Nightjets der ÖBB. Gleich viele wie im ganzen Jahr 2017, als das Angebot aufgenommen wurde.

Der Ausbau geht weiter: So werden ab 2020 Verbindungen von Wien nach Brüssel dazukommen. Ab Dezember soll es dann eine Verbindung von Wien nach Amsterdam geben. Das dortige Verkehrsministerium unterstützt diesen Ausbau mit 6,7 Millionen Euro bis 2024.
Die SBB sind Partner der ÖBB beim Betrieb der Nachtzüge, profitieren also auch von der Nachtzugrenaissance. Worauf der Bund bei der Festsetzung der strategischen Ziele im Dezember 2018 für die SBB für die Jahre 2019 bis 2022 verzichtet hat, ist eine klare Vorgabe an die SBB, den Nachtzugverkehr auszubauen. Seither hat sich aber der politische Druck deutlich erhöht.
Politiker forderten, dass die SBB selber ihr Netz wieder aufbauen. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat in der nationalrätlichen Verkehrskommission unlängst aufgezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, um einen generellen Nachtzugausbau zu unterstützen. Und vor allem, welche Herausforderungen dabei beseitigt werden müssten.
«Falls erwünscht, wäre das Bundesamt bereit, einen Verzicht auf einen Deckungsbeitrag aufgrund eines Antrages der SBB zu prüfen.»
Die wohl einfachste Möglichkeit, wie der Bund einen Ausbau unterstützen kann, ist die Senkung des Trassenpreises für internationale Züge. Also des Preises, der anfällt, wenn eine bestimmte Zugstrecke genutzt werden soll. «Falls erwünscht, wäre das BAV bereit, einen Verzicht auf einen Deckungsbeitrag aufgrund eines Antrages der SBB zu prüfen», sagt Bundesamtsprecher Michael Müller. Die Entlastung durch diese Massnahme würde im tiefen einstelligen Millionenbereich liegen, so Müller weiter.
Auch möglich wäre eine Subventionierung der internationalen Zugverbindungen. Doch hier müsste eine EU-Richtlinie beachtet werden, die Subventionierungen von Leistungen im Wettbewerb untersagt, heisst es beim BAV. Als entsprechend schwierig dürfte sich erweisen, dies zeitnah umzusetzen.
Eine dritte Möglichkeit wäre die internationale Ausschreibung von Nachtzügen. Ein solches Verfahren steht auch ausländischen Bahnen offen. Der Öffnung des schweizerischen Bahnsystems stand man in der Vergangenheit jedoch skeptisch gegenüber. Zudem: «Dazu müssten die rechtlichen Voraussetzungen vertieft abgeklärt werden, und es wäre voraussichtlich nur möglich, wenn die Schweiz die EU-Richtlinie zur Öffnung des internationalen Personenverkehrs übernehmen würde», sagt der BAV-Sprecher. Dazu braucht es aber den entsprechenden politischen Willen.
Gleichzeitig mit der Politik versuchen auch die SBB vorwärtszumachen. Sie haben vor, die Partnerschaft mit den ÖBB zu vertiefen. Um dereinst mehr Verbindungen nach Europa zu bieten und eine wirkliche Konkurrenz zu Flugreisen zu werden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch