
Seit 28 Jahren ist er Präsident des Österreichischen Skiverbands: Peter Schröcksnadel. Die Geschichte seiner Präsidentschaft wird häufig als Erfolgsgeschichte erzählt. Die Kurzversion geht so: Als er den Verband 1990 übernahm, war dieser finanziell am Abgrund. Heute aber ist er bestens aufgestellt und sportlich erfolgreich, Schröcksnadel sei Dank.
Schröcksnadel ist nicht nur Funktionär, sondern vor allem auch Unternehmer. Er hat zahlreiche Skigebiete in marodem Zustand übernommen und die meisten in die schwarzen Zahlen geführt. Jetzt soll der Mister Ski aus Österreich auch die Saastal-Bergbahnen retten. Denn diese brauchen dringend Geld: Sie müssen die fast 50-jährige Hannigbahn ersetzen und befürchten Liquiditätsengpässe. Schröcksnadels gleichnamige Unternehmensgruppe will 12 Millionen investieren – und mittelfristig eine Mehrheit der Aktien übernehmen.
Denn nebst den jetzt geplanten knapp 30 Prozent Aktienanteil können die Schröcksnadels auch den Anteil des amerikanischen Hedgefonds-Managers Edmond Offermann übernehmen. Dieser wollte noch im Frühling das Geld selber einschiessen – unter der Bedingung, dass er direkt 51 Prozent der Aktien bekommt. Er scheiterte, die Aktionäre lehnten den Deal ab. Darauf trat die Schweizer Skilegende Pirmin Zurbriggen als Präsident der Bergbahnen zurück.
Die Schweiz ist für Schröcksnadel tatsächlich kein Fremdland.
Und jetzt soll einfach der nächste ausländische Investor die Aktionäre überzeugen? Erstens brauche man das Geld dringend, sagt Roger Kalbermatten, Gemeindepräsident von Saas-Fee, zum «Blick». «Und die Österreicher ticken ja wie wir.» Er sei zuversichtlich, dass die Generalversammlung der Bergbahnen den Deal dieses Mal absegnet.
Die Schweiz ist für Schröcksnadel tatsächlich kein Fremdland. Sohn Markus, der mittlerweile das operative Geschäft vom Vater übernommen hat, hält Anteile an der Savognin-Bergbahnen AG und ist dort Verwaltungsratspräsident. Und schon zu Beginn der unternehmerischen Karriere Peter Schröcksnadels hatte ein Schweizer seine Finger im Spiel: Der Werbefachmann Leo Chavanne soll ihn laut der Wiener Tageszeitung «Der Standard» 1964 gedrängt haben, in farbige Pistenmarkierungen zu investieren. Er solle diese an Skigebiete verschenken und sie dafür mit Werbung versehen. Der damals 23-jährige Jusstudent Schröcksnadel beendete sein Studium und zahlte 10'000 Franken für die Lizenz – heute dominiert sein Unternehmen Sitour den Markt für Pistenmarkierungen und Werbeflächen in den Alpen und ist weltweit erfolgreich.
Doch Schröcksnadel ist nicht nur für seinen Erfolg bekannt, sondern auch für seine Tritte ins Fettnäpfchen. Zwei jüngere Beispiele: Im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen im österreichischen Skiteam sagte er, er könne in der Zeit seiner Präsidentschaft das eine oder andere «Pantscherl» nicht ausschliessen – aber ein «Pantscherl» sei ja kein Übergriff. Und den Dopingvorwurf gegen österreichische Biathletinnen tat er mit den Worten ab, Österreich sei ein zu kleines Land für gutes Doping. Gut für Saas-Fee, dass Schröcksnadel bei Investitionen in Bergbahnen meist eher richtiglag als bei der Wortwahl in heiklen Fragen.
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Österreichs Mister Ski investiert in Saas-Fee
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