Offenbar doch noch Chance auf Koalitionsregierung in Italien
Plötzlich ist in Rom nach einer weiteren Sondierung die Rede von «neuen Möglichkeiten» für eine Regierung.

Die Bildung einer Übergangsregierung in Italien verzögert sich weiter. Der Grund: Offenbar gibt es doch noch Chancen auf eine politische Koalition. Der Präsidentenpalast bestätigte am Mittwoch, dass Staatschef Sergio Mattarella und der designierte Premier Carlo Cottarelli warten, bis klar sei, ob es noch eine Einigung zwischen den Parteien geben könne. Unklar war, welche Parteien gemeint waren. Cottarelli sagte in einer nach einem Treffen mit Mattarella veröffentlichten Erklärung, es gebe nach einem weiteren Sondierungsgespräch «neue Möglichkeiten» für eine Regierungsbildung.
Diese beträfen die «Geburt einer politischen Regierung» auf Grundlage des Ergebnisses der Parlamentswahl vom 4. März. «Dieser Umstand, der auch die Spannungen am (Finanz-)Markt in Erwägung zieht, hat ihn bewogen, weitere Entwicklungen abzuwarten.»
Das Bündnis aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und fremdenfeindlichen Lega war am Sonntag geplatzt, nachdem Mattarella sich geweigert hatte, den Euro- und Deutschland-Kritiker Paolo Savona zum Finanzminister zu ernennen. Daraufhin hatte Mattarella dem Finanzexperten Cottarelli den Auftrag gegeben, eine Expertenregierung zu bilden, um das Land zu einer Neuwahl zu führen.
Polit-Krise erhöht Finanzierungskosten drastisch
Derweil treibt die politische Krise in Italien die Finanzierungskosten für das Land in die Höhe. Dies geht aus einer Aufstockung dreier langlaufender Staatsanleihen vom Mittwoch hervor. Positiv zu werten ist jedoch, dass ein grossangelegter Käuferstreik ausblieb. Dennoch blieb die Nachfrage bei einer Anleihe hinter den Erwartungen zurück. Die italienische Börse reagierte negativ auf die Auktion.
Die drittgrösste Euro-Volkswirtschaft versteigerte drei Anleihen mit Laufzeiten von fünf, sieben und zehn Jahren. Insgesamt nahm das Land damit frisches Kapital in Höhe von 5,57 Milliarden Euro auf, wie aus Angaben der Schuldenverwaltung hervorgeht. Geplant waren bis zu sechs Milliarden Euro.
Obwohl die Nachfrage der Anleger im Vergleich zu früheren Auktionen anstieg, erhöhten sich die zu zahlenden Renditen erheblich. Bei der fünfjährigen Anleihe stieg sie von 0,56 auf 2,32 Prozent, während der durchschnittliche Zins der siebenjährigen Anleihe von 1,7 auf 3,0 Prozent anstieg. Die Rendite des zehnjährigen Papiers schnellte von 0,23 auf 2,0 Prozent.
Im Vorfeld der Versteigerung hatte es unter Marktteilnehmern Spekulationen gegeben, die Auktion könnte angesichts des schlechten Marktumfelds sogar abgesagt werden. Am Dienstag war es am italienischen Anleihemarkt zu Verwerfungen gekommen. Auslöser war die schwere Polit-Krise, deren Kern die EU- und eurokritische Haltung der derzeit dominierenden politischen Kräfte im Land ist.
SDA
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